Der Aacher Brunnen
Wer von der Bundesstraße B294 durch den Wald nach Obermusbach kommt, der sieht als erstes Gebäude auf der rechten Seite, gegenüber dem Hof 1, ein kleines Steinhaus, einer Garage ähnlich.
Dies ist ein Brunnenhaus. In ihm wird eine Quelle gefasst, deren Wasser durch eine lange Leitung zur Gemeinde Aach geleitet wird.
Dort werden heute durch diese Quelle die öffentlichen Brunnen versorgt. Früher diente sie einmal der Wasserversorgung der Gemeinde Aach. In der alten Zeitung „Der Grenzer“ finden wir im Jahr 1907 drei Anzeigen, die sich auf den Bau der Wasserleitung beziehen.
In den Freudenstädter Heimatblätter Band XLVII Nr. 5 haben Hans und Mami Lambacher aus Aach einen Bericht „Wasser ist Leben“ zu den Aacher Brunnen geschrieben. Diesen wollen wir mit freundlicher Genehmigung in Teilen hier wiedergeben.
Eine lange Leitung
Von alters her wurde das Wasser tagtäglich am Brunnen geholt. In großen Gefäßen trug man das Brunnenwasser in die Häuser, eine mühsame Arbeit. Doch waren die Brunnen -nicht nur in Aach- auch beliebte Treffpunkte.
Zu Beginn des 20.Jahrhunderts wurde jedoch eine zentrale Wasserleitung geplant. Das Wasser sollte in gusseisernen Röhren in alle Häuser geleitet werden. Da man in Aach keine Quelle mit entsprechender Schüttung und Wasserqualität vorfand, war man gezwungen, in den Nachbargemeinden auf Suche zu gehen.
In Musbach, wo auch die beiden Quellflüsse Stocker- und Kübelbach entspringen, die zusammen mit dem Ettenbach in Aach dann die Glatt bilden, wurde man fündig. Die Quellfassung mit dem Wasserhäuschen liegt auf der linken Straßenseite am Ortsende von Obermusbach, in Richtung Bengelbruck/Klosterreichenbach.
Die Wasserleitung führt dann durch Obermusbach, an der Schule vorbei zur Gemeinde Grüntal. Es geht weiter über den Bergrücken in Richtung Birkenhözle und dann hinunter zum Kübelbach. Die Leitung unterquert oberhalb des Aacher Eisenbahnviadukts die Bundesstraße 28 und endet bei dem ersten Hochbehälter an der Dornstetter Straße, gegenüber dem Bahnübergang.
Eine lange Leitung (knapp 5 km), die es zu unterhalten galt, die aber Aach mit gutem Trinkwasser versorgte.
Eitel Freude herrschte, als in den Häusern das Wasser auf dem Hahn sprudelte und man nicht mehr gezwungen war, das kostbare Nass mit Kübeln und Eimern vom Brunnen nach Hause zu schleppen.
Mit einem Wasserfest im Jahre 1908 wurde die neue Wasserleitung eingeweiht. Deren Bau hat sehr viel Aufwand bedeutet. Man bedenke, dass alle Arbeiten auf der langen Strecke von Obermusbach bis Aach ohne die heute zur Verfügung stehenden Maschinen, sondern per Hand bewältigt werden mussten.
Die Musbacher Quelle war wiederholt Ziel für die Schulausflüge der Aacher Grundschule, um die Schüler mit der Wasserversorgung vertraut zu machen.
Aufgrund des Bevölkerungszuwachses und des steigenden Wasserverbrauchs pro Person (Toilettenspülung) war die Gemeinde gezwungen, die Musbacher Quelle um die Jahre 1967/1970 1) neu zu fassen und mit einem Brunnenhaus zu versehen. Hierzu kam ein neuer größerer und höher gelegener Hochbehälter beim Hochgericht. Später, im Zusammenhang mit der Eingemeindung nach Dornstetten, ist Aach an die zentrale Wasserversorgung von Dornstetten angeschlossen worden. Dies bedeutet, dass seither der größere Anteil unseres Wassers aus der Trinkwasserversorgung „Kleine Kinzig“ stammt.
Brunnen sind Kulturgut
Die Aacher Brunnen werden heute überwiegend von drei Quellen gespeist. Die eine Brunnenstube befindet sich in der Nähe des Bahndamms beim Aacher Viadukt und versorgt acht Aacher Brunnen. Eine weitere Quelle liegt am Bahndamm bei der Dornstetter Straße. Hier wurden allerdings bei Bauarbeiten Quelladern beschädigt, so dass die Schüttung erheblich nachgelassen hat. Die beiden Brunnen, die sie versorgt, bekamen nicht mehr ausreichend Wasser, so dass eine Anbindung an die frühere Wasserversorgung -die Quelle in Musbach- unerlässlich war. Der im Neubaugebiet erstellte Brunnen am Beginn der Brunnenstraße wird ohnedies über diese Leitung versorgt.
Wenn wir das Kulturgut der Brunnen trotz Erderwärmung trockener und heißer Sommer erhalten wollen, führt kein Weg daran vorbei, das Leitungssystem und die Brunnenstuben besser und nachhaltiger zu pflegen und durch eine Verbindung der Versorgungsleitungen für ausreichend Wasser zu sorgen. Dabei verdient die alte Trinkwasserleitung von Musbach, gerade auch im Hinblick auf eine Ausbesserung bei Rohrbrüchen, unsere besondere Aufmerksamkeit.
Wasser ist Leben und lässt Leben entstehen!
Ein netter, manchmal fachlicher Austausch von Gießkannenträgern und Hobbygärtnern am Brunnentrog ist genauso Leben, wie wenn sich zwei Rentner auf dem Brunnenbänkle im Baumschatten unterhalten oder beim Bäckerbrunnen ihren Cappuccino trinken. Hier kann man nur sagen „wohl dem, der einen Brunnen vor dem Haus hat“!
Foto und Text von Hans Rehberg sowie Hans und Mami Lambacher. 1) Nach Obermusbacher Zeitzeugen fand diese Erneuerung bereits 1961/62 statt.
Letzte Änderung am 21.09.23