Unser Dorf

Die Geschichte von Obermusbach, eine Teilgemeinde von Musbach.

Ehemaliger Gasthof zum Ochsen um 2016
Ehemaliger Gasthof zum Ochsen um 2016

Aus der Vergangenheit

Obermusbach ist ein freundliches Dorf in freier Lage am Stockerbach, einem Quellbach der Glatt. Weite Tannenwaldungen umgeben den Ort mit seinen großen Bauernhäusern.
Eine schöne enge Waldstraße verbindet den Ort nach Norden mit der Höhenstraße Freudenstadt – Pforzheim.
Nach Süden gelangt man über Untermusbach und Grüntal nach Freudenstadt und über Hallwangen nach Dornstetten und Pfalzgrafenweiler.
Mit einer Markungsfläche von 821 ha, war Obermusbach ein Teil des Benediktinerklosters Reichenbach. Stattliche Lehenshöfe bildeten den Ort. Im Jahre 1072 stiftete der Edle Beno von Siegburg sein Gut in Reichenbach zum Bau eines Klosters. Nach Prof. Eimer 1) kaufte Beno 1072 das Dorf Obermusbach von den Grafen zu Neuneck und schenkte es dem Kloster. 
Im Schenkungsbuch des Klosters Reichenbach findet sich eine Schenkung von Wazelin und Manegold an das Kloster um 1085. Diese Schenkung beinhaltet einen Hof (curtis) in der Villa Dornstetten, wobei mit Villa nicht die Stadt sondern eher die Mark, also das Waldgeding gemeint ist. 3)  Auch wenn es nur eine Vermutung des Verfassers ist, so ist ein Hof in Obermusbach durchaus am wahrscheinlichsten. In der „Kurzen Geschichte des Klosters Reichenbach“ von Mack heißt es denn auch, das Kloster habe im Jahre 1304 – also noch zur Zeit der Fürstenbergischen Lehensherrschaft in der Gegend um Dornstetten – „einige Rechte“ in Obermusbach erworben.2)
Urkundliche Niederschriften für Musbach finden wir in Besitzurkunden von 12741282 und 1291. In allen Urkunden ist von Musbach die Rede, da es sich aber um Besitzübertragungen an das Kloster Reichenbach handelt kann davon ausgegangen werden das im Sprachgebrauch noch keine Trennung zwischen Obermusbach und Untermusbach stattgefunden hatte.
Im Urbar (Grund- und Steuerbuch) des Kloster Reichenbach von 1427 ist die Grenze von Obermusbach beschrieben. Im erneuerten Urbar von 1667 finden wir eine Beschreibung der Mahl- und Sägemühle sowie der Höfe.

In der Frühzeit gehörte Obermusbach mit Sicherheit ebenfalls zum Besitz der Fürstenberger. Es gibt Vermutungen darüber, dass Obermusbach in der Frühzeit auch Waldgedingort war, Beweise darüber gibt es keine. Seit der Zugehörigkeit zum Kloster fiel der Ort etwa 300 Jahre, bis 1595 bzw. 1648, unter die Herrschaft des Markgrafen von Baden-Eberstein. Gehörte also in dieser Zeit zum Land Baden während Untermusbach zu Württemberg gehörte. Grenzsteine von 1606 mit den Wappen der zwei Länder finden wir heute noch im Musbacher Wald.
Zahlreiche Streitereien wegen Weide-Fischerei-und Laubnutzungsrechte zwischen dem Kloster, und der Vogtei Dornstetten, in dessen Bereich sich Untermusbach befand, waren der Grund für den Vertrag vom 09. April 1557, zwischen Württemberg, Baden und Eberstein und dem Kloster. Darin wird auch die Landeshoheit über Obermusbach geregelt. Fortan besteht eine Herrschaftsgrenze zwischen Ober-und Untermusbach.

Zwischen 1595 und 1603 wird Obermusbach reformiert und dem Kirchspiel Grüntal angegliedert.
Infolge des 30-Jährigen Krieges wurde die Bevölkerung stark dezimiert. Grassierende Pest und Cholera, forderten von der Bevölkerung viele Opfer.
Zwangsweise wurde 1635 – 1649 vorübergehend die katholische Religion wieder eingeführt.
Am 25. Mai 1822 brannten 11 der 15 Gebäude in Obermusbach ab. Die Häuser wurden schnell wieder aufgebaut. Auch gab es am 7. Oktober 1822 im Nordschwarzwald und insbesondere im Bereich Grüntal, somit auch Obermusbach, schwere Erdbeben. Über Schäden ist nichts bekannt.  
Im Ruggerichtbuch von 1839 findet sich der Eintrag einer Beanstandung des Oberamtes Freudenstadt, die es Wert ist hier im Original wieder zugeben:„Das seit Jahren gar keine Polizei-Uebertretung zur Abrügung gekommen, ist ein Beweis, daß die Polizei-Gesetze nicht mit dem nöhtigen Nachdruck gehandhabt wurden, man erwartet, daß dies fortan besser geschehe.“ Offensichtlich sind dem Oberamt Freudenstadt die Obermusbacher zu Gesetzestreu.
Wir wollen so bleiben, würden jedoch eine größere Zahl von Abrügungen bei Geschwindigkeitsübertretungen im Ort gerne sehen. 

Altes Ortshinweisschild Obermusbach
Altes Ortshinweisschild Obermusbach

Die Selbstständigkeit musste Obermusbach mit der Eingliederung nach Untermusbach durch die Kreisregierung im Jahr 1938 aufgeben. Ein Versuch der Obermusbacher 1949 wieder in die Selbstständigkeit zu kommen wurde durch den neuen Landtag von Württemberg-Hohenzollern abgelehnt.
Mit der Eingemeindung von Untermusbach nach Freudenstadt am 1.1.1975 wurde für die beiden Ortsteile der alte ursprüngliche Name Musbach als neuer Name der Teilgemeinde eingeführt.

 1) M. Eimer, 1931, Das obere Murgtal, Seite 16+28, offensichtlich berufend auf Dokumente aus dem heute verschwundenen Wiblinger Schenkungsbuch. Dieser Schenkungsgeschichte fehlt allerdings die wissenschaftliche Bestätigung und kann auch den Bereich der Legenden zugeordnet werden.
2) M. Eimer, 1930, Einiges aus der Vergangenheit von Obermusbach, Aufsatz im „Aus dem Schwarzwald“, Mitteilungsblatt des Schwarzwaldvereins.
3) Baiersbronn – Vom Königforst zum Luftkurort, Seite 31 und S. Molitor, Das Reichenbacher Schenkungsbuch, P89.  

Ermittelt und aufgeschrieben von Hans Rehberg und Heinz Bauer aus Untermusbach.

Letzte Änderung am 16.03.21