Der Obermusbacher Jagdpächter Otto Goehringer 1889
Die Jagd im Obermusbacher war in Teilen einige Jahre an den Hotelbesitzer Otto Goehringer aus Rippoldsau verpachtet.
Otto Goehringer, geb. 1853, war eine bedeutende Schwarzwälder Persönlichkeit, der hier gewürdigt werden soll.
Er entstammt der Hotelfamilie Goehringer, die bereits mit Franz Xaver Goehringer1777 den Hotel- und Badebetrieb in Rippoldsau übernahm. Otto Goeringer war der Eigentümer in der vierter Generation. Er übernahm nach den Tod des Vaters 1872 gemeinsam mit seinem Bruder Friedrich den Badebetrieb, modernisierte ihn und baute 1909 sein erstes Hallenbad. 1913 wandelte er den Badbetrieb in eine Aktiengesellschaft.
Otto Goeringer starb 1920, seine Witwe verkaufte die Aktien-Anteile der Familie Goeringer 1922.
Bekannt wurde auch die Tochter Irma Goeringer durch ihre literarischen Arbeiten. OG1)
Aus dem Obermusbacher Gemeinderats-Protokollbuch:
25. Mai 1889
Anwesend war sämtlicher Gemeinderath.
Infolge eines Nachgebots wurde im Grenzer Nr. 78 öffentlich bekannt gegeben und auf Samstag d. 25.Mai 1889, Nachmittags 3 Uhr die Zeit der Verpachtung anberaunt.
Die Pachtbedingungen sind folgende:
1. Es wird die sämtliche Jagd, die der Gemeinde zustehende verpachtet.
2. und zwar das Haar & Federwild, Roth & Dam & Rehwild sowie auch Schwarzwild. Nebenbei auch das Auerwild & Fasane so solche zutreffen, überhaupt was Wild zu nennen ist, der Pächter hat die volle Ausübung der Jagd wie geschrieben ist.
3. Der Pachterlös müsste an die Gemeindepflege jedes Jahr mit der Steuerabrechnung per 1. April 1890 bezahlt werden u. sofort jedes Jahr.
4. Der Pächter hat einen tüchtigen Bürger zu stellen, welcher Selbstschuldner und Selbstzähler verpflichtet ist.
5. Sollte Wildschaden zutreffen, so werden die Gesetzlichen Bestimmungen zu Masstab genommen.
6. Ein Afterpacht ist insofern zuläßig, so der Pächter die Gemeinderätliche Genehmigung erlangt hat zur Wiederpachtung.
7. Der Gemeinderat behält sich vor, welchen von den Staigerern die Jagd zusagen will, deshalb aber jeder Staigerer an sein Angebot gebunden bleibt, bis zur völligen Zusage.
8. Auch behält sich der Gemeindrat vor, auf wieviel Jahr, 3 oder mehr Jahr, die Zusage ertheilten.
Bei der Verpachtung bietet nun Adam Girrbach, Igelsberg 260 Mark, und Adam Seeger von hier 265 Mark. Der Gemeinderat findet nun sein Gutachten hierin daß er die vorstehende Jagd dem Adam Seeger hier zusagt auf volle 6 Jahre. 1. April 1889 bis 31. März 1895.
Unterschriften Der Pächter A. Seeger, der Stellvertreter Otto Göringer & Theilhaber Buck Stellvertreter Stokinger. Als Bürgern Selbstschuldner & Selbstzähler
Unterzeichnet Kappler
Genehmigt Gemeinderat Schanz, Kappler, Seeger, Bohnet
An Stelle des seitherigen Pächters tritt Otto Göhringer von Rippoltsau als Pächter ein, welches Herr Adam Seeger heute durch Unterzeichnung bescheint.
A. Seeger d. 3. Juni 1889
z. Beurkundung Schultheiß Schanz
Otto Göhringer der neue Pächter anerkannte vorstehende Vatereinkünfte, hats gesehen und vor richtig anerkannt.
Otto Goeringer
z. Beurkundung Schultheiß Schanz
Auf dem der Theilhaber Buck von Freudenstadt ist eingetreten der Herr Emil Hamma aus Stuttgart auf die Dauer der Ablaufzeit 31. Merz 1895
GemeineratSchanz, Kappler, Wörner, Braun, Seeger
29. Juni 1894
Die Jagdpachtzeit läuft am 1. April 1895 ab und die Jagd wird deshalb neu verpachtet. Der bisherige Pachtzins betrug 265 Mark/Jahr. Der jetzige Pächter erhält die Pacht weiterhin bei einem Mehrangebot von 600 Mark/Jahr.
Ausgeschlossen vom Jagdrevier ist der Stutzwald ca. 16 Morgen, der Fetzer-Wald von ca. 90 Morgen und der Fristische-Wald 17/12 3 Morgen.
Die Jagd wird aufgeteilt.
Die Pacht für die Jagd auf Hirsch, Reh, Füchse, Hasen erhält für 300 Mark/Jahr Emil Hamma aus Stuttgart als Pächter und als Theilhaber Friedrich Schmenk Fabrikant aus Reutlingen, als Stellvertreter Friedrich Kappler von hier, als Selbstzähler und Selbstschuldner Bürgen Max Lutz Fabrikant aus Stuttgart.
An Stelle von Herrn Schmenk tritt Herr Lehmann Fabrikant aus Stuttgart.
Randnotiz: An Stelle das verstorbenen Herrn Schmenk ist Herr Lehmann, Fabrikant aus Stuttgart, als Jagdtheilhaber eingetreten.
Die Jagd auf Auerwild wird extra verpachtet zu 300 Mark/Jahr und erhält Herr Privatier A. Schierenberg aus Frankfurt am Main allein als Pächter, als Theilhaber Herr Otto Goeringer Badbesitzer in Rippoldsau. Bürgen Selbstschuldner und Selbstzähler Adam Seeger hier. Die Pacht gilt von 1895 bis 1901.
Basis sind die Unterlagen aus dem Musbacher Archiv und ein Auszug aus einen Artikel von Adolf Schmid in den Zeitschrift Badische Heimat, 1978 des Landesverein Badische Heimat e.V., Porträt aus Schwarzwälder Bote. OG1) Weiteres in den „Freudenstädter Heimatblätter“ Band XLVI Nr.1 vom Januar 2015 oder „Die Ortenau“, Jahrgang 2013 S.195-216
Ermittelt und aufgeschrieben von Hans Rehberg.
Letzte Änderung am 01.02.24