Grenzsteinbeschreibung 1777

Eine Grenzsteinbeschreibung von 1777

In einem alten Dokument wird die Grenze des Klosteramtes auf der rechten Murgseite beschrieben.
Im folgenden wird ein Abschnitt einer Grenzbeschreibung aus dem Jahre 1777 in die heutige Schrift umgesetzt.
Es wurde hierbei nur die Einleitung und der Teil übertragen, der den Obermusbacher Grenzbereich betrifft.
Die Grenzsteinebeschreibung zur Frutenhofer-, Igelsberger- und Heselbacher-Grenze wurde nicht übertragen. Die Originaltexte sind kursiv geschrieben.


Kloster Reichenbach
Anno 1777
Steine – Beschreibung
über
den Herzgl. Kirchen-Raths-Wald bei Kl. Reichenbach, disseits dem Murgfluß, in der oberen Huth.

Dieser Einschluß bestehet in folgenden Revieren:

BezirkMorgenViertelRutha
Der Kienberg276111 1/4
Krähenhaard928
Obermusbacher Steig131115 1/2
Aichenbrönnlen961 1/22 1/2
Hartmanns Steig1191 1/213 3/4
Ziegelteich ext.Gottfried Wälde von Reichenbach813 1/21 3/4
Kirchweeg1623 1/213 1/4
Im Grund, über 3 Stücklen Wiese a 1 Morg. 4 Viertel5631 1/23 3/4
Summa1523312 1/2
und ist folgendermassen umsteint.

Stein-Nr. 1 
– Stehet unten im Grundteich, bei der Oberamtei Wiesen am Kienberg, unterhalb der Haselsteig. Gehet an dem Cammeralwald Haselsteig im Grund hinauf, in einer Distanz von 15 Ruthen 7 Schuh,

Stein-Nr. 2
 – an ein Jagdstein, tief im Boden, unterhalb der Hasel im Teich, hat disseits das Badische Wappen und jenseits gegen dem Cammeralwald W. 1606 und ein Hirschgeweih im Schild, oben auf dem Kopf Nr. 86 weiset auf 172 1/2 Grad etwas rechts über den Weeg, den Scheidgrund hinauf, Abstand 15 Ruthen 1 Schuh zu, 

Die ersten 2 Steine wurden zur Einführung übertragen, auf die weiteren Steinbeschreibungen bis zur Nr. 10 wurde verzichtet. Bei der Nr. 11 beginnt die Obermusbacher Grenze. 

Stein-Nr. 11
– auf 1 Schuh hoher Stein, oben ein Kreuz, schneidet den Herzgl. Kirchenrathswald Kienberg, Herzgl. Communalwald Haselsteig und den Obermusbacher Communalwald ab.

Unterhalb stehet ein 3 Schuh hoher Jagdstein, so disseits das Badische Wappen etc. jenseits die Hirschstange im Schild, 1606 et. W., oben 83 führet, der Stein 10 das Kreuz hat, heisset insgemein der liegende Stein (siehe auch Lagerbuch von 1667) 
Auf dieser Stelle macht es einen stark scharfen Winkel mit 64 Grad linkerhand in einer Sicht Abstand 23 Ruth 12 Schuh an

Doppelgrenzsteine von 1606 und 1777
Doppelgrenzsteine von 1606 und 1777

Stein-Nr. 12 
– ein 3 1/2 Schuh hoher Stein, hat herwärts eine Hirschstange und die Buchstaben C.L.R. „welche Closter Reichenbach heissen“, jenseits OM „welche Obermusbach heissen“ und 1747, herwärts alt Nr. 1 weiset auf 177 Grad Abstand 26 Ruth 11 Schuh auf Der Stein 12 liegt auf dem Waldboden und wartet auf seine Wiederaufrichtung.  

 

Grenzstein Nr. 12, liegend
Grenzstein Nr. 12, liegend

Stein-Nr. 13 
– 3 Schuh hoch, herwärts ein C.L.R., jenseits OM 1747 auf der schmalen Seite Nr. 2 ein Strich im Doppelpunkt, weiset auf 164 Grad nach weiter links hinum in einer Distanz a 25 Ruth 8 Schuh zu

Grenzstein Nr. 13
Grenzstein Nr. 13

Stein-Nr. 14 
– 3 Schuh hoch stehet wie vorige oben auf der Ebene, disseits ein Hirschgeweih C.L.R., jenseits OM 1747, herwärts auf der schmalen Seite Nr. 3 obern auf dem Kopf ein Strich weiset auf 170 Grad etwas links noch weiter auf der Ebene fort a. 23 Ruth 15 Schuh an.

Grenzstein Nr. 14
Grenzstein Nr. 14

Stein-Nr. 15 
– 3 Schuh hoch, hat wie vorige disseits ein Hirschgeweih und C.L.R., jenseits OM 1747, herwärts Nr. 4, oben ein Strich weiset noch weiter auf 174 gr. etwas links gegen Norden auf der Ebene fort a. 21 Ruth 9 Schuh nach.

Grenzstein Nr. 15
Grenzstein Nr. 15

Stein-Nr. 16
– 3 Schuh hoch, und wie vorige Signiert, zum Communalwald Nr. 5 weiset auf 105 gr. stark rechts hinunter, in einer Länge, a. 34 Ruth 13 Schuh auf
.

Grenzstein Nr. 16
Grenzstein Nr. 16

Stein-Nr. 17 
– 3 Schuh hoch, hat disseits wieder wie vorige ein Hirschgeweih und C.L.R., jenseits OM 1747, herwärts auf der schmalen Seite zum Communalwald  Nr. 6, weiset auf 165 gr. weiter rechts auf der Ebene Mitternacht zu, a. 27 Ruth 4 Schuh zu.
Der Stein Nr. 17  ist leider nicht mehr vorhanden.  

Stein-Nr. 18

– 3 Schuh hoch, wie vorige marquirt, herwärts zum Communalwald, alt Nr. 7 weiset auf 167 gr. etwas links über den Weg, welcher von Reichenbach auf Obermusbach gehet, in einer Distanz a. 23 Ruth 6 1/2 Schuh an
.

Grenzstein Nr. 18
Grenzstein Nr. 18


Die nachfolgenden Steine sind nicht auffindbar und vermutlich bei der Erstellung der Kreismülldeponie verschwunden. 

Stein-Nr. 19 
– ein 3 Schuh hoher Stein stehet, wenn man von Obermusbach auf Reichenbach gehet, rechter Hand dem Weeg, hat herwärts ein Hirschgeweih und C.L.R., jenseits OM 1747, auf beiden schmalen Seiten Nr. 8. Hier endet sich der Kienberg oder zum liegenden Stein, fährt der Krähenhaardtwald an, gehet auf 15 gr. links über den Freudenstädter Weeg auf der Ebene noch ferner an dem Musbacher Communalwald fort, mit 24 Ruth 11 Schuh auf

Stein-Nr. 20 
– völlig 3 Schuh hoch, auf der Ebene, hat wie vorige ein Hirschgeweih und C.L.R. gegen den Communalwald O.M. 1747, auf der schmalen Seite herwärts Nr. 9, weiset auf 175 1/2 gr. ein wenig rechts a. 29 Ruth 13 Schuh zu

Stein-Nr. 21 – in voriger Höhe und gleiche Signaturen, herwärts auf der schmalen Seite Nr. 10 stehet am Krähenhaard, weiset auf 172 1/2 gr. etwas links mit 29 Ruth an

Stein-Nr. 22 – stehet rechter Hand dem Freudenstädter Weeg, ist  3 Schuh hoch, disseits mit Hirschstange C.L.R., jenseits O.M. 1747 signiert und herwärts 11 eingehauen. Weiset auf 167 1/2 gr. etwas rechts über den Weeg hinüber, a. 18 Ruth 5 Schuh nach

Stein-Nr. 23 – an dem Krähenhaard, 3 1/2 Schuh hoch, wie all vorige marquiert, hat herwärts die Musbacher Nr. 12. Stehet disseits den Freudenstädter Weeg, von hieraus ziehet es sich auf 17 3/4 gr. etwas rechter Hand wieder über den Freudenstädter Weeg, in einer Distanz a. 23 Ruth 7 Schuh auf

Stein-Nr. 24 – 3. Laachenstein genannt, ein 3ekiger Stein, stehet rechter Hand, wenn man auf Igelsberg gehet, am Freudenstädter Weeg, ist 3 1/2 Schuh hoch, und schneidet den Reichenbachischen Kl. Wald, Obermusbacher Commun und den Igelsberger Communwald ab, hat gegen Musbach O.M., gegen Igelsberg I. im Schild, gegen dem Klösters Krähenhaard ein Hirschgeweih und C.L.R. im Schild und 1742. Weiset auf 90 1/2 gr. stark links über den Weeg hinein, a. 13 Ruth 4 Schuh zu

Stein-Nr. 25. 

–  Hier endet die Obermusbacher Grenze zum Klosterreichenbacher Wald. Der weitere Verlauf der Grenze zwischen Obermusbach und Igelsberg ist nicht beschrieben. 
  
Die Fotos sind mit weiteren Ansichten in einem größeren Format auf der Seite „Grenzwegwanderung III“ oder hier ansehbar

Württemberger Maße:
Entfernungen
vor 1806: 1 Ruthe = 4,58 m = 16 Schuh, 1 Schuh = 0,286 m,
nach 1806: 1 Ruthe = 2,8649 m = 10 Fuß (Schuh), 1 Fuß = 28,649 cm 

Flächen
vor 1806:
1 Morgen = 150 Quadratruthen = 3152 qm,
1 Quadratruthe = 21,01 qm,
1 ha = 3,172 Morgen,
1 Viertel = 1/4 Morgen = 788 qm,

nach 1806:
1 Morgen = 384 Quadratruthen,
1 Quadratruthe = 8,21 qm,
1 ha = 3,172 Morgen,
1 Viertel = 96 Quadratruthen 
Die Entfernungsangaben in obigen Dokument entsprechen dem altem Württemberger Maß.

Dokument aus dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart mit der Nr. A516L Bü148. Maße teilweise aus http://www.derstuttgarter.de/kwste/anhang.htm .
Text von Hans Rehberg.

Letzte Änderung am 19.03.21