Grenzstreit 1557

Die Festlegung der Grenze zwischen Unter- und Obermusbach im Jahre 1557

Vertrag zwischen Württemberg, Baden und Eberstein mit Siegel des Markgrafen Philibert von Baden und Eberstein 9. April 1557

Obermusbach kam wahrscheinlich aus dem Waldgeding heraus als Geschenk an das Kloster Reichenbach. Da die Grenze jedoch nicht sauber abgesteckt war, kam es immer wieder zu Streitigkeiten mit den Orten des Waldgedings wegen der Nutzung der Wald- und Weideflächen.
Hier gab es bereits 1506 Verhandlungen, die die Rechte der Obermusbacher bestärkten und festlegten. Mit diesem neuerlichen Vertrag von 1557 wurden die strittigen Grenzen um den Bezirk Dürrenbühl, Sankt Martins Bühl und Schnepfenloch neu festgelegt. Erstaunlicher Weise wurde der Bezirk nun um den Bereich vom Mandelsbronnen (heute Angelbrunnen) bis zur Glattquelle erweitert.

Auch meldete die Dornstetter Kirche wegen der Kapelle in Obermusbach Ansprüche an. Diese Streitigkeiten wurden mit nachstehenden Vertrag geklärt und Obermusbach dem Kloster Reichenbach und damit damit dem Landesteil Eberstein-Baden zugesprochen.

Die Forstgrenzsteine aus dem Jahre 1606 zum badischen Landesteil stehen teilweise heute noch im Musbacher Wald.

Der Obermusbach betreffende Teil dieses Vertrages wurde kursiv markiert.

1. ) Die Grenzen zwischen dem Kloster Reichenbach und dem Dorf Baiersbronn
2. ) Die Landeshohheit über Obermusbach
3. ) Die Strittigkeiten zwischem dem Prior von Reichenbach und denen von Pfalzgrafenweiler über das Prioratsfischwasser in der Nagold am Weiler-Wald betreffend. 

Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe
Reproduktion von Dr. Gerhard Wein  

1557 ,9.April 
„Zu wissen, alls sich nachvolgender Sachen halber nachparliche Spenn gehalten haben zwischen demdurchleuchtigen hochgebornnen Fürsten und Hern, Hern Christoffen , Hertzogen zu Wirtenberg und zu Teckh, Grafen zu Mumpelgart etc. An einem, und den durchleuchtigen hoch- und wolgeborenen Fürsten und Hern, Hern Philiperten, Marggrafen zu Baden und Graven zu Spanheim, und Hern Wilhelmen Graven zu Eberstein, auch Hern Valentin Prior zu Reichenbach, anderen Theil, und allerseits Unterthonen, wie die Puncten zu Puncten gemeldet werden, daß ire fürstlichen Gnaden und Gnaden auch der Prior, und Underthonen, sich derselben auf zuvor ettliche Mal gepflegener Unterhandlung und Güettlichkeit, auch eingenomenes Augenscheins, freundtlichen, schwegerlichen, günstlichen, gnediglichen und undertheniglichen, hiemit und inn Chrafft diß Brieffs, verglichen und vertragen haben, dem ist also erstlichen, alls der mindern Zahl anno dreissig fünffe und sibne bei Regierung weil und deß durchleutigen hochgebornnen Fürsten und Hern, Hern Ulrichen, Herzogen zu Würtemberg und zu Teckh, Graven zu Mümppelgart etc. Loblicker und seliger Gedechnus, durch seiner fürstlichen Gnaden Vogt zur Dornstetten, Heinrichen Schöntalern, ettlicher Sachen halber und Frantzen, Vatter und Sone, die Thonbacher, vf dem vordern Hof am Thonbach bei Reichenbach gelegen, fenglich annemen, zu Dornstetten ein Zeit lang verwart gehalten, und daselbst frefeln und verurpheden lassen, alß solle angeregter Hof inn Baiersbronner Zwing und Bänn, so wirtembergisch ist, gehören welches aber hochgedachts Marggraf Philiperts dazumal gewesener Fürmundtschaft, und Graf Graf Wilhelm von wegen gemeiner Gravenschaft Eberstein ( in derselben Reichenbach das Closter gelegen) und irn fürstlichen Gnaden und Gnaden allß Castenvögten zu steet, nit gestanden und also an das kaiserlich Cammergericht in Recht erwachsen, ab er in dem hochgewelte beete Fürsten inn Regierung kommen, und zu Erhaltung schwegerlichen, freundtlichen und nachparlichen Willens die Sachen lieber güetlich verglichen, dann rechtlichen entscheiden sehen wölten, haben sich alle ihre fürstlichen Gnaden und Gnaden der Mitverwandten uff heut dato güetlich und freundlich verglichen, nämlichen das die Weitreichen daß Closters Reichenbach und deß Dorf Baiersbronn hinfüro ewiglichen Underschiden werden solle, vonn dem Stein an im Rosselberg biß zu Stein Notlinßtrauf, von dannen die Straß so von Reichenbach geen Baiersbron geet, biß zum Katbechlin, vonn dannen deßselben Gesig nach hinab biß in die Murg, von dem Gesig des Kathbechlins und der Murg, da sie zusammen komend, zwischen Höfen am Thonbach und den Höfen in den Heseln, und wie der selben Hofsessen und Hofleut eigene Güeter uff einander stossend von denselben eigenen Güetern biß uff und in der Mitten hindurch die Allmandt zwischen beeden Weidenbronnen gelegen, wie den hie zwischen Pfingsten derhalben newe und deutliche Marckhstein, vermög des beschribnen Untergangs, gesetz und alsbald in gemeinen Costen an gelegnen Orten uf der ein Seiten mit wirtembergischen, und uff der anderen Seite mit dem marggrevischem und ersteinischen Schilten sollen gefertigt werden. Gravenschafft Eberstein, Landscurstlichen hehen und den nidern Reichenbachischen Gerichten seindt und bleibend, sollendt zu Fürkommung zukünftiger Iirrung, so darauß ervolgen möchtendt, derselben Vrpheden durch den Vogt von Dornnstetten der gemeinen Gravenschafft Vogt zu Gernspach heraus gegeben und hiemit cassiert sein , auch nochmals zerryßen und hingethon werden, und soll Frautz Thonbacher und des verstorbenen Bernharts Erben inn gemeine allte Vrphedt von dem gemeinen Vogt inn Beisein deß Vogt zu Dornnstetten genommen werden, und daß sie sich mittel Aidts aller derhalben habenden Anforderung in bester Form wellendt begeben und verzeihen, wie sie sich alßbald und verzigen habendt. Allß auch der Sandackher, da der Thonbach in die Murg Fliesset, da der abgeschlagen Stein steet, so daß Waldgeding schaidet, gleicher Weiß in der gemeinen Grafenschafft Eberstein und dem Bezürck Reichenbach ligt und pleibt, und aber daselbst hin ein Stein, uff der ein Seit mit dem würtemberdischen Wappen, als sollte er ein Landschidung bedeuten, einig gesetz worden, soll solcher alßbald wider hingethon werden, Ferrer Irrung zu Fürkommen, wie dann beschehen. Uffs sollchs wellendt und sollendt auß freundlicher, schwegerlicher , unterthenigen und guter Nachbarschafft hoch-und wolgedachte Fürsten und Hern die obern vermeldt fürgenommen Rechtfertigung an dem kaiserlichen Cammergerichtsambt der halben erlittenen Costen und Schaden fallen lassen, und begebendt sich derselben hiemit genutzlichen uns gar. Es soll auch hie zwischen Pfingsten unter allen dreien Fürsten und Hern Sigels Missiven weiß Hern Cammerrichter und Beisitzern zugeschriben werden, dise Sachen vertragen seind, damit die Acten uff ein Stein alß erledigt gethon, und Dieser new angenomen und bewilligte Vorgang, Vermarckung und Landschidung soll beiderseitz , auch deß Priorats Reichenbach und des Dorf s Baiersbron Weitreichhin, deßgleichen alle oberste oder höchste , mittle und nidere landesfürstliche Ober-und Gerechtigkeit mit allen derselben nottwendigen anhangenden Rechten, es sei Raisen , Schatzungen, Malefizen, Frefeln, Buossen, Gebotten, Verbotten, Ungelten , Gerichten, Rechten, Steurn, Betten, und allem anderm nichts ausgenommen, scheiden dermaßen, waß oberhalb jetz bestimpter Marckung, Steinen, Zilen und Lauchen hinuff ligt, daß soll zu Wirtemberg und Baierspronn, was aber unter disen Zilen und Lauchen und Thonbach hinab gelegen, daß soll zu gemeiner Gravenschaft Eberstein und dem Prior zu Reichenbach zugehören. Und soll auch inn disem Undergang, Untermarckung und Landschidung daß Begleiten über Land begriffen sein, doch ob sonndere Vertreg desselben halb vorhanden, oder künfftiglich an denn Tag kommen, so solle diser Untergangsspruch jedem Tail an seiner Gerechtigkeit unschedlich, sonder sich jeder Theil deß Gleits demselben zu gebrauchen vorbehalten sein. Hierinnen aber sollen die Wildtpenn, und vorstlich Gerechtsami, nachdem dieselben ein sondere Maß haben, auch die Waldtgedings Gerechtsami nit begriffen, sondern jeder Herschafft ir gebürendt Recht derhalben bevorstehen. Es soll auch durch den güettlichen Vergleich beiderseits Underthonnen an iren habenden Gerechtigkaiten deß zu-und Vichtribs, auch in all ander Weg denselben Underthonen und sonnst weniglich, gaistlichen oder weltlichen, hiemit nicht zitgegeben oder benomen sein. Und allß durch diesen Untergang die vordere Höff am Thonbach, daruff Vatter und Sone, Bernhart und Frantz die Thonbacher, gesessen und von dem wirtebergischen Vogt zu Dornstetten gefenglichen angenommen, in der gemeinen die Herrn Beisitzer nit mit unnöttigem Referiern etwa beschwerdt werden möchten.

Forstgrenzstein von 1060, württembergische Seite
Forstgrenzstein von 1060, württembergische Seite

Zum anndern , die Spenn zu Obermospach (Obermusbach belanngend, soll solches Obermospach, wie es auch ist, fürnemlich in der gemeinen Gravenschafft Eberstein Hoheit und Oberkait, und deß Priors zu Reichenbachs zu deß Closters nidern Rechten sein und pleiben.
Es soll auch weiter bei desselben Zwingen und Bennen Weitraiche verpleiben, laub derhalben beschehens Untergangs und uffgerichten Vertrags inn Beisein aller Herschafts Gesanndten, am Dato den sechzehenden Tag deß Monats Julii nach Christi Geburt fünffzehenhundert und sechs Jar ( 16.Juli 1506).

Dieweil sich aber im Augenschein gnugsamlich befindet, daß des Greenn Wißplatz, deßgleichen daß Holtz die Hohen Mad inn den obberüerten Obermospachischen außgemerckten kundtlichen Zwingen und Bennen gelegen, so sollenn sie, die vonn Obermospach, dasselb, es sei mit Gebotten, oder allen andern Sachen, von den wirtembergischen Vögten und Underthonen allerdings ongeirrt oder angefochten gelassen werden. Und ob sich vor der Zeit freuenliche Handlung zwischen den Underthonen begeben oder verfallen hetten, die haben doch beiderseitz Herschaften auß Gnaden nachgelassen, und sollen alle verloffnen Handlungen, Uncost, Schaden und Vorderungen tod und ab sein. Und allß uff dem gehaltenen Augenschein und gepflegter Unterhandlung auch diße Irrung fürgefallen, namlich sintemal innhalt des alten Vertrages die von Obermospachh und die von Hallwangen inn den dreien Helzern am Dirrenbühell, Sannct Martins Bühell und im Schnepffenloch, alle mit Grundt und Boden in deren von Opermospach Zwing und Benn gelegen, eine gemeine Niessung haben, und aber zwischen inen spennig gewesen, wa solche Bezürckh auß und an geen, ist um mehrerer Freundlichkeit und Fridlebens willen, auch zur künfftiger Spenn, daselbig mit gutem Gewissen und Willen beiderseitz volgender Gestallt declariert und erleütert worden, namlich daß solche Pletz deß Dirrenbühels, Sabct Martins Bühels und Schneffenlochs angeen vom Mandelsbronnen hinauff biß zum Ende des Hanß Green Wisen, und sind in dem Bezürckh, des gemeinen Niessens noch zu mehrer Richtigkait sonnder Zil und Zeichen gesetzt, auch darüber Verschreibungen uffgericht worden, doch der Waldgedings Gerechtigkait zu allen Theiln onvergriffen und genutzlich onabbrüchig.

Forstgrenzstein 1606, Badische Seite
Forstgrenzstein 1606, Badische Seite

Allß auch von Alter her, welches gleichwol lange Jar underlassen pliben, die Heiligenpfleger über daß Cappellin zu Obermospach, so wie gemelt inn der gemeinen Gravenschafft Eberstein ligt, zu Dornnstetten, und herwiederump die Kirchenpfleger zu Urnagold, im Landt Wirtemberg gelegen, ir Rechnung zu Reichenbach gethon, habendt beeder Theil solches irn fürstlichen Gnaden und Gnaden Recht und Gerechtigkait gegen einander fallen lassen, und daß jedweder Theil die Kirchenrechnung one Eintrag oder Verhinderung des andern son inn jedes Fürsten und Hern Theil gelegen einig hörn möge, sich hiemit verglichen. Eß begibt sich auch der Prior zu Reichenbach deß Patronats Rechten mit der Colattion und allen anderen Rechten und Gerchtigkaiten, so er zu der Kirchen Urnagolt gehabt, und weiset solche an hochgedachte Hertzogen zu Wirtemberg, wie sich auch herwiderump sein fürstliches Gnad samt denen zu Untermospach aller Recht und Gerechtigkaiten zu dem Cappelin Obermospach begeben, und daß darmit Baden und Eberstein, auch der Prior von Reichenbach wie mit andern Kirchen frey zu handlen haben. Doch ist der Pfarr Dornstetten und den zu Obermospach, so daselbst hin pfarren, iren Kirchen- und Pfarrecht mit samt aller derselben Gefellen außtrücklich vorbehalten, wie dann derhalben nir kein Span gewesen, auch noch nit ist , dann solche von der Capplonei gesundert und eins mit dem andern nichts zu thun hatt. 

Zum dritten und letsten, als das Priorat Reichenbach ein Vischwasser in der Nagolt, an Weiler Waldt stossendte, für sich selber oder Lehens weiß unfürdechtlichen bißher gefischt und verlihen, wie sich solches auß Rechnungen befunden, und aber die von Pfaltzgravenweiler sich etlich jar her unverstanden, solch Vischwasser Allmaind zu machen, das ist auch gemittelt worden, dergestalt, das der Prior zu Reichenbach bei seinem alten Gebrauch pleiben, und sollen die von Pfaltzgravenweiler allein einen Tag in der Wochen vor Kirchweyhin in der gemein gebürlichen Weiß zu vischen Macht haben, daran sich auch der Prior nit hindern ,sonst aber des Jars sollen sie das Vischwasser mit Vischen bei des Priors Straff gentzlich müessig geen.

Und dieweil dieser Vertrag und Vergleichung abgehörter Massen und Gestallt, durch hoch-und wolgemelte Fürsten und Hern, dem Prior zu Reichenbach, auch gemelte Dörffer und sondere Partheien also angenommen und mit aller irer gutem Vorwissen also beschehen, so haben ihren fürstlichen Gnaden und Gnaden, bei fürstlichen Eern Würden und Worten, auch bei gutem Glauben für ir fürstliche Gnade und Gnaden, ire Schirmbsangehörige und Underthonen, auch derselben Erben und Nachkommen, solchen Vertrag und alles, so vorgeschriben steet, inn allenPuncten und Articuln, sovil daß jeden Theil bündet, getrewlich, vest und unverbrüchlich zu halten, zu volnziehen und darwider nimer ze sein, ze thun noch schaffen gethon zu werden, zugesagt und versprochen , getrewlich und ongevarlich. 
Zu Urkund seindt diser Vertragsbrieff vier gleichlautende verfertigt, auch mit hoch-und wolgedachterHertzog Christoffs zu Wirtemberg, Marggraf Philperts zu Baden und Grave Wilhelms zu Eberstein, auch des Priors zu Reichenbach Seereten und Innsigel ( so daran gehenkt)besteet worden.
Geben und Geschehen, den neunten Tag des Monats Aprilis Anno Domini FünffzehenHundert und im siben und Fünffzigsten ( 09.April 1557)

Ende vom Urkundentext im Buch von 1754
Ende vom Urkundentext im Buch von 1754



Ermittelt von Heinz Bauer aus Untermusbach.
Reproduktion von Dr. Gerhard Wein, Walddachtal.
Ursprung: Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe

Aufgeschrieben von Hans Rehberg

Letzte Änderung am 12.03.21