Pottasche

Die Pottaschegewinnung in Obermusbach um 1870

Im Kaufbuch II finden wir um 1870 unter der Kaufmasse bei den Höfen auch immer Pottaschesiedereien, deshalb wollen wir hier das Pottascheverfahren erläutern.
Für die bäuerlichen Familien im Schwarzwald bildete die Pottaschegewinnung eine wichtige Einnahmequelle.
In Obermusbach gab es um 1850 etwa 7 Pottaschesiedereien. Nachweisbar im Kaufbuch II für die Höfe Nr. 1 Braun, Nr. 3 Ziefle, Nr. 13 Bohnet und Nr. 14 Mast.
Es wurde also auf jedem zweiten Hof Pottasche hergestellt. Im Gewerbe-Katasterbuch von 1821 haben für die Pottaschesiederei alle Höfe die Gewerbesteuer von 42 Kreuzer zu zahlen. 
Am 1. Mai 1858 verkauft der Bauer Johann Michael Schneider vom Hof Nr. 10 ein Grundstück an die Feuerwehr zur Errichtung eines Spritzenhauses. In den Verkaufsunterlagen wird erwähnt, dass auf diesem Grundstück eine Calsinierhütte stand. Diese Hütte diente der Pottascheherstellung, siehe auch die Beschreibung unten.
Somit ist anzunehmen, dass die Pottascheherstellung 1858 nicht mehr auskömmlich war und die Einrichtungen nicht mehr benötigt wurden. 

Kaufbuch II am 1. May 1858
Es verkauft Johann Michael Schneider Bauer hier an die Gemeinde Obermusbach seine sogenannte Calsinierhütte nebst einigen Fuß Platz von seinem Feld soviel als nöthig ist zur weiteren Errichtung einer für die Gemeinde nöthigen Spritzenremiße wie solche Schneider bisher beseßen hat, auch in der Karte IV bezeichnet ist um die Summe von 36 Gulden gegen gleich baar Bezahlung aus der Gemeindecasse und unter folgenden Bedingungen:
1. Betreffendes Gebäude nebst dem noch dazu erforderlichen um einige Schuh betregenden Feldes geht mit allen Rechten wie auch mit allen Lasten auf die Gemeinde über und bleibt sofort Eigenthum der Gemeinde.
2. Acis bezahlt der Verkäufer, dagegen Erkenngeld und Schreibgebühr bezahlt die Gemeindepflege als Käufer.
Dießen Vertrag wollen Käufer und Verkäufer festgehalten wißen.
Den 1. May 1858
Verkäufer Michael Schneider
Käufer Gemeindepfleger Mast 

Hier wollen erläutern, was es mit der Pottasche auf sich hat. Die Produktion ging nicht ohne Gerätschaften und Vorrichtungen. Benötigt wurden Feuerstätten zur Holzverbrennung, Siebe und Wasser, Öfen mit Siedepfannen (Siedetopf bzw. Siedepott) und ein Kalzinierofen.
Ein Großteil der Holzasche entstand im Haushalt, da hier als Brennmaterial ausschließlich Holz benutzt wurde. 
Die Pottasche (Kaliumcarbonat) wurde um 1800 hauptsächlich zur Glasherstellung benötigt. Bei uns in den Glashütten Baiersbronn-Buhlbach und Schönmünzach.
Durch Zugabe von Pottasche zum Schmelzgut konnte die Schmelztemperatur des Quarzsandes von 1700 auf 900 – 1200 Grad Celsius herabgesetzt werde. Je niederiger durch Zugabe von Pottasche der Schmelzpunkt gesetzt wurde, um so niedriger war jedoch auch die Härte des Glases. 
Zur Herstellung der Pottasche wurde Holz verbrannt. Bei der vollständigen Verbrennung von 100 kg Holz entstehen etwa 0,2 bis 2 kg Asche, die aus einem Gemisch von Carbonaten, Sulfaten, Phosphaten, Chloriden und Silikaten der Alkali- und Erdalkalimetalle sowie aus Eisenoxiden und weiterem Besteht.
Auf Grund der Nachverbrennung in dem Kalzinierofen wurde für 1 kg Pottasche etwa 1000 kg trockenes Holz benötigt. 

Im folgenden wird der Prozess zur Herstellung der Pottasche beschrieben: 
Als erstes wurde durch Auslaugen die erste Lauge erzeugt. Hierzu wurde die Asche in einen Bottich mit Siebboden gegeben. Ein langsam einlaufendes Wasser band die erwünschten Bestandteile und lief so als angereicherte Lauge aus dem Siebboden aus. 
Mit einem Araeometer (Senkwaage, heute als Autobatteriesäuremessgerät bekannt) wurde der Laugengehalt gemessen. Er betrug in der ersten Stufe etwa 20 – 30 Prozent. Bei unter 10 % Lauge konnte mit warmen Wasser noch weitere Lauge gewonnen werden.
Die ausgelaugte Asche wurde auf den Feldern als Dünger eingesetzt.
Die 20-30 prozentige Lauge wurde dann durch Versieden weiter konzentriert. Dies geschah wie bei der Salzsiederei durch Aufkochen der Lauge in großen Pfannen (Pötten). Nach dem Verdunsten des Wassers erstand die rohe oder schwarze Pottasche.
Diese Pottasche war schwarzbraun gefärbt durch die noch enthaltenen Ruß- und Kohleanteile. Um die Pottasche weiter zu säubern, wurde sie in Kalzinieröfen gebrannt. Die enthaltenen Verunreinigungen verbrannten und zurück blieb eine reine bläulich schimmernde Pottasche, die dann zur Glasgewinnung genutzt werden konnte. 
Diese Methode ist veraltert. Die Pottasche wird heute aus natürlichen Vorkommen in einigen Seen/Meere und im Bergbau gewonnen. Die Nutzung liegt heute im Bereich von Seifen und Dünger.

Waldmuseum Gernbach-Reichental

Im Waldmuseum Gernsbach-Reichental wird die Herstellung der Pottasche genau beschrieben. Dargestellt ist hier der Volumenunterschied vom Rohstoff Holz (links) zum Zwischenprodukt Holzasche (mitte) und zum Endprodukt Pottasche (rechts).

Erstellt von Hans Rehberg

Letzte Änderung am 15.03.21