Die gemeinsame Wasserleitung von Ober- und Untermusbach
Im Bereich der Behwiese 1 finden wir am Brunnentröger-Weg 2 eine Quelle (Höhe 698 m), die Harzhüttebrunnen genannt wird. Diese Quelle wurde 1907 erfasst und für eine gemeinsame Wasserleitung der Orte Obermusbach und Untermusbach erschlossen.
Die Wasserleitung wurde 1906 bis 1908 geplant und gebaut und 1909 abgerechnet.
Beide Orte hatten bis zu diesem Zeitpunkt kleine regionale Wasserleitungen.
In Untermusbach wurde der Merzenberg über einen Brunnen am Merzenberg versorgt. Das Untermusbacher Tal wurde über eine Teuchelleitung aus der Obermusbacher Talwiese versorgt.
In Obermusbach wurden von der Brunnenstube hinter dem Hof Nr. 3 die Höfe und öffentlichen Brunnen über einzelne Teuchelleitungen versorgt.
Die neue Rohrleitung der gemeinsamen Wasserleitung wurde bis zum Bereich der Segelflugplatz-Gebäude (693 m) geführt.
Dort wurde ein Hochbehälter mit 120 qm Inhalt erstellt, von dem aus dann beide Orte versorgt werden konnten. Über diesen Hochbehälter konnten auch die Merzenberg-Häuser, bei einer Höhe von 683 m, erreicht werden.
Hier finden sie einen Rohrleitungsplan der für die Erweiterung 1950 erstellt wurde, aus Platzgründen aufgeteilt in 4 Einzelpläne.
Als Grundlage diente dem Architekten ein teilweise veralteter Plan des Primärkatasters.
Das Wasserrecht der Harzhüttebrunnenquelle wurde 1907 von Hermann Wörner für 1000 Mark gekauft, dazu noch dass Quellengrundstück mit etwa 2 ar für 493 Mark.
Das Grundstück für den Hochbehälter im Flurstück Tannenbühl wurde von Adam Bohnet und Frau Rosa Seeger für je 75 Mark erworben.
Das gesamte Wasserleitungsprojekt hat den Gemeinden 44000 Mark 3 gekostet, hierbei sind die Hausanschlußkosten nicht eingerechnet.
Die Baukosten wurden aufgeteilt, 1/4 hatte Obermusbach und 3/4 Untermusbach zu tragen.
Die Einweihung wurde im Oktober 1907 mit einem zünftigen Wasserfest gefeiert. Für die Bauhandwerker gab es ein Essen für 1 M 50 Pf und 2 Liter Bier, die Schulkinder erhielten eine Wurst und eine Brezel zu 15 Pf. Im Rahmen des Wasserfestes wurde eine große Feuerwehrübung mit Nachbarfeuerwehren veranstaltet wobei jeder der 75 Feuerwehrleute als Geschenk 1 M 50 Pf erhielt.
Als Brunnenmeister wurde 1907 Friedrich Müller für 35 Mark pro Jahr eingestellt.
Im Gemeinderatsprotokoll vom 1. Juni 1920 finden wir die Notiz:
Brunnenmeister Müller stellt Antrag auf Erhöhung seiner Belohnung. Sein Bezug beträgt bisher einschließlich der Salzlieferung 20 M pro Jahr.
Vom Gemeinderat wird beschlossen: Dem Brunnenmeister Müller mit Wirkung vom 1. April 1929 die Belohnung auf 50 M pro Jahr zu erhöhen und das Salz auf Gemeindekosten anzuschaffen.
Anmerkung des Berichters: Das Salz war zur Freihaltung und Auftauung der Hydrantendeckel im Winter erforderlich.
Mitgearbeitet an der Wasserleitung haben:
Planung – Amt für öffentliche Wasserversorgungsanlagen Stuttgart,
Wasseruntersuchung – Labor Koll Stuttgart,
Bauleitung – Oberamtsstraßenmeister Bernhardt von Freudenstadt,Zimmer für Bauleitung – Adam Seeger, Zum Ochsen, Obermusbach,
Grabarbeiten – Hrn. Bäuerle, Hofer, Frey und Dölker aus Untermusbach und Mich. Müller von Dietersweiler,
Steinhauarbeit – Gebr. Ott, Z. Gruber & Chr. Dölker von Wittlensweiler und Joh. Schillinger von Aach,
Wasserleitungsrohre liefern und verlegen – Fa. Frey Stuttgart,
Baumaterialien – Fa. Georg Fetscher von Freudenstadt,
Eisenlieferung für Hochbehälter – Otto Wagner & Friedrich Stock von Freudenstadt,
Regiearbeiten – Georg Oesterle, Johannes Ziefle von Obermusbach und Johannes Hofer, Jakob Mast, Monteur Müller, Friedrich Lörcher, Georg Bohnet von Untermusbach, Gottlob Haug Pflästerer von Freudenstadt,
Messgehilfen – Oesterle und Dölker von Obermusbach,
Sonstiges – C.D. Zeeb von Freudenstadt für Inserate im Grenzer und Submissionsanzeiger Stuttgart, Postbote Weber in Dornstetten, Transport David Mast Obermusbach , Zementröhren Carl Haisch Dornstetten,
Wasserfest – Musikkapelle Teufel in Bittelbronn, Bäcker Friedr. Braun und Bernhard Klumpp, Postbote Fr. Stoll, Schultheiß Schittenhelm von hier, Metzger Schittenhelm z. Linde 4 Pfalzgrafenweiler, Buchdrucker Karl Zeeb, Freudenstadt für Einladungsschreiben,
Da die Wassermenge in Trockenzeiten nicht ausreichte, wurde 1921 in Obermusbach etwas unterhalb der Aacher Brunnenstube, gegenüber Hof Braun, eine elektrische Pumpstation gebaut, mit der das nicht benötigte Wasser der nebenstehenden Aacher Wasserversorgung in das Rohrleitungsnetz eingespeist wurde.
Im Sommer 1949 gab es eine lange Trockenperiode, die dazu führte dass die Ergiebigkeit der Harzhüttebrunnen-Quelle zurück ging und die Gemeinde stark unter Wassermangel zu leiden hatte. Es wurde deshalb beschlossen, eine weitere Quelle, die Krähenhardtquelle, zu erschließen und dieses Wasser der bestehenden Wasserleitung zuzuführen.
Die Krähenhardtquelle hatte 1949 bei der Trockenheit noch eine Ergiebigkeit von 1 Liter/Sekunde. Sie ist 1100 m vom Harzhüttebrunnen entfernt und liegt 32 m höher.
Die neue Quelle sollte als Hauptwasserlieferant dienen und der alte Brunnen nur noch als Reservequelle. Hierzu wurden beide Quellenleitungen am Harzhüttebrunnen-Schacht zusammengeführt und die Harzhüttebrunnen-Quellleitung mit einem Rückschlagventil versehen.
Mit Bau der Nato-Pipeline etwa 1961 wurden die Quellen Harzhüttebrunnen und Krähenhardtbrunnen stillgelegt, da bei einer Leckage der Pipeline die Gefahr der Wasserverunreinigung bestand.
Durch Bau der Mülldeponie oberhalb der Quellen wurde die Gefahr der Verschmutzung noch verstärkt.
Zur Wasserversorgung wurde eine Rohrleitung von der Schwarzbrunnen-Quelle in der Erzgrube nach Musbach verlegt. Im Bereich oberhalb der Kälberbronner Wiese wurde ein neuer Hochbehälter gebaut, der alte Hochbehälter wurde stillgelegt. Die alte Pumpstation wurde abgerissen.
1Das Flurstück Behwiese ist der Wieseneinschnitt in den Wald rechts von der Straße zur B294 – Deponie Bengelbruck – bevor der Wald anfängt.2 Der Brunnentröger-Weg beginnt vor dem Waldanfang rechts der Straße zur Deponie Bengelbruck.3 Der Taglohn für einen Arbeiter beim Wasserleitungsbau betrug 3 Mark.4 Eine Lieferung von 12o Würste zu 10 Pfennig das Stück.
Ein Bildbericht von Hans Rehberg
Letzte Änderung am 15.03.21