Geister

Eine Geistervertreibung 1721

In dem Heimatbuch „Wittlensweiler – Das verträumte Straßendorf“ von Hans Adrion finden wir die Geschichte über eine Geistervertreibung in Obermusbach, die wir hier wiedergeben wollen.

Wittlensweiler Geistervertreibung
Geistervertreibung beschrieben in Wittlensweiler – Das verträumte Straßendorf

Aus dem Jahr 1721 liegt ein Bericht vor, verfasst von Spezial (Dekan) M. Johann David Flattich zu Freudenstadt, Vogt Joh. Christoph Kübler zu Dornstetten und Amtmann Ludwig Fr. Lentz zu Reichenbach wegen allerlei gebrauchter zauberischer Mittel von 14 Untertanen aus Dornstetten und Umgebung, um Geld zu bekommen.
Wir halten uns im folgenden an diesem Bericht. 
Einige unserer Amtsuntertanen gebrauchten allerlei verbotene ärgerliche Mittel, um Geld zu erlangen und veranlassten einen katholischen Geistlichen und Pater aus dem Kapuzinerkloster Oppenau, Sereni heißend, in das Dornstetter Amt auf den Benzinger Hof zu kommen, um dort ein Gespenst zu beschwören.
Nach allerlei Zeromonien und Anschlagungen des hl. Nicasius bekundete er, dass  das Gespenst, so dem Hofbauern Sebastian Laistler nach seiner schon lang geführten Klag viel Vieh in dessen Stall zu schanden gerichtet, einen verborgenen Schatz bei sich habe, der in etwa 800 Gulden, einem güldenen Kreuz, Kelch, Nuster und etliche Ringe bestehe, überdies um den Hof herum noch vieles Geld verborgen liege.
Darauf hin haben sich noch weitere Personen um die Hebung des Schatzes bemüht, der Pater aber sich zurückzog und die anderen sich selbst überließ. 
Darum wurde beschlossen, einen Teufelsbeschwörer, so als Kohlenbrenner sich in dem Kapplertal, bischöflich Straßburger Herrschaft, sich aufhält, kommen zu lassen. Weil man ihm aber nicht gleich Geld zum Voraus gegeben, habe er sein gottlos Wesen in dem Reichenbacher Amtsflecken Obermusbach praktiziert, allwo sich auch öfters ein Gespenst verspüren lassen.
Er gab an, dort eine Probe seiner Künste abzulegen und dann die Erlaubnis bei Amt einholen zu wollen für sein Geschäft. 
Er hat sich unterwunden, drei Nächte nacheinander mit zwei Gebrüder Frey in einer ihm zulieb zubereitete Hütte in den Wald sich zu begeben.
Nach einem um sie herum gemachten Kreis hat er die Beschwörung vorgenommen mittelst vor sich gehaltener geweihter Hostien, Brennung einer geweihten Kerzen nebst noch vier anderen Lichtern, bei sich habend die vier Evangelisten, ein Nuster, woran ein Kreuz gehangen, zwei gedruckte Bücher und etliche beschriebene Blätter, woraus der Kohlenbrenner gelesen.
Den Angaben nach sei es ihm gelungen, den bösen Geist zu zitieren und hinweg zu beschwören, wobei bei solcher Hütten sich etwas ungewöhnliches spüren lassen, als wie wenn etwas hart vor sie getreten und sei wie ein Hund heulend davongefahren.
Alsdann sei der gute Geist nachgekommen, der nach Aussage des Kohlenbrenners auch zu erlösen sei, jedoch nur dann, wenn zuvor 25 Gulden in ein Kloster oder Kapell im Sundgau geopfert würden; dann aber könne er dessen Schatz mit 25000 Gulden – soviel habe die Glücksrute ihnen zuvor angezeigt – ihnen ausliefern ohne jemands Schaden. 
Hierauf haben etliche das Opfergeld aufgebracht und dem Köhler gegeben, der aber sagte, sein Sohn habe das Geld entwendet, worüber einige sich zum zweiten mal in das Kapplertal verfügt, hierzu jedoch nur 13 Gulden aufgebracht, welche aber auf der Reise dorthin vertan worden. 
Mithin wurde zu einem dritten Opfer aufgefordert, welches der Benzinger Hofbauer Laistler auf Grund der Vertröstung der Gebrüder Frey, dass ihr Vorhaben unfehlbar glücklich ausgehe, als Darlehen aufgebracht in der Meinung, als würd ihm dann auf seinem Hof Ruhe geschafft.
Von diesem Geld wurden wohl 18 Batzen zum Lesen dreier Messen verwendet, ob das übrige der Köhler aber in eine Kapelle gegeben, weiß niemand. 
Bei Vernehmung sämtlicher Missetäter gibt Tobias Stoll, Schneider zu Wittlensweiler, an, er sei als eines der Hauptmitglieder anzusehen, habe den Pater Sereni von Oppenau auf den Benzinger Hof abgeholt, der Verbannung des Gespenstes angewohnt, trage Wissen um die Obermusbacher Beschwörung und das Opfergeld, habe sich auch nach Kappel begeben, um das verlorene Geld wieder beizubringen und habe sich bei den meisten Versammlungen eingefunden. Er habe auch mit Konrad Stahl, Sailer zu Dornstetten, zwei geweihte Wachskerzen pro 9 1/2 Kreuzer in Rexingen gekauft. Ferner habe er sich von dem beteiligten katholischen Leutnant Hermann Gueth vom Kreisregiment, so zu Dornstetten einquartiert, ein „Geldmännlein“ bestellt. An den Opfergaben habe er aber aus eigenem Unvermögen nichts beigetragen, während ein anderer z. B. zur Erlangung von Geld seine Kuh verpfändete. 
Zum Schluß wird berichtet, dass die Beteiligten ihr getanes Unrecht sehr bereuen und absonderlich ihre große Armutei und Blöße vorschützen. Weil aber ein nicht geringer Skandal erwachsen und damit dieses Uebel nicht weiter einreiße und die Uebeltäter korrigiert werden, haben die zwei Hauptbeteiligten fünf Pfund Heller in den Armenkasten zu erlegen, zwei erhalten einen derben Verweis.
Adam Raus zu Hallwangen hat sein zweifingerdickes geschriebenes Zauberbuch zu verbrennen, ferner soll gegen dies so sehr im Schwang gehenden Laster öffentlich auf der Kanzel gepredigt werden. 
An Versuchen, solche verborgenen Schätze zu heben, hat es auch vor dem Jahr 1721 nicht gefehlt. In den Kirchenvisitationsprotokollen des Kirchspiels Grüntal vom Jahr 1708 wird auch erwähnt, dass das Schatzgraben besonders zu Hallwangen und Obermusbach sich wie früher schon wiederum rege. 

ERMITTELT UND ABGESCHRIEBEN VON HANS REHBERG.

Letzte Änderung am 12.03.21