Schierenberg

Der Obermusbacher Jagdpächter August Schierenberg 1895

Die Jagd im Obermusbach war in Teilen einige Jahre an den Freudenstädter August Schierenberg verpachtet.
August Schierenberg war eine bedeutende Freudenstädter Persönlichkeit, der hier gewürdigt werden soll.
Er wurde am 1849 in Horn, einer kleinen Stadt im Fürstentum Lippe geboren. Teilnehmer am Krieg 1870 folgte er um 1873 dem Vater und Bruder nach Amerika. Dort war er von 1873 bis 1882 als Teilhaber an einer Bank beschäftigt.
Nach dieser Zeit war er gesundheitlich angegriffen und reiste zurück in die Heimat. Er wohnte in Frankfurt a. M. und zog sich immer mehr von den Geschäften zurück.
Den Schwarzwald lernte er anlässlich einer Kur in Bad Rippoldsau kennen. So kam er auch mit Obermusbach in Kontakt, wo er noch zu seiner Frankfurter Zeit als Mitteilhaber die Jagd pachtete.
Um 1890 kaufte er dann Grundstücke in Freudenstadt und siedelte sich dort an. In den Jahren 1895-1897 wurde das noch heute stehende „Haus Schierenberg“ gebaut und eine Parkanlage geschaffen.
Im Jahr 1897 heiratete er Frieda Mitscherlich. Sie war die Tochter vom Braunkohlengrubenbesitzer Dr. Richard Mitscherlich in Seligenstadt und Enkelin vom berühmten Berliner Chemiker Prof. Eilhard Mitscherlich .
Seit dieser Zeit lebte er im Winter mit seiner Familie in Düsseldorf und in den Sommermonaten in Freudenstadt.

August Schierenberg
August Schierenberg

In Freudenstadt förderte er die Aufschließung von neuen Gelände durch gärtnerische Anlagen, den Park des Posterholungsheimes, ein Park bis zur Bahnlinie, die Errichtung des Golfplatzes und eines Meierhofes.
Vor und im 1. Weltkrieg förderte er die Volksbildung durch Stiftung von Bibliotheken, hierbei insbesondere eine größere Volkbücherei mit Lesesaal in seinem Geburtsort Horn.

Die nachfolgende Inflation verschlang dann jedoch sein Vermögen.
August Schierenberg starb am 4.2.1920. Er war Ehrenbürger der Stadt Horn.
Nachdem die Witwe Schierenberg im Jahr 1935 verstorben war, übernahm der Kurverein Freudenstadt das ganze Anwesen.
Heute hat der Tennis Club Schierenberg e.V. im Park beim „Haus Schierenberg“ seine Tennisanlagen. Bei den Tennisplätzen befindet sich noch ein Gedenkstein.

Aus dem Obermusbacher Gemeinderats-Protokollbuch:

29. Juni 1894 
Die Jagdpachtzeit läuft am 1. April 1895 ab und die Jagd wird deshalb neu verpachtet. Der bisherige Pachtzins betrug 265 Mark/Jahr. Der jetzige Pächter erhält die Pacht weiterhin bei einem Mehrangebot von 600 Mark/Jahr. Ausgeschlossen vom Jagdrevier ist der Stutzwald ca. 16 Morgen, der Fetzer-Wald von ca. 90 Morgen und der Fristische-Wald 17/12 3 Morgen. Die Jagd wird aufgeteilt.
Die Pacht für die Jagd auf Hirsch, Reh, Füchse, Hasen erhält für 300 Mark/Jahr Emil Hamma aus Stuttgart als Pächter und als Theilhaber Friedrich Schmenk Fabrikant aus Reutlingen, als Stellvertreter Friedrich Kappler von hier, als Selbstzähler und Selbstschuldner Bürgen Max Lutz Fabrikant aus Stuttgart. An Stelle von Herrn Schmenk tritt Herr Lehmann Fabrikant aus Stuttgart.
Randnotiz: An Stelle das verstorbenen Herrn Schmenk ist Herr Lehmann, Fabrikant aus Stuttgart, als Jagdtheilhaber eingetreten. 

Die Jagd auf Auerwild wird extra verpachtet zu 300 Mark/Jahr und erhält Herr Privatier A. Schierenberg aus Frankfurt am Main allein als Pächter, als Theilhaber Herr Otto Goehringer Badbesitzer in Rippoldsau. Bürgen Selbstschuldner und Selbstzähler Adam Seeger hier. Die Pacht gilt von 1895 bis 1901. 

29. Juni 1900 
Das Angebot von den hießigen Jagdpächtern A. Schierenberg von Freudenstadt und die Herren Emil Hamma & Friedrich Schmenk aus Stuttgart von 600 Mark, je 300 Mark auf 400 Mark für Auerhahnjagd von Schierenberg und 400 Mark für die Rehjagd von Hamma & Schmenk soll hiermit auf das Jahr von 1901 bis 1907 v. 31. März zu 1. April genehmigt werden.
Gemeinderath Schanz Wörner Seeger Braun
Bürgerausschuß Bohnet Ziefle Schneider Kappler Hofer  

7. Juni 1904 
Auf Antrag der Jagdpächter von der hiesigen Jagd, daß sie von der Gemeinde begehren die Jagdzeit oder Pachtzeit um 3 Jahre zu verlängern vom 31. Merz 1907 bis 1. April 1910. Diesem Antrag wurde entsprochen und sollen die gleichen Pächter wo die Jagd hier gepachtet haben und zwar die Herren A. Schierenberg aus Frankfurt und Herr Baron von Upwich aus Lobberich bei Anfeld aus Westfahlen haben die Auerhahnjagd verlängert vom 1. April 1907 bis 31. Merz 1910 erhalten.
Anerkannt Unterschrift Meton van der Upwich
Randbemerkung: gegen je 400 M Pachtgeld jährlich. 
Dersgleichen wird die Rehe und Hasen, überhaupt die niedre Jagd den früheren Pächter Herrn Emil Hamma & H. Lehmann aus Stuttgart zu Anerkannt.
Unterschrift Emil Hamma H. Lehmann
Randbemerkung: gegen jährlich zu 400 M Pachtgeld.
Vorstehende Verlängerung wird hiermit genehmigt
Gemeinderat Schanz Bohnet Seeger Braun
Bürgerausschuß Ziefle Kappler Bohnet Schneider Dölker Seeger 
Zur Begründung der vorstehenden Jagdpachtverlängerung ist
1. die Auerhahnenjagdpächter wollen zur Verbesserung des Auerwilds größere Sorten einsetzen welchen kein Hinderniß im Weg steht.
gesehen die Pächter, Unterschriften fehlen
2. Was die Rehjagdverlängerung betrifft, so wird der Pächter derselben anbedungen daß Sie das Wild besser abschießen als bisher.
Gesehen die Pächter Unterschrift Emil Hamma H. Lehmann   
Die Richtigkeit von vorstehendem beurkundet
Gemeinderat Schanz
Bürgerausschuß 


Basis sind die Unterlagen aus dem Musbacher Archiv und ein Auszug aus  einen Artikel von Dr. Kurt August Schierenberg in den Freudenstädter Heimatblätter im Jahr 1938/39 und www.efeu-ev.de und www.flickr.com .
Ermittelt und aufgeschrieben von Hans Rehberg.

Letzte Änderung am 01.02.24