Sitten Frutenhof

Sitten und Gebräuche um 1899 in Grüntal-Frutenhof

Im den „Freudenstädter Heimatblätter“ vom März 2013 erschien ein Artikel über die Konferenzaufsätze. Diese Konferenzaufsätze wurden nach einem Aufruf durch das Statistische Landesamt durch die Volksschullehrer erstellt. Hierbei wurden die örtlichen Sitten und Gebräuche an Hand eines vorgegebenen Fragenkatalogs beschrieben. In Württemberg entstanden so Berichte aus über 500 Orten. Ein Bericht von Frutenhof wurde vom Lehrer Wilhelm erstellt. Auch wenn er nicht von Musbach handelt, so gibt er doch auch eine schöne Schilderung der damaligen Lebensverhältnisse. Freudenstadt Grünthal – Frutenhof
praes. 28. VIII. 00

Weiler Frutenhof

Gemeinde Grünthal O/A Freudenstadt

Beantwortung des Fragebogens der Vereinigung für die Sammlung volkstümlicher Überlieferungen in Württemberg

Ausgearbeitet
von Schullehrer Wilhelm
in Frutenhof


Der zur Gemeinde Grünthal gehörige Weiler Frutenhof (253 Einw.) liegt wie der Mutterort im Stockenbachthal. Die meist ansehnlichen Gebäude liegen teils im Thal, teils sind sie an den Hang eines Terrainvorsprungs zwischen Stockenbach und Aunbach angebaut und teils befinden sie sich auf demselben. Überall aber sind sie von Obstbäumen umgeben, weshalb der Ort namentlich von Süden und Osten her einen recht freundlichen Anblick gewährt.
Schon daraus, daß nicht ein einziges Haus das Gepräge einer echten Schwarzwälderwohnung trägt, geht hervor, daß Frutenhof neueren Ursprungs ist, als z.B. der Mutterort Grünthal. Auch weisen hierauf alle älteren Feldwege hin, denn sie führen nicht hieher, sondern direkt nach Grünthal, ebenso führt die Verbindungsstraße Untermusbach – Grünthal am jenseitigen Thalabhang an Frutenhof vorbei.
In einem Vertrag, welcher im Jahre 1532 abgeschlossen wurde zwischen dem Besitzer der nunmehr zu hiesigem Ort gehörigen Sögemühle und den Eigentümern der hart am Ort gelegenen Wiesen, durch welche der Mühlgraben geht, werden eben diese Wiesen aufgeführt als:
„Wießwachß, so zu stocken“
„unterm Furt gelegen“,
Weder Stocken noch Furt sind gegenwärtig als Flurnamen bekannt. Demnach könnte man an-nehmen, daß das heutige Frutenhof auf jenen Flurteilen liegt.

Ortsname: Der Überlieferung nach soll der Name Frutenhof von einem gewissen Früeth herkommen, welcher sich vor etwa 300 Jahren auf dem nordöstlichen Ende des Terrainvorsprungs zwischen Stocken- und Aunbach angesiedelt haben soll.
Leider konnte in den Akten des Grünthaler Rathauses hierüber nichts gefunden werden.
In Kaufbriefen vom Jahr 1748 werden die Beteiligten aufgeführt als „Innwohner auf dem Fruethenhof Gröndler Staabs, und Dornstetter Amts“.

I. Sitte und Brauch

1. Im Alltagsleben

a) Zeit der Mahlzeiten:
Sommers: Morgenessen – 3/4 6 – 1/4 7 Uhr
Vesper – 9 Uhr
Mittagessen -12 Uhr
Vesper – 4 Uhr
Abendessen (namentlich zur Zeit der Feldgeschäfte
unregelmäßig -1/2 8 – 9 Uhr
Winters: Morgenessen – 7 – 1/4 8 Uhr
Vespe- 10 Uhr
Abendessen – 6 – 7 Uhr

b) Bräuche beim Essen:
Zuerst schöpft der Vater heraus, dann die Mutter und dann erst die „Ehhalten“ und Kinder.
Hat man Fleisch, so wird zuerst ein Teller Gemüse gegessen, ehe der Hausherr das Fleisch austeilt. Der Vorleglöffel fehlt.
Beim Vesper darf der Most ja nicht über die Hand eingeschenkt werden, weil jedes, das davon trinken würde, den Hexen preisgegeben wäre.

c) Beschäftigung an den Abenden:
Früher wurde an den Abenden fast ausschließlich gesponnen ( im letzten Winter nur noch in19 Häusern) und zwar nur mit der Spindel, jetzt alles mit dem „Rädle“; dann wird namentlich gestrickt und genäht (Hemden, Unterröcke und Schürzen fertigen die allermeisten Frauen selbst an).
Eigentliche Lichtstuben giebt es nimmer, der „Lichtgang“ wird als Besuch angesehen und dieser dann erwidert.
„Z`liecht“ geht man nach dem Nachtessen und bleibt bis 10 oder höchstens 1/2 11 Uhr.

d) Zeit des Zubettgehens und Aufstehens:
Aufstehen: Sommers zwischen 1/2 % und 1/2 6 Uhr, doch mehr vor als nach 5 Uhr, in den „Schaffzeiten“ aber schon um 3 und 4 Uhr. Winters erhebt man sich so etwa um 6 Uhr, ist aber Wascherei und Backerei in Aussicht, so geht`s um 5 Uhr heraus.
Zubettgehen: Sommers nach Beendigung der Haushaltungsgeschäfte, was mit Ausnahmen der Hauptfeldgeschäfte um 1/2 ) oder 9 Uhr der Fall sein wird. (Eine Wirtschaft wird an Sommerwerktagsabenden nur aus ganz besonderen Anlässen besucht). Winters geht man, wenn kein „Liechtgang“ da ist, nach 9 Uhr, anderenfalls erst um 1/2 11 Uhr, stets aber vor 11 Uhr zu Bett.

2. An Fest- und Feiertagen

a) Christfeiertage:
Über dieselben wird von den ledigen Mädchen abends „gossa“. Sie lassen Blei in der „Lischte“ (siehe II 3) verlaufa und schüttens ins Wasser, um aus den sich bildenden Formen das Handwerk ihres Zukünftigen zu erraten.
Wer am Christtag morgen sein Vieh zuerst zum Brunnen treibt, bekommt „d`Annamad vom Brunna“. Vorher giebt man aber dem Vieh „s`Christkindle“ in Gestalt von zwei Stückchen Brot, zwischen welche reichlich Salz gestreut wird.
Dieser Brauch war früher hier ganz allgemein, kommt aber vereinzelt (zwei Fälle sind festgestellt) heute noch vor. Zwei hiesige Bürger kamen dadurch davon ab, daß dem einen eine Kuh in einen Kellerschacht fiel und infolge dessen einging, und im Stalle des anderen Bauer ausbrach.
Einer von denen, welche diesem Brauche heute noch huldigen, that in einer Gesellschaft, in welcher davon die Rede war, den Ausspruch:
„,I meim und i mais Vadders Stall hats nie kranks Vi g`het, aber ier glaubet nänz, drom ghairt ech nenz!“
In der Chrischtnascht schwätzt s`Vi mitenand, wear im Haus zerschda stearbe muaß. Am Christtag soll man auch dem Vieh seinen Namen nicht geben. Am Christtag ißt man Reis mit Rindfleisch und am „Stäffesdag“ die gewöhnliche Sonntagskost: Krout, Knepfle und Speck.

b) Karfreitag:
Am Karfreitag morgen wurden früher (heute selten) die Hühner aus „ama Roaf“ (Reif von einem Faß oder einer Gölte) gefüttert, damit sie besser „laigat“.
Dagegen werden heute noch die „Karfreidigaier“ (am Karfreitag gelegte) aufgehoben fürs „Kreizwai“ oder thut man sie am Karfreitag ins Schmalz „einfella“ und ißt`s, dann bekommt man im folgenden Jahr das Kreuzweh nicht.
Wenn man in der Karfreitagnacht zwischen 11 und 12 Uhr „aubrafflet“ einen kräftigen einjährigen Trieb einer Haselnußstaude schneidet und denselben in den Stall steckt, so wird er zur Glücksrute.
Wenn eine Kuh sich nicht melken lassen will und man „fizd“ sie (schlägt sie leicht) mit dieser Rute, so wird sie lammfromm.
Ist am Karfreitag Vollmond und man sät „Nägelesoma“, so geben die daraus wachsenden Pflanzen gefüllte Blumen.
Am Karfreitag ißt man allgemein Zwetschgen und Küchle oder man kocht gedörrtes Obst und „duat Pfausarle drei bache“, dann giebts wieder Obst.
Wenn man am Karfreitag morgen die Maulwurfhügel („Schearhaufe“) verrechet oder verscharrt, so wandern die Maulwürfe aus (heute noch)
Es wird auch heute noch, da wo „Wässerwiesen“ sind, in der Frühe des Karfreitag dem Nachbar das Wasser weggenommen und in die eigene Wiese geleitet, denn dann wächst das Gras, wenn es auch länger nicht mehr regnet.
Manche Leute geben am Karfreitag nicht das Mindeste aus dem Haus, „sust wär ufs ganz Jahr de Hexe Dir und Doar offa“.
Nicht einmal ein Bettler erhält etwas, außer er verzehre das Gereichte innerhalb des Hauses.
Ob nicht auch die für unsere Wirte so wenig erfreuliche, wirklich buchstäbliche „Leere“ der hiesigen Wirtschaften an diesem Tage auf diesen Brauch zurückzuführen ist?

c) 1. Mai.
Das Maienstecken kommt nur noch ganz vereinzelt vor. Es wird vor Liebchens Fenster eine mit Bändern verzierte kleine Weißtanne oder aber einem Mädchen zum Schimpf eine Rottanne (Fichte) oder ein alter Besen befestigt.

d) Unglückstage.
Solche sind vor allen andern der 1. April und der 1. Juni. An diesen Tagen geborene Kinder sind Unglückskinder.
Dann sind Mittwoch und Freitag „au verwarfene Däg“.
An diesen wird noch heutzutage in vielen Häusern bzw. Ställen nicht gemistet, daß die bösen Leute nicht in den Stall können.
Wenn man übrigens einen schwarzen Geißbock oder schwarze Tauben hält, so können die Hexen nichts machen.
Ein Roßkopf im Dachgräch schützt auch gegen Verluste durch böse Leute.
Nach der Betglocke darf an diesen beiden Tagen nichts aus dem Haus gegeben werden.


3. Im menschlichen Lebenslauf

a) Geburt:
Versehen: Wenn eine Schwangere z.B. an einem Hasen erschrickt, so bekommt das Kind eine Hasenscharte , erschrickt sie, wenns brennt, so bekommt das Kind ein Feuermal. Gelüstet die Schwangere nach etwas und sie berührt irgend eine Körperstelle, so „kriegt s Kind a der nemlich Stell a Mal, das grad das voarstellt“, z.B. Preiselbeeren.
“ Kendle kommet aus em Greadlaner Kendlesbronne“.
Der 1. Ausgang der Wöchnerin geht in die Kirche. Ist mit dem Sonntagsgottesdienst ein Leichengottesdienst verbunden, so darf sie nicht in die Kirche. Bei diesem ersten Kirchgang darf sie ja das Opfern nicht vergessen. Ehe die Wöchnerin den Kirchgang angetreten hat, geht sie unter keinen Umständen vor das Dachtrauf hinaus.
Taufe:
Vorher giebt man nichts aus dem Haus. Die Taufe ist, wenn es von der Geburt bis zum nächsten Sonntag mindestens 3 Tage ist, an diesem, andernfalls am nächsten darauffolgenden Sonntag.
Von der Geburt bis zur Taufe wird dem Kind jede Nacht ein Licht gebrannt; man könnte sonst einen Wechselbalg bekommen.
Taufpaten sind es meist je einer und zwar Tante und Onkel des Kindes.Nach der Taufe wird im Elternhaus ein Taufschmaus abgehalten, an welchem außer Dote und Döte auch die Großeltern teilnehmen.
Ist die Dote noch ledig, so wird ihr von den ledigen Burschen während der Rückkehr von der Kirche geschossen. Ist der Täufling der erste Sohn, so bekommt er fast durchweg den Namen des Vaters, die erste Tochter den der Mutter, dann folgen die Namen der Großeltern bzw. der Paten.

Doppelnamen:
Johann Georg = Hansjörg
Johann Adam = Hansadam
Johann Martin = Hansmärde
Jakob Friedrich = Jakobfridar (selten)
Elisabeth Kathrina= Lisakädder
Sonst kommen am häufigsten vor:
Johannes = Hannes oder Hännes
Christian =
Friedrich = Fridär oder Fritz
Martin = Marde
Matthias = Maddeiß oder Deiß
Maria = Mari
Christine = Christa, Christei oder Christeile
Barbara = Bärbele
Luise = Luis
Magdalene= Madel oder Lena
Friderike = Rigga oderf Riggle

b) Eheleben:
Die Hochzeiten waren immer dienstags oder donnerstags, seit einigen Jahren sind sie auch samstags.
Ist die Hochzeit am Dienstag, so kommt der „Brautewagen“ am Samstag, ist sie am Donnerstag, kommt er am Dienstag und ist sie am Samstag, so kommt er am Donnerstag, aber ja nicht am Montag, Mittwoch oder Freitag.
In dem Haus, in welches der „Hausrat kommt“ giebts nach dem Abladen „Stroubaza“ (man läßt den Teig durch “ de Stroubaza drächda en Pfanna laufa“).
Ehe aufgebettet wird, werden vor dem Überziehen in alle 4 Ecken der Decken Roude ( ) eingenäht, wegen Stroubazatrichter den Hexen.
Am Abend vor der Hochzeit gehen „Gschbil und der Gsell bei de Ledege rum und ladets zuar Märgesub ei“. Kirchgang ist um 11 Uhr.
Die Braut muß vom Bräutigam das Opfer fordern, dann kann er sie niemals schlagen. Aus demselben Grunde muß sie sehen, daß sie am Hochzeitabend zuerst ins Bett kommt.
Die Brautleute bekamen früher auch Rauten in die Schuhe. Traten sie vor den Altar, so mußten d`G`schbil und der G`sell sofort ihre Plätze einnehmen. (geschieht auch heute noch)
Die Brautleute müssen vor dem Altar ganz nahe zusammenstehen, daß „neamed ebbes Bais (Böses) dazwisched mache ka“.
Dasjenige, daß nach der Einsegnung zuletzt vom Altar aufsteht, muß zuerst sterben.
Stehen die Brautleute beim 12 Uhr Schlag noch vor dem Altar, so hausen sie nicht gut.
Regnets beim Ausderkirchegehen, so regnets den Hochzeitern Glück uf de Schurz.
Das Hochzeitsessen ist immer in der Wirtschaft, in welcher die Hochzeit abgehalten wird.
Das erste Essen ist gleich nach dem Kirchgang: Speisenfolge: (fehlt /Anm.d. Subskriptors)
Zwischen 5 und 6 Uhr folgt ein Kaffee und um 9 Uhr noch einmal ein Essen:
Bei diesem Essen wird der G`schbil der Sauschwanz an einem raute Bendele präsentiert.
Während des Essens suchen ihr ledige Bursche einen Schuh auszuführen, welchen sie dann für einige Flaschen Wein kaufen muß.
Große Heiterkeit erregt es, wenn im Laufe des Abends ein „Jude“ mit einem großen Sack hereinkommt und dem Hochzeiter die Decke des Brautbettes, welche er sich durch List zu verschaffen wußte, zum Kaufe anbietet.

c) Sympathie:
Wenn früher einem Stück Vieh etwas fehlte, ging man eben zum „Benzingerhannele“ (Benzingerhof), der hat helfen können. Wenns dann ganz schlimm war, ging man zum Eremias ins Thal (Jertemias ins Christophsthal), der hatte einen Bergspiegel, in welchem man dann die Leute (Hexen) sehen konnte, die einem das Böse zugefügt hatten. Er kam dann und machte das Haus sicher und strafte auch die Hexe.
Ein älterer hiesiger Bürger erzählte mir:
„Meinem Vater, der Holzhauer war, wurde einmal sein Geschirr, daß er stets im Walde ließ, gestohlen über die Christfeiertage. Er ging gleich ins Thal zum Eremies. Dieser ließ ihn in den Bergspiegel gucken und aus demselben guckte ein hiesiger Holzhauer heraus. Als man aber bei demselben suchte, hatte er`s schon nimmer. Später fand man`s unter einem Wacholderbusch versteckt. „Aber s`hats koa andrer dau als derseall !“
Ein anderer erzählte:
Ins Wursters Häusle lebte früher ein junger Mensch von 25 Jahren bei zwei Basen (Tanten). Er war immer kräftig und gesund. Da gab ihm einmal ein vorher schon verrufenes und als Hexe allgemein bekanntes Weib ein Stück Berda (Kuchen), nach anderen einen Apfel. Von dort an kränkelte er und schließlich mußte er ganze Bündel Haare, Schuhnägel und Sauklauen erbrechen (kotza). So ist`s lang fortgegangen, es hat niemand helfen können, bis endlich „der Eremias komma ischt“ Er hat die Hexe wollen auf den Dachfirst hinaufbannen, daß sie alles sehe, aber das hat man dann doch nicht wollen, man hat sie zu arg gefürchtet. Später hat sie dann nur noch ein Auge gehabt und es hat niemand gewußt, daß ihr etwas passiert wäre. Der Bua hat dann nachher doch „stärbe miese“. Heutzutage ist hier der Glaube an sympathetische Heilungen noch verbreitet. Man bekommt dann und wann zu hören, daß das oder jenes „hählinge beim Merleck (Wunderdoktor) im (Mittel-) Dahl g`sei ischt“.

Segensspruch für Schmerzen (hat sich früher oft bewährt!):
„Unser Herr Jesus zog über Land
Er segnet den kalden und warmen Brand
Daß nicht geschwül und nicht geschwähr
Bis das die Mutter Gottes ihren Herrn und Sohn gebähr
weder an noch um sich fraß
kein Gerunnenblut noch Eider Gab
in den drei höchsten Namen.“
+ + +

d) Tod und Begräbnis.
Wenn in einem Hause jemand gestorben ist, muß man a Spältle a der Dir oder am Fester ufmache und na glei am Mostfaß, a der Kroutstande und a der Uhr riddle.
Stirbt eine Frau während der Geburt und man gibt ihr nicht Nadel, Faden, Schere und Fingerhut in den Sarg, so kommt sie nachts und wickelt das Kind ein.
Im April 1860 starb hier eine solche „Kendbeddere“. Der Mann ließ nicht zugehen, daß man ihr obige Gegenstände in den Sarg legte und schon nach einigen Nächten kam sie, nahm der Wärterin das Kind aus den Armen, legte es auf den Tisch, band es
auf, wickelte es frisch ein und legte es der Wärterin wieder ins Bett. Diese behauptete, wachend zugesehen zu haben (sie soll eine glaubwürdige Person gewesen sein).
Die Trauerzeit dauert gewöhnlich ein Jahr.
Wenn man von irgendeinem „Fätza Häs“ (Kleidungsstück) ein „Kroutg`schaich“ macht und auf ein Feldstück steckt, so geht weder das Wild auf dasselbe, noch machen die Vögel Schaden.
Wenn me vo Wandle (Wanzen) und Schwabekeafer laus weare will, no wiggled mer 3 Stugg en e Lemble (Lumpen) und laeds zue eme Daude en d`Bahr, no wanderet de andere aus.

4. In Haus- und Feldwirtschaft:

a) Bräuche im Stall.
Abends nach dem Betglockläuten soll man ja keine Milch unbedeckt „über`s Dachdrauf nous trage, namentlich net a ma Auglecksdag“. Wenn e Kalbin (Rind, das zum erstenmal bringt) „kalbert“, die Weibsperson, welche dabei ist, „d Hafde“ am Leible „ufmacha“, daß „Kalben na d`Milch besser ra lat“.
Kälbert eine Kuh, so muß man ihr aus demselben Grunde mit der „Richde“(Nachgeburt) „vom Wadel bis zue de Höarn und wieder dehenna na fahre i de 3 haischde Name“.
Läßt sich eine Kuh nicht melken, so muß man darnach trachten, aus einem Hause, in welchem „der Ma neabe nousgat (untreu ist), einen Stecken zu bekommen, aber „aubrafflet“, und mit diesem die Kuh während des Melkens schlagen, ohne jedoch ein Wort zu sprechen, dann höre die Unart sofort auf, ohne je wiederzukehren. Den Stecken muß man aufheben, wo „koa Sonn und koa Mau na schant“.
Drei Tage lang, nachdem die Kuh gekälbert hat, darf man nichts aus dem Haus geben, sonst giebt sie bittere Milch. Wenn man dann 3 Freitage hintereinander ausrührt, bekommt man mehr Butter und die bösen Leute können nichts machen.

b) Bräuche beim Brechen.
Brächalöcher (Vorrichtungen zum Dörren des Hanfes über dem Feuer) sind an 3 Ausgängen aus dem Ort. Die Brecherinnen stellen sich zu beiden Seiten der Straße auf. Will nun jemand zwischen ihnen hindurchgehen, so stellt sich eine Brecherin in den Weg und sagt:
Es raist e ährlicher Härr übers Land,
I will em zeddle mit Verschdand,
I will em zeddle en Ähre.
I hoff er wärd mer au was beschere.

c) Segen fürs Vieh.
Schreiber dieses erhielt von einem hiesigen Bürger verschiedene geschriebene Segenssprüche und Rezepte, welche dieser von seinem Vater überkommen hatte. Als ich sie jedoch mit den im sogenannten „6. und 7. Buch Moses“ angegebenen verglich, fand ich, daß viele wörtlich mit jenen übereinstimmten, andere nur unwesentliche Modifikationen der dort angegebenen waren.

5. Beim Handwerk

a) Werkzeuge, welche der Bauer selbst herstellt, sind:
Dreschflegel, birkene Besen, „Hälme“ in Hauen und Schaufeln, auch in Axt und Beil.
„De Schneidbock“, auf welchem er den Winter über Täferschindeln macht.
Dann und wann werden auch noch Treibschnüre angefertigt.

b) Handwerker im Dorf:
5 Weber, 4 Schuihmacher, 4 Zimmerleute, 2 Schreiner, 2 Küfer, 2 Maurer, 1 Säger, 1 Bäcker, 1 Kaufmann, 3 Wirte und
12 Holzmacher.

c) Im Kundenhause:
arbeiten Schuster und Schneider (letztere von auswärts). Sie haben dabei einen 12stündgen, fast ununterbrochenen Arbeitstag. Eine Mittagspause giebt es nicht und das Vesper wird so nebenher eingenommen. Taglohn: 1,30 -1,50 M bzw. 1,20 – 1,40 M

d) Als Recht des Müllerknechts galt früher.
Er brachte an Ostermontag oder -dienstag einen Korb unter dem Wagen mit und sammelte bei den Mühlekunden Eier ein. ( Ist seit einigen (10?) Jahren nicht mehr gebräuchlich).

e) Handwerkszeug.
Als eigentümliches, altes Handwerkszeug fand sich nach langem Suchen ein Harzbeil vor. Dasselbe ist seit etwa 50 Jahren außer Gebrauch. Es ist ganz aus Eisen angefertigt, und hat in seinem hinteren, gebogenen Teil eine Ausfräsung mit schneidigen Kanten und scharfer Spitze (bei a). Mit diesem Teil des Instruments wurden die Tannen angerissen, von etwa 2 1/4 m Stammhöhe bis herab auf 1m, in Abständen um den Stamm von 10 – 15 cm.
Im nächsten Jahr wurde dann mit demselben Teil des Beiles das ausgeflossene und an den Stamm in der Nähe des „Harzrisses“ oder in diesem selbst angetrocknete Harz abgekratzt, wobei es in einen untergehaltenen Lederbehälter (Harzkappe) fiel. Das Beil wurde zur Beseitigung der über den Riß gequollenen Rinde und zur Entfernung
etwaiger Harzrückstände benützt. Das Harz wurde in die Harzsiederei nach Freudenstadt verkauft. „Da hämmer ällemol au no
Geald verdeant, aber na isch hald verbodde woare“.

6. Rechts- und Verwaltungsbräuche.

a) Beim Kauf und Verkauf.
Der Verkauftag war von jeher und oft heute noch ein „Soufdag“. Nach dem Verkauf giebts verschiedene Maß Wein (Weinkauf). Früher als der Kaffee noch eine Rarität war, gabs auch Kaffee. Vor 30 Jahren war noch keine einzige Kaffeemühle hier Wer sich einmal eine Tasse Kaffee leisten wollte, klopfte seine Bohnen in einem Lumpen auf dem Herde oder zerstieß sie in einem Mörser es war ein solcher hier, welcher zu diesem Zweck von vielen benutzt wurde. .
Wenn man einen beim Handel (namentlich beim Viehhandel) hereinlegen kann, so geschieht dies auch von sonst rechtlich denkenden Leuten – ohne jedes Bedenken. „Das g`hairt schau zuem Handel“. „D´Auge uff oder de Beidäl!“

b) Dingen und Verdingen:
Die Dienstboten treten ein und werden entlassen auf Martini. Eine Magd soll aber ja nicht an einem Montag, Mittwoch oder Freitag „eigen“, suscht verbrichd se so viel Geschirr.

c) Ausdingrecht der Alten:
Den Hof erbt der älteste Sohn, „wenn er grate ischt“. Allen andern Geschwistern wird eine Stube oder Kammer eingeräumt.
Sobald der erste Sohn heiratet, kommen die Alten auf Leibding. Von dem Hausrat behalten sie, was sie notwendig brauchen : Pfannen, Schüsseln, Körbe etc.
Ausgedingt wird: bei Vermöglicheren: eine Kuh und Frucht;
bei weniger Bemittelten: !0 Pfd. Schmalz, 15 Pfd. Fleisch p. Jahr und täglich 1 l Milch
„Wenn me uf der Leibding ischt, na sitzt ma uf der Lagwid“.
„Uf der Leibding gilt me nenz mai, wenn d`Katz ad Sub gät, därf me se net emal najage“.
Weil es wegen des Ausbedungenen zwischen Jungen und Alten öfters zu Streitigkeiten kommt, kann man hören:
„Ma sött de Alte net uf d`Leibding dau, äas sott me metzge uf d`Heiresdag und s`ander uf da Hozech“

d) Grenzsteinverrücken.
Diejenigen, welche Grenzsteine verrücken, müssen als Geister gehen.-
Wo man die Felder in der „Wanne“ (Flurteil jenseits des Thales, gegenüber dem Ort) vermessen hat, haben einige vom „G`richt“ die Steine zu ihren Gunsten setzen lassen mit Wissen der andern,
„Desweage got jetzt jedes Jahr s`Gricht dibe en der Adventszeit“ Alle hasben Kirchenröcke an, schlagen einander mit brennenden Fackeln und jagen einander zuweilen bis herunter ins Thal.
Früher hat man das sehr oft gesehen, jetzt ist nur noch „einer“ hier, der schon einigemal „zugesehen hat“.

e) Der Schäfer
erhielt früher, wenn er bis Weihnachten ausfahren konnte, als Christkindle einen Bordenhut, Kuchen, Getränke, Geld oder auch Wäschestücke.

f) Fronen:
rüher mußten die hiesigen Bürger das Schulholz in der „Fron“ sägen und spalten. Bei dem Schulhausbau (1845) mußten sie das zum Bau nötige Holz unentgeltlich schlagen, auch das „Bahnen“ und das Verbessern der Wege geschah in der „Fron“.
Früher mußten alle Bürger unter 60 Jahren in der „Voarmidnacht“ wachen. Der, an dem es war, bekam morgens den „Nachtstegge“ vom Nachtwächter ins Haus getragen, während er ihn nachts 12 dem Nachtwächter, der von da ab die Wacht hatte, bringen mußte.

g) Der Marktverkehr
geht hauptsächlich nach Freudenstadt. Hauptmarkt ist der Jakobimarkt.

II. Nahrung, Wohnung und Geräte

1. Nahrung:

Die Hauptnahrung bilden Mehl- und Milchspeisen und Kartoffeln mit selbstangebauten Gemüsen.
Die Fleischnahrung besteht fast durchweg aus Schweinefleisch.

a) Morgens
giebt es in den meisten Häusern (namentlich Bauernhäusern) „Ribele – oder Grombiresupp“, in den andern Kaffee (selten beides)

b) Mittags
lautet der ständige Sonntagsküchenzettel: „Grombireschnitz, Knepfle, Krout und Späck“ (kommt auch noch 1 oder 2mal unter der Woche, doch fehlt dann nicht gar selten Nr.4)
Dann wechseln ab:
Zwetschge und Pfauserle, Haberbrei und raut Krout, Holzmus und Grombiresalat (und Milch) (saure Grombire), Leise, Grombireschnitz und Knepfle, Brodene Knepfle und saura Grombire, (derrte) Bohnescheufe und Knepfle.
Am weiße Sondech und unter der Fasnet geids Küchle und Kaffee oder Zwetschge. Bei besondere Anläß: Stroubeze.

c) Abends
giebts am Sonntag allgemein Kaffee, sonst Grombire, Wassersupp u. Milch. Das Hauptgetränk ist der Most, dann Bier und winters bei der Waldarbeit auch Schnaps.

2. Kleidung

Die bürgerlich – städtische Tracht ist die übliche.
Außer einigen „Zipfelkappe“ sieht man kein auffallendes Kleidungsstück mehr.

3. Wohnung und Geräte

Zu einem Haus in Frutenhof gehören, wie aus nebenstehendem Bild ersichtlich neben verschiedenen Vor- und Anbauten (Schöpfen und Schöpfle) noch eine Anzahl Hütten, welche als Holz- , Wagen- etc. Remisen dienen.
In dem kleineren Gebäude wurde früher Pottasche gesotten (jetzt Waschhaus und Holzremise). Die Bretter -( rohe Schwarde) wand dient der Scheune zum Schutz gegen Regen und Schnee. Hinter derselben werden Geräte (Landwirtsch.) oder auch Holz aufbewahrt

a) Wohn- und Schlafraum.
In einer Anzahl von Häusern (12) dient die Wohnstube zugleich als Schlafraum. Die Betten sind dann von einem Vorhang umgeben. In 17 Fällen sind beide Räume durch einen Bretterverschlag mit Thüre von einander getrennt; in den übrigen Häusern aber sind sie nebeneinander und durch eine Thüre direkt verbunden. Bei zweistockigen Gebäuden befindet sich der Schlafraum fast regelmäßig über dem Stall. Auf eine Trennung zwischen alt und jung wird nicht besonders gehalten, oft kaum auf eine Trennung der Geschlechter, kommt es doch vor, daß eine 54jährige Mutter und ihr17jähriger Sohn in ein und demselben Bette schlafen.
Die allermeisten Gebäude stehen parallel zur Dorfstraße. Verschiedene namentlich neuere Gebäude sind mit Schindeln getäfelt und mit Ölfarbe gestrichen, die andern sind mit „Sbeis b`stoche“ und geweißnet. auch die Balken sind geweißnet, aber doch sichtbar. Der Tisch befindet sich stets in der vorderen Stubenecke und ist meist auf 2 Seiten (Wänden) mit Schrannen umgeben. Der Hausvater nimmt seinen Platz stets auf dem Stuhl vor dem Tisch.

b) Ofen:
An Öfen finden sich hier noch 4 alte, merkwürdige Exemplare, wovon nebenstehende photographische Aufnahme einen zeigt.
Sie führen im Volksmund den Namen “ – “ (von der Form der einzelnen Kacheln „Dudde“, die einer weiblichen Brust „Dudd oder Diddle“ ähneln (Fig. 4a).Dieselben sind bis an die Wölbung mit Lehm eingemauert und so angeordnet, daß der Ofen im Innern gewölbt ist. Wärme verbreiten eigentlich nur die hohlen Kacheln. Weil der Ofen, wenn einmal erhitzt, die Hitze lang hält, wird er häufig auch zum Backen benützt.
Neben dem Ofen befindet sich die „Liachde“, welche tagsüber durch einen Blechschieber verschlossen ist.. In derselben werden an den Winterabenden „Kestengel“ (siehe unter dem Ofen)verbrannt, wodurch die ganze Stube ziemlich hell beleuchtet wird. „Kestengel = ganz verharztes Forchenholz in etwa 10 cm langen Splittern. Sie werden hauptsächlich aus alten Baumstümpfen gehauen.
Fig. 4b zeigt den Schnitt obiger „Liachde“ in 1/10 natürlicher Größe. Diese ist die einzige, welche hier noch benützt wird.
Auf einem anderen derartigen Ofen befindet sich hinten an der Wand ein so genannter Dürofen (4d), derselbe ist aus 3 Steinplatten aufgebaut und dient zum Warmhalten der Speisen (er ist auf beiden Seiten offen). Bei anderen Öfen heißt diese Vorrichtung „Bratkachel“.

III. Glaube und Sage

1. Geister:
Außer den weiter oben schon genannten Geistern gab es früher zwischen hier und Grünthal „in der Halde“ und zwischen hier und Mühlbach.In der Halde spukten immer Lichter herum. Einen dieser Haldengeister erlöste einmal ein couragierter Grünthaler Bürger (ausgehöhlte Rübe mit Licht), mußte aber zu seinem aufgeopferten Mut hin noch eine Polizeistrafe bezahlen.
Schlimmer als diesem erging es in den vierziger Jahren einem jungen hiesigen Burschen. Derselbe war – vom Militär zurückgekehrt – seinem früheren Schatz, welcher auch von hier war, untreu geworden und „ging“ nun zu „Einer“ nach Untermusbach. Bei seinen abendlichen Gängen stellte sich ihm auf dem Steg beim Übergang über den Aunbach regelmäßig eine schwarze Katze in den Weg, welche durch nichts zum Ausweichen zu bewegen war.
Eines Abends nahm er nun einen Hund und einen tüchtigen Stecken mit. Die Katze stellte sich ihm an der bekannten Stelle wieder in den Weg. Sofort ging der Hund auf sie los, konnte ihr aber nichts anhaben, sondern lief nach einigen Angriffen heulend davon. Nun machte der Bursche von seinem Stecken Gebrauch. Kaum hatte er jedoch den ersten Streich gethan, war er auch schon von einer ganzen Masse schwarzer Katzen umringt, welche ihn derart herrichteten, daß er kaum mehr heim kam und längere Zeit das Bett hüten mußte. Von da ab kränkelte er und starb dann auch bald. Einen andern hielt einmal ein schwarzer Pudel von nachts 12 Uhr – morgens 4 Uhr in der „Hölzlesgasse“ fest.
Früher hörte man auch häufig „s`Muedesheer“ übers Hardt „reikomme vo der Fraidestadt hear“. Es brauste wie ein Sturmwind und man hörte ganz gut, wie die Geister aufeinander einhieben. Wenn man im Freien war und es hörte, mußte man sich sofort platt auf die Erde legen.

2. Zauber:
Früher war einer hier, der wußte, wie man einen Zauber- oder Bergspiegel macht, aber er sagte es niemand. Sein Sohn wußte nur, daß man ihn unter einem Kreuzweg vergraben müsse, aber er wußte weder.wann noch wie. Auch Geld kann man herzaubern. In den 40er Jahren probierten es drei hiesige Bürger miteinander. Sie sprachen das „Christophelsgebet“: Schon bogen sich unter lautem Gekrach die Balken auf der Bühne und schon hörte man das Geld klingeln, da lief einer von ihnen, „ein
Schwachsinniger“ laut schreiend zum Haus hinaus und brachte dadurch auch die andern um den sicheren Erfolg

3. Hexen:
Über den weiter oben berichteten Fall erzählte mir die nunmehr 78 jährige Schwester des betreffenden Burschen:“Mein anno 12geborener Bruder ging mit meinen andern älteren Geschwistern nach Grünthal in die Schule. Wenn sie dann von der Schule heimkamen, gings jedesmal über die Tischlade, denn sie waren hungrig. Eines Tages kam aber dieser Bruder zuerst heim und fand in der Tischlade ein Stück Brot, welches er aß. Später sagte er, es seien rote Tupfen auf demselben gewesen und es stellte sich dann auch heraus, daß unsere Nachbarin, welche schon lange allgemein gefürchtet war, das Brot in Abwesenheit meiner Mutter in die Tischlade gelegt hatte.Noch am selben Abend bekam der damals 13 jährige Knabe einen Anfall, während dessen es ihn beständig würgte. Er sagte nachher, die x (die Weibsperson, welcher das Brot war) sei zum Fenster hereingekommen wie ein Strohhalm und habe ihn so gewürgt. Andern Tags wiederholte sich der Anfall und diesmal erbrach er
zuerst Schuhnägel, dann ganze Klümpchen Haare und zuletzt noch Bleche.
Es war schrecklich anzusehen. Von da an kamen die Anfälle täglich oft 3 – 4 mal und oft auch in der Nacht. Jedesmal erbrach er einen ganzen Haufen von dem Zeug, manchmal waren auch Feuersteine dabei. Weil die Doktoren nicht helfen konnten, ( sie sagten, es seien Gichter), ging mein Vater zum „Benzingerhannesle“. Aber der konnte auch nicht helfen, er sagte, da sei er nicht stark genug. So ging es 2 Jahre fort. Der Pfarrer segnete meinen Bruder im Bett ein, weil man meinte, es werde dann
vielleicht besser, aber er zehrte immer mehr ab. Da endlich hörte mein Vater vom „Eremias em Dal“ und ging zu diesem. Er kam dann gleich, sagte aber, es sei schon viel zu lang und jetzt seien es ihrer 5, die den Buben plagen, aber die x sei die schlimmste davon; es gehe schon eine Zeit lang, bis er sie alle überwunden habe.
Mein Vater mußte dann einen „Sabel“ entlehnen. Der Eremias sagte, den solle mein Bruder in die rechte Hand nehmen und übers Kreuz nach ihr hauen, wenn sie zum Fenster oder zum Schlüsselloch hereinkomme. Das that er dann jedesmal. Einmal hieb er er ihr den Zeig-, Mittel- und Goldfinger der ? Hand ab. Sie sagte dann, sie habe die Hand in den Strohstuhl gebracht und trug sie lange verbunden. Nachher fehlten richtig diese 3 Finger.
Die Anfälle wurden von nun an immer seltener. Auf einmal kam der Eremias und sagte zu meinem Vater:“ So jetzt habe ich alle gebannt, jetzt wird die Geschichte aufhören; die Haupthexe muß jetzt aber eine Strafe haben“. Er wollte sie nun auf ihr eigenes
Haus hinaufbannen, aber „mei Vadder hets uff se „.Das konnte mein Vater schon wegen der Freundschaft nicht und so blieb sie unbestraft. Aber jedesmal, wenn der Eremias da war, machte er, daß sie am Haus vorbei mußte. Er zeigte dann mit der Hand nach ihr und rief zum Fenster hinaus:“Seht ihr sie, das ist die Haupthexe!“
Sie schüttelte dann nur hinten an ihrem Rock.Mit meinem Bruder wurde es von da an besser, es wurde sogar Soldat, zehrte aber später aus und starb im 25. Jahr.
Mit meiner Mutter fing die Hexe dann immer Händel an; sie schlug meine Mutter auch einmal mit „eme Däare“. Sie kamen vor den Schulzen, aber der wollte nicht an sie hin, er meinte“se kennt se au mache bei nem“,“

Dieselbe Hexe plagte auch eine Nachbarin fast jede Nacht. Da ließ diese einmal ihren etwa 30 jährigen, starken Sohn, der sonst neben ihr lag, an ihren Platz liegen. Um Mitternacht herum kam wie gewöhnlich wieder etwas zum Fenster herein und übers Bett herauf, es war wie ein Jagdhund. Der Sohn griff und, würgte das Tier, so arg er konnte, und schleuderte es mit aller Macht an die Thüre. Es fiel mit schrecklichem Gepolter auf den Boden, als sie aber nachsahen, lagen nur einige Tropfen Blut bei der Thüre. Am andern Tag hatte die Hexe dann fest („ganz greilich“) verbunden.

Trotzdem die alte Frau ihren Bericht schloß mit den Worten:“Wir können unserem Hergott nicht genug danken, daß er heute dedn bösen Leuten „uf deam Hof“ nicht mehr so viel Gewalt läßt wie früher, besonders weil jetzt „dear Mo dahenne“ gestorben ist, jetzt wäre man ihnen gerade preisgegeben, „me mießt se grad na nene heimache lau“, ist es scheints heute „üff deam Hof“ noch nicht ganz sauber, denn einem hiesigen Pferdebesitzer seine beiden Pferde haben dann und wann Hexenzöpfe und eine hiesige Witwe, welche sich auf ihre Frömmigkeit manches zu gute that, will auch schon von einer Hexe neueren Datums
heimgesucht worden sein.

4. Begegnende Tiere.
Glück bringen: die Rehe ( Am liebsten hat mans, wenn morgens zuerst ein Mannsbild z.B. ein Handwerksbursche ins Haus kommt). Unglück bringen: Katzen, Hasen und Eichhörnchen. („Wenn man ins Gras „gange ischt und s`ischt a Has iber de Weag g`sbronge, na hat mer sicher sei derfe, daß mer verwischd woaren ischt“)

IV.Volksdichtung

1. Volkslieder

Da gegenwärtig keine sangeslustigen ledigen Burschen ortsanwesend sind, konnten nur Volkslieder gesammelt werden, welche von Mädchen gesungen werden

1.
a) Was nützet mich mein jung frisch Leben,
Wenn ich ein deutsches Mädchen bin.
/: Laub und Gras das muß verwelken,
Treue Liebe aber nicht:/

b) Rosmarin und Lorbeerblätter,
das giebt einen schönen Strauß,
/: Und ein Mädchen von 18 Jahren,
Das giebt eine holde Braut:/

c) Über d`Donau ben e g`fahre
Und au übers diefe Meer;
/: Falsche Buebe mueß ma liebe,
Treue giebt`s ja keine mehr.:/

d) Es stehen 2 Sterne am blauen Himmel,
Die leuchten heller als der Mond,
/: Der eine scheint in mei Schlafzimmer,
Der andre zu meim Schätzle nei:/ (?)—–

2.
a) Muß es denn ein jeder wissen,
Daß so viele Thränen fließen
Und mein Herz so traurig ist.
Schatz lebe wohl und vergiß meiner nicht!

b) Vater und Mutter, die wollens nicht leiden,
Daß wir`s von einander scheiden,
In ein Land das besser ist,
Schatz, lebe wohl etc.

c) Soll ich`s einem Bauern dienen
Und mein Brot mit Schweiß verdienen?
Einem Bauern dien ich`s nicht!
Schatz, lebe wohl etc.

d) Soll ich`s auf den Tanzboden gehen,
Wo so hübsche Bursche stehen,
Die da leuchten heller als ein Licht?
Schatz, lebe wohl etc.

e)Auf meinem Grabstein kannst du`s lesen,
Daß ich`s dir bin treu gewesen.
Treu zu sein sei dein und meine Pflicht.
Schatz, etc.

f) Nun adieu, jetzt geht´s zu Ende,
Und du reichst mir deine Hände
Und dein holdes Angesicht.
Schatz, etc.—–

3.
a) S´ist no net lang, daß greanget hat,
Die Bäumle sind no naß,
Da, wo mei Schatz gelege ist,
Du liebe, du liebe, d. l. no de Platz

b)Hans hau de net, dau bist a Zemmerma
A Häusle wolla mer´s baue
s Schirle, s Schirle …….au dra na (!?)

c) e Schüddele, e Häfele
Ist äll mei Heiretguet,
Na lad e`s uff 3 Wägele,
Na geits e schene Fuer.

d)Und wenn der Bauer fährt,
Na spannt er d`Katz firnaus,
Na gähts hald ällweil hopp di hopp,
Na fangt die Katz die Maus.

e) Wenn d Pfarremagd en d`Kirch nei gäht,
Na schaut se nau recht a.
Se trägt en greana Biberrock
e blau dra.—–

4.
a) Mädchen mit dem blauen Auge,
Komm zu mir, ja komm zu mir.
Drauén auf der grünen Heide
Bei so hellem Mondenscheine
Wollen wir, ja wollen wir spazieren gehn.

b) An der klaren Silberquelle
Schwurst du mir, ja schwurst du mir.
Und so rein als diese Quelle
Sei auch unsre Lieb so helle.
Schwurst du mir, ja schwurst du mir.

c) Mädchen, hast du Lust zum Trutzen,
Trutze nur, ja trutze nur.
Deine Schönheit die wird`s vergehen,
Deinesgleichen kann man sehen.
Trutze nur, ja trutze nur.

d) Mädchen hast du Lust zum Schlafen,
Schlafe nur, ja schlummre süß,
Engel werden dich begleiten,
Die ein sdanftes Bett bereiten.
Schlafe nur, ja schlummre süß.—–

5.
a) Mädchen meiner Seele,
Die ich lassen muß,
/: Komm in meine Arme, komm in meine Arme,
Gieb mir den Abschiedskuß:/

b) Hier an dieser Stelle
Schwör ich, Mädchen Dir,
/: Und du thust desgleichen und du thust desgleichen
Einen Schwur zu mir:/

c)Diesen Schwur zu halten,
Das sei unsre Pflicht.
/:Muß gegen die Franzosen, muß gegen die Franzosen
Ach Mädchen wein mir nicht:/

d)Es weinet der Vater, die Mutter,
Ach Gott, wo ist denn mein Sohn?
Er ist schon längstens erschossen,
Sein Blut ist schon längstens verflossen,
/: Im Grabe ruhet er schon:/ (?)

e) Dort drüben auf hohem Berge
Da steht schon eine Kano
/: da bleibt keiner verschont,
Es kriegt ein jeder sein Lohn.:/—–

6.
a) Ich stund auf hohem Felsen,
Schaut hinunter ins tiefe Thal.
Da sah ich ein Schifflein fahren,
Darin drei Grafen war`n

b) Der eine von den Grafen,
Der in dem Schifflein war,
der gab mir einmal zu trinken
Roten Wein aus seinem Glas.

c) Was giebst du mir zu trinken,
Roten wein aus deinem Glas?
Das thu ich aus lautrer Liebe,
Aus lauter Lieb und Treu.

d) Ich weiß von keiner Liebe,
Weiß auch von keiner Treu.
In das Kloster will ich ziehen,
Will werden eine Nonn.

e) Wilst du`s ins Kloster ziehen,
Willst`s werden eine Nonn,
So will ich die Welt durchstreifen,
Bis daß ich zu dir komm.
.
f) Er sprach zu seinem Knechte:
Sattle mir und dir ein Pferd,
Denn wir wollen die Welt durchreisen,
Der Weg ist reisenswert.

g) Vor`s Kloster angekommen,
Kam gleich ein Mönch herbei.
Gebt heraus die schönste Nonne,
Die zuletzt ist kommen nei!

h) Ist keine angekommen,
Wir geben auch keine raus!
So will ich das Kloster stürmen,
das schöne Gotteshaus.

i) Da kam sie hergeschritten
In einem schneeweißen Kleid,
Ihre Haare waren kurz geschnitten,
Zur Nonn ward sie geweiht.—–

7.
a) Ach Schatz, wo fehlt es dir,
Daß du`s nimmer redst mit mir,
Hast du`s eine andre wohl an der Seite,
Dier dir`s thut deine Zeit vertreiben,
Die dir`s viel lieber lieber ist?

b) Eine andre hab ich nicht,
Schatz, dich verlaß ich nicht.
/: Lieber zieh ich weiter und werd ein Reiter,
Daß du mich gar nimmer siehst.:/

c) Wenn ich ein Reiter bin,
Schreib ich dir einen Brief,
/: Schatz, ich laß dich grüßen und du sollst wissen,
Daß ich ein Reiter bin:/

d) Straßburg ist eine schöne Stadt,
Wer sie gesehen hat.
/: Da kann man hören die Trommel, Trommel rühren
Und die Soldaten sehn ausmarschieren.

e) O wie so schön ist das,
Wenn man keinen Schatz mehr hat,
/: Da kann man schlafen ganz ohne ohne Sorgen,
Vom Abend bis an den frühen Morgen :/

f) O wie so hart ist das,
Wenn man keinen Schatz mehr hat
/: Und muß gehen auf fremder, fremder Straßen,
Und muß seinen Schatz einer andern überlassen:/

g) Hast du`s auch Rauchtabak
In deinem Hosensack,
/: Zum presetieren wohl in der Stuben
bei Bier und Branntewein, Bei Bier und Branntewein./—–

8.
a)Der Kuckuck, der uff em Greabirabaum saß – Kuckuck!
reanga oder schneia, so wurd er net naß,
Der Duckuck, der Kuchuck net naß.

b) Der Kuckuck flog über dem Nachbar sei Haus, Kuckuck!
Sche Schätzle bist drenna, steh auf und mach auf,
Der Kuckuck, der Kuckuck ist drauß.

c) Und i steh net auf, laß di net rei, Kuckuck,
Du könntest der rechte Kuckuck net sei,
Der Kuckuck, der Kuckuck net sei!

d) Der rechte Kuckuck, der bin ich ja schon, Kuckuck,
Denn ich bin ja dem Nachbar sei einziger Soh.
Dem Kuckuck, dem Kuckuck sei Soh.

e) Gang hinder ans Thürle, zieh selber am Schnürle, Kuckuck!
Komm zu mer herei, sche Schätzle bist mei,
Der Kuckuck, der Kuckuck ist mei—–

9.
a) Jetzt reis ich nach Island,
Und o wie fallt es mir so schwer;
/: O du einzig schönes Mädchen,
Wir sehn uns nicht mehr!:/

b) Sehe wir uns nicht wieder,
Ei so wünsch ich dir viel Glück,
/: O du einzig schönes Mädchen
denk oftmals zurück:/

c) Am Sonntag früh morgens
Trat der Hauptmann vor das Thor:
/: Guten Morgen! ihr Soldaten!
Heut marschieren wir fort./

d) Ei waum denn gerade heute,
Kann es morgen nicht auch sein?
/: Denn es ist ja heute Sonntag
Für uns alle junge Leut.:/

e) Ein Schifflein am Strande
Schwanket hin und schwanket her,
/: Scheint als ob`s im fremden Lande
Keine Hoffnung mehr wär.:/—–

10.
a) Nun jetzt wird der Schluß gemacht,
Schönster Schatz jetzt gute Nacht.
/: Einen Kuß – zum Beschluß
Dieweil ich von dir scheiden muß:/

b) Meinst, du wollst der Reichste sein,
D`giebt noch viel, die reicher sein`s,
/: Dein großer Reichtum, der wird vergehn,
Wie der Wind sas Laub verweht:/

c) Meinst, du wollst der Schönste sein,
S`giebt noch viel, die schöner sein`s.
/: Deine Schönheit, die wird vergehn,
Wie die Rosen im Garten stehn./—–

Wenn ein Lied gesungen ist, wird oft noch – gleichsam als Jodler – irgendeiner der nun folgenden „Schnitz“ hinten angehängt.
a)
Unterm Wasser gompet d`Fisch,
Lustig, wenn me ledig ist,
De ledige Leut, dene ists halt wohl,
Denn ihre Kinder schlafen schon.
Schlafen sie nicht, so wachen sie doch;
De ledige Leut, dene ists halt wohl.

b)
Wenn du, wenn du mi net wit, net wit,
Vielleicht ist das mei Glück, mei Glück.
/: Mei Glück des giebt en Wage voll,
Und i weiß net wie n`es lade soll./

c)
Juhe, der Wald ist schwarz,
I hau de falsche Schatz,
Hätt i des bälder g`wißt,
Daß dau e falsch Lueder bist,

d)
I hau emol e Schätzle g`het,
En meire Nachbarschaft,
Des ist e so e Schwarzer g`sei,
Dear hat ja gar net g`lacht.

e)
Wenn d`Hofemer kommet,
Na zittret der Platz;
Und vo de Hofemer Buebe
Ist keiner mei Schatz.
Hätt i mei treues Herz net a de g`rückt

1.a. Handwerkslieder

Schneider:

Der Schneider und sei Gaiß,
Die machen eine Reis.
Der Schneider wollte reiten,
Die Gaiß die wollts nicht leiden,
Da macht die Gaiß en Saitesprung
Und schmeißt de Schneider en Wenkel nom.
—–
Schneider, Schneider, hopp,hopp, hopp,
Mach me ja en neue Rock,
Net so groß und net so glai
Morge mueß er ferdig soa.
—–
Und wenn der Schneider reide will,
Na saddeld er de Bogg
Und spannt die Goaß dernaube no
Und reidet im Kallobb.
—–
Bäcker:

Guck obe, guck abe,
Guck Reichebach (i. Murgthal) zu,
Wie danzet die Mädle,
Wie glabbered die Schueh;
Wie bached die Begga die Wegge so klai,
Se meinet se brengeds en Ofe net nai.

2. Kinderlieder:

a) Wiegen- und Reitliedchen:

Kendlein schlaf,
Der Vadder hied di Schaf,
Di Mueder hieded s`Lämmelein
Und falld herab ein Draimelein.
—–
Hobbe, hobbe Reßle,
Z`Schduegerd schdähd e Schleßle,
Z`Nagled schdähd e Kenegsgaus,
S`gugged zwae drai Jongfrau nous:
De erschd spennd Seide
De zwaid gluggd (=klopft) Kreide,
De Drid dued reidde.(oder)
De Drid hat e Gaggele (ei) e der Hand,
Mechds gearn esse,
Hat koa Mässer.
S´falld e Mässerle obe ra,
Haut em Kend saa Keofle ra.
—–
So, sole, maa Kendle ,
Dädescht dau schlafe, na hedd i e Fraed.

b) Sprech- und Gedächtnisübungen:

Hier ist der hölzerne Mann.
Hier ist das Haus des hölzernen Mannes.
Hier ist die Thüre des Hauses des hölzernen Mannes.
Hier ist das Schloß der Thüre des Hauses etc.
Hier der Schlüssel des Schlosses etc.
Hier ist der Bändel am Schlüssel etc.
Hier ist die Maus, die genagt hat am Bändel etc.
Hier ist die Katze, die gefressen hat die Maus etc.
Hier ist der Hund, der gefagt hat die Katze etc.
Hier ist der Jäger, der erschossen hat den Hund etc.
Hier ist das Weib, das geholfen hat dem Jäger etc.
Hier ist der Teufel, der geholt hat das Weib etc.

c) Reime:

Regen:
S`dropfned, s`dropfned,
De alde Weiber hobsed,
Se hobsed hendern Ofe
Und fligged alde Hose.
—–
Reageboge gege Gaa (Gäu = Osten)
Reanget älläweil no maa.
—–
Kuckuck:
Gugug em ,
Zähl mer meine ,
Zähl mer`s dri mal aus und ein,
Wie lang daß i no ledech ben.
Gugug!
—–
Schnecken:
Schnägg, Schnägg, schdregg deine Hoarn raus,
Oder i schmeiß de iber älle Hegge nous.
—–
Beim Beerensammeln:
Juhe! mier isch wohl,
I hau mei Häfele g`schoched vohl!
—–
Heidelbeer und Breiselbeer
Sebd de beschde Pflanze,
Baure fressed Haberbrei
Mit iare digge Ranze.
—–
Hoabeerleidle, Hoabeerleidle,
Mid de läre Gradde,
henn älles g`hedd, henn älles g`hedd
Henn wieder alles g`fresse
—–
Hoabeerleidle, hoabeerleidle,
Hoabeerleidle kommet,
Se henn so bloe Reggle an
Und`s dran.
——
Pfeifenschneiden
Pfeifle, Pfeifle ,
Oder i schla de uff de
Bis de .
——

Kinderspiele

1.
Die Mädchen stellen sich in Reihen auf, marschieren dann im Kreise herum und singen:
Im Maien, im Maien,
Sind alle Kinder froh,
Sie stellen sich in Reihen
Und machen alle so:
(alle halten die rechte Hand in die Höhe. Nun kommt wieder der Reim, dann alles linke Hand in die Höhe – Reim – rechte Hand in die Hüfte – Reim – linke Hand in die Hüfte – Reim – rechte Hand an das Ohr – Reim – linke Hand an das Ohr – Reim – rechte Hand auf den Mund – Reim – linke Hand auf den Mund – Reim – beide Hände auf den Mund.
Nun patschen alle in die Hände und gehen auseinander.
—–

2.
Die Mädchen schreiten Hand in Hand im Kreise und singen:
Häschen in der Grube saß und schlief,
Armes Häschen bist du krank,
Daß du nicht mehr hüpfen kannst?
Has hüpf! Has hüpf!
Nun hüpft die inmitten des Kreises Stehende der Peripherie zu, zieht eine andere Mitspielende in den Kreis und tritt an deren Stelle ein etc.
—–

3.
Die Mitspielenden stehen Hand in Hand ruhig im Kreise, während 2 von ihnen nebeneinander-gehend (sich gegenseitig umhaltend) um den Kreis marschieren und singen:
Kugel in der Wiese,
7 Jahre schließe,
Achtzig Jahre rombombom,
N.N. dreh dich um.
und so fort, bis sich alle im Kreise Stehenden auswärts gedreht haben.
—–

4.
Eine Freiwillige (mit einerm schönen Unterrock!) kniet in der Mitte ihrer Gespielinnen nieder. Diese ziehen ihr den Oberrock über den Kopf. Am Saum des Rockes, welcher kreisförmig auseinander gezogen wird, hält jede mit beiden Händen. Eine von ihnen zählt nun ab (bei jedem Wort der Reihe nach eine Hand berührend):
Sitzd e Frau en diesem Durm,
Hat sieben kleine Kinder,
Was hätt se gern, was hätt sde gern?
2 Gläsle vole rote Waa
Und 2 Stiggle Wegge dra.
Brich ab mit deiner Hand!
Die Hand, auf welche das Wort „brich“ kommt, laßt den Rock los.
Wer zuerst beide Hände frei bekommt, muß die andern umkreisen und dazu sagen:
“ „,
die Nachfolgenden stimmen mit ein.
Diejenige, welche zuletzt frei wird, packt den Oberrock der Knienden über dem Kopf zusammen und schüttelt dieselne, worauf diese sich erhebt und den nunmehr auseinanderstrebenden nachjagt.
—–

5.Die Spielenden stellen sich in Linie auf, auf dem linken Flügel die „Mutter“. Vor dieser stellt sich der „Herr“ mit etwa 2 Schritt Abstand auf und spricht:
Es kommt ein Herr auf einem goldnen Schlitten und möchte die alller- , allerschönste Tochter!
Mutter:
Meine aller-, allerschönste Tochter kann ich nicht hergeben, ihre Haare sind noch nicht geflochten und ihre Kleider sind noch nicht vom Schneider gebracht.
Herr:
Adieu! (Will gehen)
Mutter (rasch):
Ach bleiben Sie da, ach bleiben Sie da; ihre Haare sind schon geflochten und ihre Kleider sind schon vom Schneider gebracht. Jetzt könnt ihr sie haben. Wie soll sie denn mit Namen heißen?
Herr:
N. (Diese tritt nun vor die Mutter hin und reicht ihr die Hand).
Mutter:
Adieu mein liebes Töchterlein, jetzt mußt du in ein Klösterlein, darinnen mußt du flicken und stricken, bis deine Finger schwitzen. (Nun tritt die Tochter auf die rechte Seite des Herrn).
——
6.
Reigen. Eine steht in der Mitte, während die andern um diese schreiten, singen sie:
Blaue, blaue Fingerhued,
Das Mädchen steht in ,
Das Mädchen, das muß tanzen,
Mit seinem blauen Kranze, (dreht sich)
Das Mädchen, das muß stille stehn, (steht still)
Das Mädchen, das muß knien
Und um sich eines ziehen!
(Sie zieht eine andere in den Kreis und tritt an ihre Stelle).—–

7.
Die Spielenden beweegen sich im Kreise (Hand in Hand) um das in der Mitte sitzende „Mariechen“ und singen:
Mariechen saß auf /. einem Stein:/,
Und kämmte sich /; ihr Härelein:/.
Und als sie damit /: fertig war:/,
Da fing sie an zu /: weinen./.
Da kam ihr Bruder /: Karl herein:/und sprach:
Mariechen warum /: weinest du?:/
Ich weine, weil ich /: sterben muß:/.
Da zog er aus der /: Tasche:/.
Ein kleines scharfes /: Messerlein:/.
Und stach Mariechen /: in das Herz:/.
Und als sie da zu /: Boden fiel:/.
Da kam die Mutter /: :/.
Ach Karl, was hast denn /: du gethan?:/
Ich hab Mariechen ins /: Herz gestochen:/.
Mariechen ist ein /:Engelein:/.
Ihr Bruder ist ein /: Teufelein:/.
Die Mutter ist ein /: Bengelein:/.
(Handlung dem Text angepaßt, den Dolch ersetzt ein Stück Holz).—–

8.
Reigen (meist von kleineren Mädchen).
Zuerst steht der „Bauer“ allein im Kreise, dann tritt aus der Reihe der Spielenden, welche sich Hand in Hand um ihn bewegen) zuerst seine „Frau“, dann das „Kind“ u.s.w. zu ihm:
Die sich im Kreise Bewegenden singen:
Der Bauer steht alleine,
Juheisa viktoria, der Bauer steht allein!
Der Bauer nahm sich eine Frau (tritt zu ihm)
Juheisa viktoria, der Bauer nahm etc.
Die Frau nahm sich ein Kind
Juheisa etc.
Das Kind nahm sich eine Magd etc.
Die Magd nahm sich einen Knecht etc.
Der Knecht nahm sich eine Kuh etc.
Die Kuh nahm sichj ein Kalb etc.
Das Kalb ging von der Kuh, juheisa etc.
Uns so gehts nun wieder zurück, bis der Bauer wieder alleine steht.

Die Knaben machen die überall üblichen Ball- und Turnspiele.

Abzählverse

1.
I zel a und dau bischd duss,
Wear mi fangd, dear kriagt a Nuß,
Wear dia Nuß verbeißt,
Deam verschlag i s`Kreiz!
—–
2.
Enne, denne, da, hawe, nulle na,
Isebelle, Bombemelle
Zea Pfanne – duß!
—–
3.
Z`Schduegerd war ein Garten,
In dem Garten war ein Baum,
An dem Baum war ein Ast,
An dem Ast war ein Zweig,
Auf dem Zweig war ein Nest,
In dem Nest war ein Ei,
In dem Ei war ein Dotter,
In dem Dotter war ein Dreck,
Hans, gang e wägg!
—–
4.
Gans hat ,
Wie viel Eier hat se ?
Eins, zwei, drei, nigge, nagge, nei,
nigge, nagge, nuß,
und du bist duß!
—–
5.
Engele, zizele, zäh,
Aichele, spaichele, !
—–
6.
Gesterd baene z`Bommere g`sae,
Z`Bommere an der Schmidde,
S`ischt e buggelechs Mannle komme,
Hät mer meine Nusse gnomme,
Ei so schlah der Gugug draa
En das buggelech Mannle naa!
Eins. zwei, drei und du bist frei!
—–
7.
Enne, denne, bombefaß,
Gang en d`Schuel und lerne waß!
Wenn du waß gelernet hast,
So steck die Feder in die Tasch.
Bauer, bend dein Budel a,
Daß er me net beißa kann;
Beißd er me, verglag e de,
Daußed Dahler kosted`s de.
—–
8.
Komm mer gean en d`Haselnuß,
D`Haselnuß send no net zeidech (zeitig).
Komm mer gean en`s Onderland
S`Onderland ischt zuageschlosse und der Schlüssel abgebroche,
Bue holl Wein – Magd schenk ein!
Frau sauf aus und dau gähst naus!

3. Schwänke, Schnurren etc.

Vögele, Vögele uff em Dach,
Gugged wie ma Nudle machd.
Nudle machd me wie mer ka,
S´gähd des vögele gar nenz an.
S`kommt en `alde Fläddermaus,
Reißd deam Vögele s`Schwänzle raus.
S`Vögele schreit: o weh, o weh!
Jetz hau i kopa Schwänzle meh!

S`ist ebbes uff der Bena (Bühne) doba,
Der Schemmel dear hoaßt Rabb.
S`ist ebbes en der Stube honne
E graußer .
Der kas net verstau,
Daß ear soll zue der Dir naus gau.
O , o gang naus.

Hender mei`s Vadders Bachofe,
Gitzged ond gazged der Hah.
Hau`ne net so e schwarz Heale g`het
Jetz gahd mer der Goggeler dran.

Gugg uffe, gugg abe,
Gugg s`Katzeloch na,
Mein Muader bachd Kiachle,
Mein Vadder schluggds na.

O daß Gott erbarm,
7 Subbe ond koane warm,
7 Schneider onderem Disch,
Die fresset daß e Elend ischd

Vögele, Vögele, wigg, wig, wig,
Mach mein Duach 3 Ella dick,
Mach mer au e Zipfele dran
Daß e`s au dran hebe ka.

Guck nuff uff die Berk
Guck rah uff die Dann.
Da sieh`ne e wedderlich grauß Hamfland;
Na rupfe die Risb
Und schel dean Rädech.
I hau e meim Leabe no koa bessere Bier gesse,
Als dea Äpfel vo deam Nußbom ra.

Mein Vadder ischd e reicher Mann,
S`ischd gued, daß neamed woaßd,
Er had emol e Kiele (Kühle) g´had,
Jetz hat er nau e Goaß (Geiß).

Drallala der Hans ischd hie,
Drallala was will er hie?
Drallala ner will a Weib,
Drallala ner ischd net g`scheid.

Mein Muader bachd Kiechle,
Älle so braun,
Se geid mer a Moggele ( Stückchen)
I soll s Bibbele (Hähnchen) rein lau.
Komm Bibbele, des Moggele friß i.

Wichte 0 Wichteschäddele,
Mein Muader kocht Schnitz,
Na bein e hender d`Kächele,
Na hat se me verwischd,
Na hat se me verschlage
Mit oache, buuche Reis.
I kann der`s net versage,
Wie mi mein Buggel beißd.

Rigge, bigge, Haberstzrauch,
Geid e guede Beddelfrau.
Beddeld en der ganze Stadt
Au me bisle Schnupfdebag (tabak).

Lidderitz und Lidderatz,
Koa Fenk ist koa Schbatz,
Joa Schbatz ist koa Fenk
Und wenn er no so sche sengd.

Pub, pub,pub,

Mei Aggle hat koan Schurz;
Wenn i emal des Kuehgeald hau,
Na wurem schau oan mache lau.

I und dau send fürenander,
I und dau send beide gleich,
I bein schwarz und dau net weiß,
Drom seah mier enander gleich.

Mei Weib ischd a klein Weib,
Braucht so grauß Schueh,
Wenn s e Weib wär, wies der brauch wär,
Däde lache derzue.

Gesterd bein i z`Stedde gsei,
Hau en Kreuzer g`fonde,
Kreuzer hoen`n Begge gea,
Begga hot mer Loable gea,
Loable hau an muader gea,
Mueder hat mer Knoche gea,
Knoche hau ne Schulmoaster gea,
Schulmoaster hat mer Datze gea,
Datze hau ne Vadder g`said,
Vadder hat mer Guedsle kauft,
Guedsle hau ne gesse
Ond bein en Dreck nei g`sesse.

Der Schuldes und der Burgemoaster,
Die haused fir de Flegge,
On wenn se s`Geld versoffe hend,
Na laund se d`Bürger stegge.

I ond dau ond Annemadel
Sitzed uff der Ofegabel.
D`Ofegabel brichd,
s`Annemadel sitzt.

Jetz woaß i was i woaß,
em Schneider ischd sei Bock verreckt;
Jetz hat er nau no d`Goaß.

Ond en Ongre dronde
Hend mer G`sondheit drongge,
Bei `re Stub voll Jude,
Bruader da hats g`schtongge.

Woaschd was?
D`Katz ischd dein Bas,
Der Rälleng dein Vadder
Ond d Kätzeng dein Schwester.

Der Hansel ond d`Gredel
Send zwoa brave Leid.
Der Hansel ischd narred
Ond d`Gredel net g`scheid.

Zehe gromme Nagelschmied,
Händ bei Dag ond Nacht koa Fried.

Du alde Rongonggel,
Du zoddlecher Bäar,
Weer wurd dia au mega,
Wann i nemma leab.

Wenn mein Vadder e Vögele wär
Ond mein Mueder e Zeisle (Zeisig),
Na wedd i au dean Schbaßµaseah,
En deam Vogelhäusle.

Lombechor ischd z`semme komme,
Der Deifel hat e Naihre g´nomme,
Blä, blä, blä,
Der Deifel mit der Scher.

S`Schulze Katz hat Jonge g`macht,
Drei ond 4 ond feufe,
Drei händ weiße Däble g`hed
Ond zwoa em Fidle Rengla.

I woaß äbbes Alds:
Hueh schlegget Salz.
I woaß äbbes Neubs:
D`Katz hat hendern Ofe g`schisse,
Gang hendere und verreibs.

Wenns Kirwe ischd, wenns Kirwe ischd,
Na kaufd mein Vadder en Bock,
Na danz e reachd, na danz e reachd,
Na schmeißd mein Mueder en Rock.

Hädd mein Gans dei Gans net bisse,
Hädd se iehre Flügel no.
Hädd`schd dau net en`s Hemmed g`schisse,
Hädd`schd dau dein weiß Hemmed no.

Hörd iehr Leidle, i dua ech z`wisse,
S`Schultes Magd hat`s Bett berschisse,
Ond dezue no s`Leilech,
S´schdengd abscheilech.

Schulmoaster, Proviser ond d`Pfaffe sein G`sell,
die sitzed em Hemmel
Ond scheußed en d`Hell.

D`Muesbacher Laddsche fahred en d`Schweiz,
Fanget 3 Mäus.
Se kocheds em Kessel und fresseds mit em Löffel,
Se moand s`sei Speck,
Ond ischd lauder Mausdrägg (Dreck).

4. Rätsel und Scherzfragen:

1. Obe spitzig onde rond, midde wie e Budelhond? (Kunkel)
2. S`ist a Fäßle ongebonden s`ischd no nie zom Kiefer komme, s`ischd 2erlei Rongonges dren ? (Ei)
3. Zwaa glizzed, zwaa spitzed, 4 hanged, 4 ganged? (Kuh)
4. Send 4 Brieder en oare Kammer, s`kann koar em andere uffmache ? (Nuß)
5. De vorne wie e Kamm, de midde wie e Lamm, de henne wie e Sichel, das verrat mei Michel. (Hahn)
6. 2 Ringele, 2 Stängele, e Käsle ond e Spieß? (Putzschere)
7. R(=er) ist nicht in Wien, sondern in Berlin, Basel ist eine große Stadt, wo man dieses Ding nicht hat. („r“)
8. Berlin und Kopenhagen, wie schreibt man das mit drei Buchstaben ? (das)
9. 32 ällälläll sind in einem Ställälläll, s`schneit net druff und regnet net druff und sind doch immer naß? (Zähne)
!0. Zwische Ulm und Rom, liegt 3 gelbe Blum; wer die gelbe Blum will haben, der muß Ulm und Rom zerschlage? (Ei)
11. Hitschele, Hatschele uff em Bank, Wenn es umfällt, ischd es krank. S´ischd koa Dogder em ganze land, Dear deem Hitschele, Hätschele helfe kann. (Ei)
12. In jenem Leben, da ich war, Da ist weder Laub noch Gras, Da ist weder Leib no Leben, Dennoch bin ich drin gewesen. (Spiegel)
13. Vorne Fleisch, hinde Fleisch, Midde Holz und Eisa. Neabedher e Drallewadsch, Der duad de andre treibe` (Pflug)
14. S`ischd a Dierle, s`heißt Visierle, hat Hoar am Bämbele, beißd ääle Leidle? (Zwiebel)
15. S`gähd etwas dur d`Hegge Und gratzd se net, S`gähd etwas dur`s Wasser Und netzd se net ? (Sonnenstrahlen)
16. Die erschde Silbe ißt, Die andre mißt, Das dridde wird gegessen, Das Ganz wird gefressen. (Lösung fehlt/ Anm. d. Subskriptors)
17. Warum hend d`Kabezener en Bard? (Ums Maul rum)
18. Warum hat der Säaler (Seiler) s`liederlechst Handwerg? (Weils bei deam seim G`schäft älleweil hendersche gad..)
19. 5 Brieder halded älleweil z`samme und kriaged niemals Händel ? (Finger)
20. Was ischd fir e Onderschied zwische:
a) eme Zwetdschgebom und em Rathaus? (Derd duad mer d`Narre ra und da nuff!)
b) ere Stallmagd und eme Schreiber? ( Sie straibt (streut) enter d`Sau und ear druff!)
c) eme Wirtshaus und ere Lombamihle? ( Dort d`Lombe naus – da nei!)
d) der Sonn und ere Leeberwurschd? ( D`Sonn gad em Osda uff und d`Wurschd im Siada!)

4. Sprichwörter etc.

a) Wenn mer de Hausfriede verhalde will, muß me älleweil a bißle .
b) Der kennd de zom Gädder nei, wenn koa drenn ischd! ( Er ist a Gscheidle)
c) D`Walfele (Wohlfeile) kommt aus em Holz.
d) Wie s`G`schirr, so der Wänter. (?)
e) E faule Ader reggd se am Abed.
f) Wo mer schaffd, da ißd mer au.
g) Wenn man vo me Narre schwätzd, na ischd er nemme weid.
h) Ibermued dued selde gued.
i) Wenn dear oam uff der Deinsel (Deichsel) sitzd, na scheißd er oam iber d`Langwied na.
k) Bei deana wased en der Stube.

V. Mundart

Ortsname: Hof
I beim vom Hof. uff de Hof

Flurnamen: Misse = sumpfige Wiesen
Blöcherwasen = Rasenplatz bei der Sägemühle, von „Blöcher“ (zum Sägen bestimmte Holzstämme)
Ruf- und Locknamen für Haustiere:
Rindvieh: Komm sä, kom!
Moggel komm !(Jungvieh)
Schaf: Suggel komm!
Geiß: Kitz komm! (junge), Häddel komm! (alte)
Schwein: Haudoch komm! („au“ wie in Rauch)
Gans (Wudle): Komm! Wudle, Wudle, Wudle!
Ente: Kom, gei, gei, gei, gei!
Henne (Hear): ko, bi, ko, ko!
Katze: Mulle, le, wo, wo!

Bezeichnung für Körperteile:
Kopf: Scheedel
Mund: Maul, Lubb, Gosch, Schnärr, Schnoutz. : schwätze, ruffle, badsche. en alde Babbelfud.
Nase: Kömpf, Zengge
Ohren: Ohrelabbe, Leffel
Augen: Roller, Glotzer
Hände: Dabe, Pflaude, Bratze
Finger: Graiwel
Füße: Scharpe, Scheemere, Haxe : Dear schlarped derhaer.
Leib: Ranze, Gradde, Sark.

Verwandschaftsgrade:
Schwiegervater: Schwear
Schwiegermutter Schwieger
Schwiegersohn: Dochderma
Schwiegertochte: Sehne
Schwager: Schwager
Schwägerin: G`schweih

Wochentage:
Sonndech, Medech, Daastech (Zaestech), Middwoch, Daurstich, Freidech, Samschdech

Besondere Redensarten:
s`ka ebbes sein: wondersche, elend sche, ganz greilich sche.

Verwünschungen, Beschimpfungen, etc:
Wenn nau dear wär wo der Pfeffer wasd.
Wenn nau di der Deifel hole däd.
Wenn nau dau beim Schender wärst.
Wenn de nau der Gugug hedd.
Dau bischd liederlecher als 9 Dag Reagewädder.
Dau bischd demmer als d Hear wär .
Dau bischd z`domm zom Riebezupfe und wenn man der`s Kraut en d`Fenger geid..
Dau bischd liederecher als der Dreck am Rad.
Dau bischd feiler (fauler) als der Hasemischd.
Dau bischd koan Grosche weard.
Dau bischd koa Pfond Lomba weard.
Dau bischd en anderer om sechs.
Dau bisch doar vo selle siebe, wo mer de andere mit fangd, – du , du siedecher.
Dau bischd fir koa Hearloch no guod..
Dau hangeschd da wie der Schbatz em Scheißhaus.
Dau draaschd (trägst) des rom, wie d`Katz de Jonge.
Di sodd me verschieße mit Roßbolle.
Di sodd s`beschd Bar Hexe reide.
Wenn me na gad ond s fraged oan ebber, na saed mer: „I will d`Schnegga uff d´Schwänz schlah, daß se net bised.“.
Oder:“Uff Dribbsdrill, wa mer d`Narre beidlet“
Oder:“ Des wissed no mai Herre z`Schduagerd net.“
Oder:“ Uff Willmerswisse“.

Wia Zeid isch?
: e gloas Weile späder weder voarauf.
: drei vierdel uff druff nuff, gang ra und laß mi nuff.
: drei vierdel uff Bohnestegge, wenn de widd, no kannst me am Arsch legge.

Verwunderung:
Ka des au sei?
Ha, was dau net saeschd!
Kotz daused was dau net saeschd!
Ha jetz laß me nau gau!!

Gruß und Antwort:
Von morgens – 11 Uhr: Gudde Dag! I dank der! auch bloß: Dag! I dank der!
Von 11 – 12 Uhr: Grieß Godd! I dank der! oder Grieß Godd!
Nach dem Essen: Isch der Middag vorbei? Ja gottlob!
Nachmittags: Grieß Godd! wie oben!
Von 5 Uhr ab: Godde Nabed! Godde Nabed! Gudd Nachd! Gudd Nachd! Gudd Nachd, schlaf wohl! Danke, wensch gleichfalls! Gudd Nachd, schlaf wohl! Wenns Godds Will ischd, dann au!
Wenn man während des Essens in eine Stube tritt:
G`schmeggds? Dau kannsd au mithalde! Abschied: B`hied de Godd! Komm gued heim! Nießen: Helf der Godd, I dank der!

Vid. gez. Pf. Zeller
Gesehen K. Bez. Sch. Insp. gez.Sigel

Quelle: Lanesamt für württembergische Volkskunde, Stuttgart
Subskription: Reinhard Caspers
, Oberndorf a.N., 2003

Transskription: Reinhard Caspers, Oberndorf a.N. 17.7.2003

Die Berichte wurden von Reinhard Caspars übersetzt und vom „Kulturrat des Schwäbischen Albvereins“, eine Einrichtung des „Schwäbischen Albverein“ , auf der Homepage veröffentlicht. Wir dürfen mit freundlicher Genehmigung an dieser Stelle den Bericht von Untermusbach veröffentlichen. Hierfür vielen Dank. Sollten Sie Interesse an den Bericht einer anderen Gemeinde aus Württemberg haben, so klicken Sie den Link „Schwäbisches Kulturarchiv“ auf der Homepage WWW.Schwabenkultur.de  an und geben den Ortsnamen in das Suchfeld ein. Die Originale befinden sich im Landesmuseum Württemberg und hier im Museum für Alltagskultur im Schloss Waldenbuch, siehe auch www.museum-der-alltagskultur.de , mit Suchwort „Konferenzaufsätze“.

Erstellt von Hans Rehberg

Letzte Änderung am 16.03.21