Sitten Hallwangen

Sitten und Gebräuche um 1899 in Hallwangen

Im den „Freudenstädter Heimatblätter“ vom März 2013 erschien ein Artikel über die Konferenzaufsätze. Diese Konferenzaufsätze wurden nach einem Aufruf durch das Statistische Landesamt durch die Volksschullehrer erstellt. Hierbei wurden die örtlichen Sitten und Gebräuche an Hand eines vorgegebenen Fragenkatalogs beschrieben. In Württemberg entstanden so Berichte aus über 500 Orten. Ein Bericht von Hallwangen wurde vom Lehrer Brodbeck erstelltFreudenstadt Hallwangen
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Beantwortung des Fragebogens für die Sammlung volksthümlicher Überlieferungen in Württemberg

Schullehrer Brodbeck in Hallwangen Bezirks Freudenstadt

Beantwortung des Fragebogens für die Sammlung volksthümlicher Überlieferungen in Württemberg

I. Sitte und Brauch

1. im Alltagsleben

Zeit der Mahlzeiten:
Sommers morgens um 6 Uhr, mittags 12 Uhr und abends zwischen 7 und 8 Uhr, winters morgens 7 Uhr. Vesperzeiten morgens 9 Uhr und nachmittags 4 Uhr. Bei den Hauptmahlzeiten wird vor und nach Tisch von den Hauseltern und den Kindern gebetet. Der Tisch wird mit weißer Leinwand gedeckt.
Beschäftigung an den Abenden (Winterabenden):
Gesponnen wird nicht mehr viel. Das weibliche Geschlecht beschäftigt sich hauptsächlich mit Stricken, Häkeln und Nähen. Die Männer machen Schindeln. Lichtgänge (Spinnstuben) sind gebräuchlich.
Zeit des Zubettgehens und Aufstehens:
Es wird zeitig zu Bett gegangen, sommers um 9 Uhr, winters zwischen 9 – 10 Uhr, aber auch bald wieder das Bett verlassen, sommers um 4 Uhr, winters etwa um 6 Uhr.

2. an Fest- und Feiertagen

Am Heiligen Abend kommt der Nikolas in die Häuser mit der Rute und dem Sack und schreckt die Kinder. In der Zeit zwischen dem Heiligen Abend und dem Erscheinungsfest durfte früher nichts ins Haus oder aus dem Haus getragen werden, was 3füßig war (Rädchen, Kunkel) und durfte auf dem Tisch nicht gehaspelt werden. 2 Tage vor dem Christtag war der sogenannte Durchspinnet mit nachfolgendem Schmaus.
In der Sylvesternacht war auch früher das Bleigießen üblich, nachts 12 Uhr, wobei das Blei durch einen Kreuzschlüssel ins Wasser gegossen und folgender Reim dabei gesprochen wurde:
„Jetzt gieß i mein Schatz durchs Schlüsselloch na, will sehe, was er für a Handwerk ka“ Beim Anbruch des neuen Jahrs wird mit Pistolen geschossen vor jedem Haus und dabei das neue Jahr gewünscht. Der auf dem Schwarzweald übliche Neujahrswunsch lautet: Ich wünsche Euch ein gutes neues Jahr und den Frieden und den Heiligen Geist..

An der Fastnacht werden Fastnachtküchlein gebacken. Früher wurden diese in den Lichtkärzen bereitet und von den Teilnehmern verzehrt unter Assistenz eines Quantums Bier.
Am 1. Mai war früher das Maienstecken gebräuchlich, kommt jetzt aber fast nicht mehr vor.
Am Himmelfahrtsfest werden im Wald die sogenannten Mausöhrle gepflückt, hier Katzadäble genannt. Dieselben werden zu Kränzchen geflochten und in den Stall und andere Räume des Hauses gehängt in dem Glauben, der Blitz schlage nicht ins Haus.
An der Kirchweih werden viel Kuchen gebacken. Der Mittwoch und der Freitag sind die sogenannten Hexentage. An diesen Tagen soll kein Vieh ins Haus eingestellt und keines aus dem Stall gelassen werden, damit es in andere Hände kommt. Auch tritt kein Dienstbote an diesen Tagen seinen Dienst an.

3. im menschlichen Lebenslauf

Die Kinder kommen nach dem Kinderglauben aus dem Mühleweiher. Als erstes Geschenk soll man dem Kind 1 Ei bringen. Kommt 1 alte Frau vor der Taufe ins Haus, so wird sie als Hexe angesehen.
Der erste Gang der Wöchnerin geht zur Kirche, wo sie ein Opfer entrichtet. Die Taufe des Neugeborenen findet 8 – 14 Tage nach der Geburt statt und zwar gewöhnlich am Sonntag. Als Paten fungieren 1 männliche und 2 weibliche Personen. Wenn letztere ledig und unbescholten sind, so tragen sie Kränze. Die jüngste weibliche Person trägt den Täufling in, die ältere aus der Kirche. Nach der Taufe findet im Haus der Taufschmaus statt, wobei es ohne Wein und Bier nicht abgeht.
Die Kinder erhalten ihre Namen vielfach nach Eltern, Großeltern und Paten. Gebräuchliche männliche Namen sind Christian, Johann Georg, Adam. Früher waren Doppelnamen eher gebräuchlich als jetzt z.B.Johann Adam (Hans Adam), Jakob Friedrich (Jakob Frieder) und Johann Michael (Hans Michel). Gebräuchliche weibliche Namen sind Christine, Anna Maria (Anna Meile), Kathrina, Elisabeth und Barbara.

Liebes und Eheleben:
Kommt ein Bewerber um eine Tochter in das väterliche Haus, so kann er aus dem, was ihm vorgesetzt wird, entnehmen, wie es mit seiner Werbung steht. Bekommt er Eierkuchen, so ist die Werbung aussichtslos, werden aber „Straubetzen“ aufgewartet, so darf er Hoffnung haben. Die Verlobung heißt man den sogenannten Heiratstag.
An diesem Tag kaufen die Verlobten ihr zukünftiges Heim von einem der beiderseitigen Elternpaare. Die Aussteuer wird einige Tage vor der Hochzeit ins Haus gebracht, wobei der Aussteuerwagen bekränzt wird.. Hochzeitstage sind der Dienstag und Donnerstag. Meist finden die Hochzeiten im Frühjahr, Herbst und Winter statt.
Ist die Braut aus einem andern Ort, so wird sie morgens am Hochzeitstag von den ledigen Burschen abgeholt. Im Elternhaus der Braut findet dann die Morgensuppe statt. Dieselbe besteht in einem Schmaus mit Wein und Kaffee. Gehen Braut und Bräutigam zur Trauung vor den Altar, so treten an ihre Stelle das Brautfräulein, bzw. der Brautführer, damit die Plätze (nach dem Aberglauben) nicht von den Hexen besetzt werden.
Am Hochzeitsessen beteiligen sich außer den Brautleuten die Gespielen (Brautführer und Brautfräulein) und die Eltern. Die Hochzeiten werden immer im Wirtshaus abgehalten. Jeder-mann, der zur Hochzeit geht, schenkt den Brautleuten etwas, bestehend in Geld oder Haus-haltungsgegenständen.
Volksheilkunde: Bei Kolik und Bauchweh wird Kümmel gesotten in der Milch und dann getrunken, auch Kamillenthee wird angewendet. Pfefferminzthee dient bei Erkältungen des Magens. Holderthee wird verordnet fürs Schwitzen und Husten. Schlehenblüte, Lindenblüte und „Batenken“ dienen zum Blutreinigen.

Tod und Begräbnis: Befindet sich in einem Hause ein Toter, so werden die Nächte hindurch bis zum Begräbnis in diesem Hause gewacht. Hierbei stellt sich fast aus jedem Hause eine Person ein. Dieselben werden mit Schnaps und Most bewirtet. Die Trauerzeit dauert bei Erwachsenen 1 Jahr, bei Kindern etwa 1/2 Jahr.

4. in Haus- und Feldwirtschaft

Nach der Fruchternte wird die sogenannte Sichelhenke gefeiert mit einem Schmaus, wobei der Gerstensaft nicht fehlen darf. Beim Dreschen wird der letzte Schläger der „Mockel“ genannt.
Die Überreste an den Obstbäumen werden von den Buben geholt.

5. beim Handwerk

Die wichtigsten Handwerker im kleinen Dorf sind der Schmied, der Schuster, der Schneider, der Wagner, der Schreiner und der Zimmermann. Der Schuster und die Nähterin verrichten ihre Arbeit größtenteils im Hause der Kunden.

6. Rechts- und Verwaltungsbräuche

Beim Kauf und Verkauf ist das sogenannte Einschlagen üblich.
Beim Dingen der Dienstboten wird seitens der Herrschaften ein Haftgeld an die Dienstboten gegeben im Betrag von 2 – 3 M. Tritt der Dienstbote den Dienst nicht an, so muß das Haftgeld doppelt zurückerstattet werden. Das Gesinde wechselt in der Regel an Martini.

Den väterlichen Hof erbt in der Regel der älteste Sohn. Derselbe bekommt den Hof gewöhnlich um einen billigen Preis. Die Eltern bekommen den Ausding oder das Leibgeding. Im Kaufvertrag wird angegeben, wieviel Milch, Fleisch, Schmalz, Mehl, Eier u.s.w. als Ausding geliefert werden muß.
Ob die Geschwister ein Anrecht auf Verbleiben im Haus haben, wird jedenfalls durch Vereinbarung bei der Übergabe des Hofes bestimmt.
Das Untergangsgericht besteht aus dem Geometer, dem Schultheißen und zwei Gemeinderä-ten. Grenzstein verrücken wird als eine sehr schlimme That angesehen.

II. Nahrung, Kleidung, Wohnung und Geräte:

1. Nahrung

Dieselbe besteht hauptsächlich in Brot, Mehlspeisen, Kartoffeln, Sauerkraut mit geräuchertem Schweinefleisch. Getrunken wird Bier, Most und Fruchtbranntwein, auch Heidelbeergeist. Auch wird aus den Heidelbeeren Wein bereitet und getrunken.

2. Kleidung

Baumwollene und wollene Stoffe werden zur Anfertigung der Kleider verwendet. Bei den Frauenzimmern ist die alte Mode abgegangen, sie ahmen die Mode der Stadt nach. Die Klei-dung der Männer an Fest- und Sonntagen besteht aus schwarzem Tuchrock, schwarzen Hosen und schwarzer Weste und einem weichen, schwarzen Filzhut.
Früher trugen die Männer schwarze Lederhosen, einen blauen Tuchrock mit silbernen Knöpfen, schwarze Sammetweste und einen Dreispitz auf dem Kopf

3. Wohnung und Geräte:

Wohnraum und Schlafzimmer sind nebeneinander, oft wird ersterer auch zum Schlafen benutzt. Die Küche befindet sich neben dem Wohnzimmer. Die Häuser sind meist 2stockig. Unter dem Wohnraum ist gewöhnlich der Stall.
Die Scheuer ist mit dem Wohnhaus zusammengebaut, kein besonders stehendes Gebäude. Die Häuser sind teils parallel, teils im Winkel zur Dorfstraße gestellt. Strohdächer findet man keine, hie und da ein Schindeldach, in der Regel sind die Ziegeldächer. Außen sind die Häuser, besonders gegen die Wetterseite, schön mit Schindeln vertäfelt und mit Ölfarbe weißlich, grünlich oder gelblich angestrichen.
In den Wohnräumen trifft man öfters auf die großen 4eckigen eisernen altdeutschen Kastenöfen meist mit Namen und Jahreszahl versehen. Neben dem Kastenofen trifft man die Ofenbank. – Gesponnen wird nicht mehr viel. Das Spinnrad ist aber noch in vielen Häusern anzutreffen.

III. Glaube und Sage:

Aberglaube ist bei der ländlichen Bevölkerung noch viel vorhanden. So wird insbesondere noch geglaubt, daß Gehenkte wieder kommen. Es wird deshalb das Schloß an der Hausthüre auf die andere Seite gemacht, damit der Gehenkte nicht den Weg zur Thür hereinfinde.
Wenn man nachts 12 Uhr an einen Platz hingehe, wo 3 Straßen sich kreuzen, so komme der Teufel und bringe 1 Sack Geld.
Alte Frauen werden vielfach als Hexen angesehen, die bei Nacht durchs Schlüsselloch zu den Leuten kommen und sie drücken (Alp). Auch glauben manche Leute an Wechselkinder.
Wenn die Enten in einer Reihe hintereinander gehen, so soll bald jemand sterben. Ebenso soll es sein, wenn ein Fuhrwerk einem Leichenzug begegnet. Wenn eine pflanze weiße Blätter hat, so soll das ebenfalls den baldigen Tod eines Angehörigen anzeigen. Geht man überfeld, so bedeutet es Unglück, wenn ein Hase voraus über den Weg läuft, Glück da-gegen, wenn ein Reh darüber springt.
Im 30jährigen Krieg soll die Kiliansburg auf der sogenannten „Bösch“ zerstört worden sein und um die Adventszeit sollen sich jetzt noch Burgfräulein sehen lassen.
Auch soll ein unterirdischer Gang vom sogenannten Hurenbrunnen bis nach Klosterreichenbach gegangen sein und da seien die Mönche von dort mit den Nonnen vom hiesigen Kloster Engelthal zusammengekommen.

IV. Volksdichtung

1. Volkslieder

1. Nicht weit von Württemberg und Baden
Und auch der wunderschönen Schweiz,
Da steht ein Berg si hoch erhaben,
Den man den Hohenzollern heißt
Er schaut herab so stolz und schön
Auf alle, die vorüberziehn,
Auf Hohenzollerns steilen Felsen,
Wo unverzagt die Eintracht ruht.
2. Auf diesem Berg, da geht die Sage,
Die sich aufs ganze Land erstreckt,
Ein jeder Vater hat die Klage,
Die sich auf seinen Zollern streckt(?),
Man nimmt ihn fort ins ferne Land,
Sein Liebchen glaubt, er sei verbannt
Auf Hohenzollerns steilen Felsen,
Wo unverzagt die Eintracht ruht
3. Jetzt kommt die lang gewünschte Stunde,
Die uns zur Heimat wieder ruft,
Da wir mit frohem Munde
Dem schönen Hohenzollern zu
Und rufen laut: O heil`ges Land,
Wie ist mein Herz an dich verbannt,
Auf Hohenzollerns steilen Felsen u.s.w.

1. Wie die Blümlein draußen zittern
Und die Abendlüfte wehn,
Und du willst mir`s Herz erbittern
Und du willst schon von mir gehn.
O bleib bei mir und geh nicht fort,
Mein Herz ist ja kein Heimatort!
2. Und du willst schon wieder scheiden,
Willst mich lassen ganz allein,
Doch ich trage meine Leiden,
Lebe wohl, vergiß nicht mein!
O bleib bei mir u.s.w.
3. Ach da draußen in der Ferne.
sein`s die Menschen nicht so gut.
Und ich geb für dich so gerne
All mein Leben, all mein Blut.
O bleib bei mir u.s.w.
4. Hab`s geliebet dich ohn Ende,
Hab dir nie was Leid`s gethan
Und du nimmst (?) mir stumm die Hände
Und du fängst zu weinen an.
O weine nicht und geh nicht fort,
Mein Herz ist ja dein Heimatort.

1. Der Jäger in dem grünen Wald,
Da sucht er seinen Aufenthalt.
Er ging im Wald wohl hin und her,
Ob auch nichts anzutreffen wär.
2. Mein Hündelein ist stets bei mir
In diesem grünen Wald, ja Wald.
Mein Hündchen wacht, mein Herze lacht,
Die Augen leuchten hin und her.
3. Da ruft mir eine Stimme zu:
„Wer bist denn du? Wer bist denn du?“
„Wie kommst du in den Wald hinein,
Du strahläugig Mädchen?“
4. „Allein sollst du nicht wandeln hier
In diesem grünen Waldrevier.
So lang die Welt zusammenhält,
Sind wir zusammen in der Welt!“
5. Er küßte sie ganz herziglich
Und sprach: „Fürwahr, du bist für mich!
Bleibe du bei mir als Jägerin,
So lang als ich auf Erden bin!“

1. Was frag ich viel nach Geld und Gut,
Wenn ich zufrieden bin!
Giebt Gott mir nur gesundes Blut,
So hab ich frohen Sinn
Und sing aus dankbaren Gemüt
Mein Morgen- und mein Abendlied.
2. So mancher schwelgt im Überfluß,
Hat Haus und Hof und Geld,
Und ist doch immer voll Verdruß
Und freut siczh nicht der Welt.
Je mehr er hat, je mehr er will,
Nie schweigen seine Klagen still.
3. Da heißt die Welt ein Jammerthal
Und mir deucht doch sie schön;
Hab Freuden ohne Maß und Zahl,
Läßt keinen leer ausgehn.
Das Käferlein, das Vögelein
Darf sich ja auch des Maien freu`n.
4. Und uns zu liebe schmücken ja
Sich Wiesen, Berg und Wald;
Und Vögel singen fern und nah,
Daß alles widerhallt.
Bei d`r Arbeit singt die Lerch uns zu,
Die Nachtigall bei süßer Ruh!
5. Und wenn die gold`ne Sonn aufgeht
Und golden wird die Welt,
Wenn alles in der Blüte steht
Und Ähren trägt das Feld.
Dann denk ich, alle diese Pracht
Hat Gott zu meiner Lust gemacht.
6. Dann preis`ich laut und lobe Gott
Und schweb in hohem Mut
Und denk: Es ist ein lieber Gott,
Er meints mit Menschen gut!
Drum will ich immer dankbar sein
Und mich der Güte Gottes freu`n!

2. Kinderlieder

Wiegenliedchen:
1. Schlaf, Kindlein schlaf!
Der Vater hüt`die Schaf,
Die Mutter schüttelt`s Bäumelein,
Da fällt herab ein Träumelein.
Schlaf, Kindlein schlaf!
2. Schlaf, Kindlein schlaf !
So schenk ich dir ein Schaf.
Mit einer gold`nen Schelle fein,
Das soll dein Spielgeselle sein.
Schlaf, Kindlein schlaf!
3. Schlaf, Kindlein schlaf!
Und blök nicht wie ein Schaf,
Sonst kommt des Schäfers Hündelein
Und beißt mein böses Kindelein.
Schlaf, Kindlein schlaf!
4. Schlaf, Kindlein schlaf!
Geh fort und hüt die Schaf!
Geh fort, du schwarzes Hündelein
Und weck mir nicht mein Kindelein!
Schlaf, Kindlein schlaf!

Reitliedchen:
Hoppa, hoppa, Rößle,
Stuegert stoht a Schlößle,
Stuegert stoht a Guckahaus,
Gucket 3 Jungfere raus.
De erst spinnt Seide,
De zweit schnipfelt Kreide,
De dritt`stoht an der Wand,
Hot a Gackele en der Hand,
Möchts gerne essa,
Hot kei`Messer,
Fällt a Messerle oba ra,
schlägt dem Kindle d Ärmele a.
Magd springt zum Doktor,
Katz springt außem Haus,
Trägt da Dreck naus,
Hocket a Gockeler uf em Dach,
Hot se halbe buckelech glacht.

Sprech- und Gedächtnisübungen:

Glei bei Blaubeura liegt a Klötzle Blei.

Ich geh über einen breiten Bach und brich ein Bachpappelblatt ab.

Wenn Wasser Wei`wär, wo würdet d`Weiber Wendla wäscha weiß.

Kann kein Koch kein Kalbskopf kocha, Königs kleine Köche könna kocha.

Hinter`s Hannese Hase-Haus hann ne Hasa höre heula.

Müller, mahl mir a mei Mehl. Mei Mutter muaß miar Mutschla macha.

Es war einmal ein Mann, der hatte einen Schwamm;
Der Schwamm war ihm zu naß, dann ging er auf die Gaß;
Die Gaß war ihm zu kalt, dann ging er in den Wald;
Der Wald war ihm zu kühl, dann ging er nach Berlin;
Berlin war ihm zu groß, dann ging er nach Tirol;
Tirol war ihm zu klein, dann ging er wieder heim.

Reime:

Rab, Rab, dei Häusle brennt,
Sitzet 7 Junge dren;
Bis de lang noch Wasser sprengst,
Ist dei Häusle schau verbrennt.

Storch, Storch, Schnibel, Schnabel,
Mit der lange Heugabel,
Geht ins Beckahaus,
Holt drei Wecke raus,
Mir ein und dir ein
Und der alte Beckemadel gar kein.

Herrgottskäfer, Herrgottskäfer,
flieg und flieg in Himmel nauf,
Die Ahne macht ders Thürle auf.

Sonnele komm ra,
Reagele bleib dob,
Sonnele kriegt Butterbrot,
Reagele kriegt nichts dervo.

Pfeifle, Pfeifle, grot (gerate)
Oder i schlag d`r auf da ,
Bis de goscht!

Heim, heim, heim,
Wer do bleibt, ist allein.
Wer net goht beim guete Wetter,
Der muß heim beim Regewetter.
Heim, heim, heim,
Wer do bleibt, ist allein.

Kinderspiele:

Renga, Renga, Reihe,
S`Kätzle geht nach Baye (Bayern),
Holt em Vater Schnupftabak,
Schreiet alle: quack, quack, quack!

Kugel in der Wiese,
7 Jahre fließe,
80 Jahre rombombom
Fräulein Maria kehre um.
Fräulein Maria hat sich treten,
Hat der Katz da Schwanz abtreten.

Adam hatte 7 Söhne,
7 Söhne hatte Adam.
Sie aßen nicht, sie tranken nicht,
Sie schlugen einander ins Angesicht
Und machten alle so:
Mit den Fingern pick, pick, pick,
Mit den Füßen trapp, trapp, trapp,
Mit den Händen patsch, patsch, patsch.

Blauer, blauer Fingerhut,
Das Mädchen stellt sich gar zu gut,
Das Mädchen, sie muß tanzen
In dem schönen Kranze.
Das Mädchen, sie muß stille stehn
und sich 3mal umbesehn.
Das Mädchen, sie muß knien
Und sich eine ziehen.

Abzählverse:

1,2,3,4,5,6,7,8,9,10,11,12,
Drunten im Gewölb
Sitzt eine Maus
Und die muß raus,

1, 2, 3,
Butter auf da Brei
Schmalz auf da Speck,
Giebt an guta Schleck,
Hans gang weg.

Sitzt eine Frau in diesem Turm,
Hat 7 kleine Kinder.
Was hätt`sie gern, was hätt`sie gern?
Ein Schöpplein voller roter Wein
Und ein Stücklein Bretzel drein.
Brich ab mit deiner Hand.

Sitzt a Mäntle uf der Mühle,
Hot a bleches Hosathürle.
Magd schenkt ei, Herr sauft`s aus,
Wüster Pudel reiß dich hinaus.

Rätsel

A dicks, dicks Weib und a fett`s, fett`s Kind und a dürrer Ma. Was ist`s? ( Ein Rührfaß)

`S kommt a Herr von Denedappa,
Hot a Kleid vo tausend Lappa
Und a buntes Angesicht,
Rot au mal, was des au ist. (Der Hahn)

Es war einmal ein Zweifuß,
Der hatte einen Dreifuß.
Da kam ein Vierfuß, der hatte einen Kühfuß.
Da nahm der Zweifuß seinen Dreifuß
Und schlug den Vierfuß,
bis er den Kühfuß fahren ließ.
(Ein Schuster warf mit seinem Dreifuß nach einen Hund, der einen Kühfuß gestohlen hatte)

Es ist ein Ding in Graben,
In Holland kann mans nicht haben.
Wien ist eine große Stadt,
Welche das Ding auch nicht hat.
Bei de Jungfre kann ma`s finda,
Bei de Weiber stets dahinta. ( Der Buchstabe „r“)

Es lauft ebbes de Wald hintere und streckt Zäh (Ein Rechen)

Ich bin ein hübsches Ding und laß mich gerne ,
Gesattelt bin ich schon und leg mich auf den Rücken.
So einer etwas kann, der nehm mich fleißig her,
Bei mir hats keine Not, mein Bauch bleibt immer leer. (Die Geige)

Vorn Fleisch, hinta Fleisch, mitta Stahl und Eisen,
Danebe lauft a Drallewatsch, hot a Brot em Sack. (Der Pflug)

Es geht ebbes an da Brunna, sauft und sauft doch net. (Die Kuhglocke)

Es sind 4 Brüderle ema Kästle drin,
`S ka keiner em andere aufmacha..( Eine Nuß)

Es geht ebbes Bühnestieg rauf und hat 4 Ohren. (Der Backtrog)

A langer, laner Ellama (?), hot hunderttausend Zottle a. (Die Tanne)

Was ist der Unterschied zwische me Rothaus und a ma Zwetschgebom?
(Im Rotaus sitzet d´Narra inna und am Zwetschgebom außa.)

`S kommt einer und wenn er kommt, so muß en a me lau, hinterm Ofa, hinterem Tisch, wo`s aü grad am gschickste ist.
( Der Schlaf)

Sprichwörter, Sinnsprüche, Redensarten u.s.w.:

Kei Schei von ere Latern.
Das ist so klar wia Wurstbrüah
4 Pfund Ochsafleisch a gute Supp!
Des spielt koa Roll.
Do wurst de braun am eiskalte Ofa.
Was der Dorstech (Donnerstag) hau will, kommt am Freitech schau.
Des ist an alte Muck, wo a Pfund wiegt.
Esset und trenket und schneidet au Brot.
Bleib gsund, bis 3 Kirsche wäga 1 Pfund.
Das macht fast gar nichts.
Mer muß viel duremache, bis mer Großvater ist.
Net um Bohna und wenns grad Hackerle sind.
Gelt Schlecker, das möchtest.
Du bists domm zum Rüabarupfe und wenn mer der`s Kraut en Hand giebt.
So wenig als a Krot (Kröte) Hoar hot.
Do brauchst koa Brill, do thuts a Zwicker aune (ohne ) Glas.

Wetterregeln:

Lichtmeß Sonnenschein bringt mehr Schnee herein.

Grüne Weihnachten, weiße Ostern.

Wenns der Hornung gnädig macht, Hat der März oft kalt gebracht.

Matthäus brichts Eis, hat er keins, so macht er eins.

Regenbogen gegen Gäu, regnet no mei (mehr).

Dezember kalt mit Schnee, Giebt Korn auf jeder Höh.

Wenns regnet unter der Weiber Kochen, So regnets die ganze Wochen.

Lichtmeß, bei Tag eß.

Mariä Verkündigung schmeißt der Mutter Kunkel um.

Wenns Kronathaler regnet und Guldastückla schneit, No möcht emer wünsche, daß ´s Wetter so bleibt.

V. Mundart

1. Name des Orts, der Dorfstraßen, Flurnamen:
Hallwang
Dorfgassen: Zenkgasse, Pfläster, feister Gäßle, Klostergäßle.
Wegnamen: Horber Weg, Stadtweg (nach Dornstetten) Tiefeweg
Flurnamen: Esel, Wadel, Kaltmaad, Schindanger (auch Schinderhengst), Schnepfen-
loch, Schelmawasa, Köpfle, Hummelbühl, Brüehl, Klosteräcker, Tiergarten, Hermfeld,
Täusche, Reute, Hurenbrunnen.

2. Spitznamen.
Die Einwohner von Hallwangen heißt man „Rettichfresser“, die von Dornstetten „Schnakenklopfer“, die von Freudenstadt „Bärafanger“, die von Aach „Melkkübelhopser“; die von Glatten „Kröpf“.

3. Ruf- und Locknamen für Haustiere usw.
Die Katze = Mulle. Die Hühner = Pip. Das Fohlen = Hutsch. Das Kalb = Mockel. Die Gans = Wut. Die Ente = Geig.

Merkwürdige Tiernamen: Wasserjungfer = Hirnschiaßer. Habicht = Habs. Eidechse = Heckgoas. Häher = Schäck. Maulwurf = Schäar. Goldammer = Schnaivogel. Eisvogel = Wasseramsel. Hahn = Guler. Schmetterling = Meifelder. Biene = Beile. Bremsen = Breama. Wespen = Wäfza.

Merkwürdige Pflanzennamen: Wiesenbocksbart = Habermarkete. Sauerampfer = Sauerhafel. Klatschrose = Burgafräule. Löwenzahn = Gaggelesstöck. Dotterblume = Butterbälle. Eisenhut – Damaschühla. Heidelbeere = Hoabeer. Brombeere = Braubeer. Himbeere = Embeer. Erdbeere = Embeer.
Statt Lehmboden = Letten. Kalkboden = Weißboden. Sandboden = Rotboden

4. Merkwürdige Bezeichnung für einzelne Körperteile u.s.w.: Hände = Doba oder Pflauda.
gehen = laufen. Sitzen = Hocken. Sehen = gucken. Nähen = naihe. Säen = saie. Vater =
Daede. Großvater = Ehne. Großmutter = Ahne. Das Gesinde = Ehehalten.

5.Besondere Redensarten, Übertreibungen usw.:
Vergleich und Übertreibung: Du bist so domm als 9 Tag Reagawetter.
Bejahung: hm, hm. Sell wurd so sei.
Verneinung: ha a.
Verwunderung: Sell wär! Ist des woahr? Kotz Heide nei! Herrschaft nei! Ha, wear hätt`au des glaubt? !

Gruß: Gueta Tag! Antwort: I dank dr.
Mittag vorbei? Antwort: Gottlob!
Guata Rot? Antwort: Könnt besser sei!
Fleißig? Antwort: A bißle.

Vid.gez. Pfr.Zeller
Gesehen
gez. Bez.Sch.Insp. Sigel

Quelle: Landesstelle für württembergische Volkskunde, Stuttgart
Transskription: Reinhard Caspers, Oberndorf a.N., 2003
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Die Berichte wurden von Reinhard Caspars übersetzt und vom „Kulturrat des Schwäbischen Albvereins“, eine Einrichtung des „Schwäbischen Albverein“ , auf der Homepage veröffentlicht. Wir dürfen mit freundlicher Genehmigung an dieser Stelle den Bericht von Untermusbach veröffentlichen. Hierfür vielen Dank. Sollten Sie Interesse an den Bericht einer anderen Gemeinde aus Württemberg haben, so klicken Sie den Link „Schwäbisches Kulturarchiv“ auf der Homepage WWW.Schwabenkultur.de  an und geben den Ortsnamen in das Suchfeld ein. Die Originale befinden sich im Landesmuseum Württemberg und hier im Museum für Alltagskultur im Schloss Waldenbuch, siehe auch www.museum-der-alltagskultur.de , mit Suchwort „Konferenzaufsätze“.

Erstellt von Hans Rehberg

Letzte Änderung am 08.03.21