Die Geschichte vom Gasthof „Hirsch“
– die alte Nr. 14 –
Die Besitzer dieses Hofes lassen sich 400 Jahre bis vor 1595 zurückverfolgen. Der Hof hat jedoch einen häufigen Besitzerwechsel hinter sich, so dass eine dauerhafte Stammfamilie nicht vorhanden ist. Da der letzte Eigentümer das Hofgebäude hat verkommen lassen, wurde es 2013 zwangsversteigert und vom neuen Eigentümer, der Stadt Freudenstadt, abgerissen. Erhalten bleibt lediglich der Hausplatz und die Geschichte.
Der Besitzer des Hofes war gemäß Lagerbuch von 1667 Georg Morath. Wir finden auch noch Jerg Morhardt, vermutlich der Vater von Georg Morath. Jerg wird im Schätzungsregister von 1635 genannt. Die Morath treten in Obermusbach nur von 1615 bis 1742 in Erscheinung. Die Kinder von Georg sind noch auf den Höfen Nr. 4,6 und 9 nachweisbar. Weitere Vorbesitzer, vor den Moraths, waren Hans Koller und Conrad Herr.
Hans Koller, ist in einer Kopie des Lagerbuches von 1423 als Besitzer geführt. In dieser Kopie wurden um 1595 die Namen der Hofbesitzer der Zeit, hier Hans Koller, angepasst. Hanns Koller wird auch Kolhanßen genannt.
Durch zwei Namensergänzungen im Lagerbuch kommen wir zu den Hofnachfolgern. Auf der rechten Seite der Urkunde ist mit anderer Schrift Conrad Herr aufgeführt, von ihm wissen wir, dass er das Gut gekauft hat. Auf der linken Seite ist dann noch Georg Morat geschrieben. Da Conrad Herr das Gut vor der Geburt von Georg Mohrhardt gekauft hat, kann der Eintrag von Georg Mohrhardt nur bedeuten, dass er der Nachfolger von Conrad Herr ist.
Conrad Herr ist in diesem Lagerbuch verpflichtet, den Stauwehr an seinem Haus trocken zu halten. Vermutlich handelt es sich hierbei um das Mühlenwehr.
Im genannten Lagerbuch ist der Vater Jerg Mohrhardt außerdem als Nachfolger von 2 Höfen, die Hans Gree gehörten, aufgeführt.
Aus einer Streichung des Namens Conrad Herr und Hinzufügung von Hans Gree im Bürgerbuch ist der Schluss möglich, dass Hans Gree kurzzeitig auch Eigentümer des Hofes war. Diese Art Hofkauf trat immer mal wieder auf, er diente dann der Zuführung von Feldern zum Ursprungshof oder aber als Erbteil für ein zweites Kind.
Im Jahr 1600 hat Gregor Kohler (Koller), vermutlich ein Sohn von Hans Koller, den Besitzer vom Hof Nr. 10, Michael Plöchlin, ermordet und ist nach der Tat geflüchtet.
Conrad Herr ist der Nachfolger von Hans Koller. Im Vermögensregister von 1604 ist zu lesen: „Conrad Herr hat dem vorgenannten Hans Koller sein Gütlein abgekauft“. Davon hat er 1604 die Hälfte bezahlt.
Im Vogtgerichtsprotokoll von 1613 fordert Hans Kohler noch eine Geldzahlung von Conrad Herr ein. Conrad Herr wurde im Bürgerbuch von 1910 zum ersten mal eingetragen und 1634 nicht mehr aufgeführt. Von ihm lesen wir letztmalig 1615 etwas in den Vogtgerichtprotokollen, während Jerg Mohrhardt 1619 erstmalig erwähnt wird.
Vermutlich hat zwischen 1615 und 1619 ein Hofübergang von Conrad Herr auf Jerg Mohrhardt stattgefunden, wobei der Hof dann vermutlich mit der Heirat 1646 vom Sohn Georg Mohrhardt übernommen wurde.
Die letzte Korrektur der Kopie des Lagerbuches von 1423 wird kurz vor der Erstellung des neuen Lagerbuches von 1667 stattgefunden haben und erklärt auch den Eintrag des damaligen Besitzers Georg Mohrhardt.
Als Lehenszahlung war 1423 bzw 1595 ein Betrag von 15 Gulden, dass entsprach einer normalen Hofgröße, zu zahlen.
Der erste bekannte Besitzer ist vermutlich 1595
Hans Koller, auch Kohler oder Kolhanßen genannt.
Sein Sohn Gregor ermordet 1600 den Nachbarn Michael Plöchlin von Nr. 10.
Ihm folgt 1604
Conrad Herr und kurzzeitig
Hans Gree um 1615.
Der nächste Besitzer ist 1619
Georg Mohrhardt
Jerg Mohrhardt der Ältere, OM25a, *um 1600, er ist vermutlich der im Schätzungsregster von 1635 aufgeführte Hofbesitzer und Vater vom unten aufgeführten Georg Mohrhardt. Wir finden ihn in den Vogtgerichtsprotokollen ab 1624.
Georg Mohrhardt, OM25a, *Febr. 1621 +7.7.1698, Schultheiß heiratet 1646 Brigitta Beilharz, *um 1622 +24.3.1675 aus Lombach. Zur Zeit der Hochzeit war Obermusbach mal wieder Katholisch. Das Kirchenbuch vermerkt 1698 das Brigitta papistisch ohne Predigt gestorben ist. Das Ehepaar hat 14 Kinder. Die Tochter Anna hat den Vater gepflegt und erbt den Hof. Die erstgeborene Tochter Maria Mohrhardt, *13.4.1649 heiratet 1698 Christian Müller in Frutenhof und die Tochter Madlina Mohrhardt, *20.5.1664 heiratet nach Altensteigdorf. Der Sohn Matthäus Mohrhardt, *15.2.1656 zieht nach Heselbach und Christianus Mohrhardt, *9.12.1660 wird Metzger in Freudenstadt. Der Sohn Jacob Mohrat, *27.4.1662 heiratet 1698 nach Wittlensweiler und der Sohn Michael Mohrhardt, *5.11.1650 heiratet 1673 Agatha Gaisser die Witwe von Georg Mast vom Hof Nr. 6. Von den weiteren Kinder ist nicht weiter bekannt, bzw. sie sterben früh.
Georg wird auch im Lagerbuch von 1667 als Hofbesitzer geführt.
Conrad Frey, OM24a, *25.11.1655 +22.3.1729 aus Höfe im Tonbach heiratet am 27.5.1679 Anna Mohrhardt, *30.12.1657 +9.4.1742. Sie haben 10 Kinder. Anna ist mit 84 Jahren die älteste Person im Kirchspiel. Die Tochter Magdalena kauft mit ihrem Ehemann 1712 hier beschriebenen Hof von ihrem Bruder Christoph Bernhardt um 605 Gulden. Die erstgeborene Tochter Maria Frey, *23.4.1680 heiratet Jacob Braun vom Hof Nr. 1, der vom Vater den Hof Nr. 8 erbt. Der Sohn Christoph Bernhardt Frey, *4.10.1681 erbt durch Kauf das Gut Nr. 16. Die Tochter Anna Chatarina Frey, *3.4.1684 heiratet Hans Roller in Herzogsweiler (Neu Nuifra) und und die Tochter Eva Frey, *27.2.1697 heiratet den Witwer Christian Pfeiffer in Neu Nuifra. Der Sohn Georgius Frey, *24.3.1688 erbt den Taglöhnerhof Nr. 4. Die anderen Kinder sterben früh.
Mit dem Kaufbrief vom 10.9.1694 tauscht Conrad Frey mit Hans Jerg Hauff aus Untermusbach ein Grundstück von 1 1/2 Tagwerk Meefeld gegen 2 Tagwerk Meefeld im Flurstück Lochenfeld. KlKb1625)
Franz Frey, OM22a, *16.9.1684 +10.9.1765 aus Röt heiratet am 8.2.1712 Magdalena Frey, *4.3.1691 +9.9.1769. Sie haben 9 Kinder. Die letztgeborene Tochter Christina erbt. Die erstgeborene Tochter Maria Catharina, *7.8.1712 heiratet 1753 nach Haiterbach. Die Tochter Anna Maria Frey, *1.8.1719 heiratet 1741 Matthäus Teusch, Zimmermann in Dobel und um 1770 Matthäus Drisch in Dobel. Johann Georg (Hans Jerg) Frey, *7.3.1722 heiratet 1747 Christina Magdalena Graf in Hallwangen. Die anderen Kinder sterben früh oder ledig.
Bei der Realteilung nach Franz seinem Tod 1765 ist als Hauptfall an das Klosteramt Reichenbach 32 Gulden zu zahlen.
Franz Frey verkauft am 13. November 1727 4 Morgen Meehfeld, die Igelsberger Mad genannt, an Andreas Bruder in Igelsberg um 20 Gulden mit Rückkaufrecht innerhalb von 12 Jahren. KlKB1721)
Conrad Frey, OM23a, *21.5.1720 +18.5.1778 aus Röt heiratet 1749 Christina Frey, *17.12.1729 +4.9.1814. KlInv1743-55) Das Paar ist im 3. Grad verwandt, haben also einen gemeinsamen Großvater. Sollte bei den Ehen der Mutter und der Tochter der Hof-Name erhalten bleiben? Sie haben 9 Kinder. Der Sohn Johannes Frey, *5.5.1751 heiratet 1778 in Neuneck Christina Springmann und der Sohn Martin Frey, *30.9.1764 heiratet 1792 Agatha Braun in Hallwangen. Vom Sohn Hans Adam, *11.3.1767 ist nichts weiter bekannt, außer dass er 1778 seinen Erbteil erhält. Im Jahr 1775 lässt Conrad am Amtsgericht Reichenbach KLAG1768) den Verkauf seines Hofes für 1600 Gulden an Johannes Mast, den Ehemann seiner Tochter Christina eintragen, von diesem Preis sind 500 Gulden als Hochzeitsgeschenk abzuziehen. KlInvXX-73) Die anderen Kinder sterben früh.
Das Vermögen von Conrad wird bei der Erbverteilung mit der sehr großen Summe von 4320 Gulden festgestellt. KlInvXX-73)
Die Mutter heiratet in II. Ehe 1779 Christian Dölker aus Dietersweiler und zieht dorthin.
Johannes Mast, Hirschwirth, OM14a, *21.5.1748 +24.8.1821, Sohn vom Schultheiß und Ochsen-Wirth Adam Mast Haus-Nr. 6, heiratet am 16.11.1773 in I. Ehe Christina Frey, *5.12.1754 +2.1.1798. Er ist der Begründer vom Gasthaus „Hirsch“. Johannes erhält vom Vater zur Hochzeit 600 Gulden und die Eltern der Braut geben 500 Gulden Rabatt auf den Kaufpreis des Lehenshofes. KlInvXX-38) Sie haben 8 Kinder, von denen 6 früh sterben. Die erstgeborene Anna Barbara Mast, *27.10.1774 heiratet am 4.11.1800 den Johann Friedrich Kübler in Grüntal. Der Sohn Johann Adam erbt den Hof.
Johannes heiratet in II. Ehe 1806 Christina Seid, *24.12.1754 +20.12.1818, die Witwe vom Bärenwirt Gottfried Seid aus der Erzgrube. Die Ehe bleibt kinderlos. Wie bei jeder Heirat wird auch hier der Vermögenstand der beiden Eheleute festgestellt und im Inventarienbuch festgehalten. Nach dieser Eintragung hat Johannes Mast 3576 Gulden und seine Ehefrau Christina Seid 10883 Gulden in die Ehe eingebracht. InvMu-1785)
Johannes wählt laut Protokoll von 1782 Martin Mast zum Schultheißen.
Johann Adam Mast, Hirschwirth, OM15a, *19.9.1778 +28.7.1825 heiratet 1807 Anna Catharina Gässler, *24.3.1781 +5.8.1837 aus Römlinsdorf. Als Vermögen bringt Johann Adam 1564 Gulden und Anna Catharina 3733 Gulden in die Ehe ein. InvMu-1785) Anna starb durch ein Unglück, „sie kam beim Hinabspringen unter das Rad und wurde die Brust eingedrückt“. Sie haben 6 Kinder, von denen 2 als Kleinkinder sterben. Der Sohn Johannes kauft den Hof 1836 von der Mutter während der Bruder Friedrich Mast, *28.11.1814 in Unteriflingen 1842 Barbara Rothfuss heiratet, wird dort Bürger, kehrt 1860 nach Obermusbach zurück und kauft Haus Nr. 18. Die Tochter Anna Barbara Mast, *22.4.1808 +13.7.1832 stirbt vermutlich ledig und über den Bruder Christian Mast, *25.3.1818 +29.9.1886 ist nichts bekannt.
Bekannt ist dann aus dem Protokoll über den großen Brand 1822 als Eigentümer: Im Protokoll vom Brand gibt Johann Adam ein sehr großes Vermögen von 11000 Gulden an. Zum Vergleich, das abgebrannte Wohnhaus wurde von der Brandversicherung auf 1600 Gulden geschätzt. Johann Adam brennt auch eine große Scheune im Ausmaß eines Wohnhauses ab, vermutlich der alte erste Bohnet-Hof.
Johannes Mast, OM35c,*23.7.1809 +22.8.1878, heiratet 1836 Christina Köhler, *28.9.1814 +6.7.1872 aus Dürrenmettstetten. Sie haben 7 Kinder, von denen 3 früh sterben. Die Tochter Christina Mast, *2.4.1844 heiratet 1865 Christian Friedr. Hofer vom Haus Nr. 11 und der Sohn Matthäus Mast, *4.11.1846 heiratet 1873 Eva Maria Bohnet in Aach. Der Sohn Friedrich Mast, *18.7.1848 heiratet 1875 nach Tumlingen.
Johannes verkauft gemäß Kaufbuch II am 6.4.1867 seinen Hof an den Sohn Johannes.
Laut Gewerbe-Katasterbuch von 1821 zahlt der Hirschwirt 1834, 1838 und 1870 je 42 Kreuzer Gewerbesteuer für die Pottaschesiederei, außerdem werden 1834 für die Schildwirtschaft 30 Kreuzer Gewerbesteuer gezahlt.
Am 8.4.1861 verkauft Johannes seinen Anteil an der hiesigen Sägmühle (1/2 Sägtag bzw. den 24sten Teil) an Johann Martin Ziefle. Laut Kaufbuch II verkauft alt Johannes Mast am 24.7.1874 an seinen Sohn Johannes Mast, Bauer seinen 24ten Antheil an der hiesigen Sägmühle. Es ist noch zu prüfen, wie Alt Johannes zweimal den 24ten Antheil verkaufen konnte.
Johannes Mast, OM35c, * 17.4.1840 +12.9.1876,heiratet 1867 Anna Marie Müller, Grü89b, *3.1.1843 + ,Tochter vom Hirschwirt in Grüntal. Sie haben 6 Kinder. Er erhält laut Kaufbuch II Seite 136b den Hof vom Vater. Johannes Mast Witwe Anna Marie heiratet am 19.11.1878 Andreas Wörner. 1893 und 1901 wird Johannes Mast noch als Eigentümer geführt, wahrscheinlich jedoch nur aus Nachlässigkeit, da im Grundkataster 1836 ab 1876 schon Wörner als Eigentümer gelistet ist. Ebenso 1886 im Schätzungsbuch.
Andreas Wörner, *14.3.1847 +18.1.1927 aus Reinerzau. Er heiratet 1878 die Witwe Anna Maria Mast. Sie haben 5 Kinder.
Andreas Wörner ist 1870 gegen Frankreich Kriegsteilnehmer. Der Söhne Andreas Hermann und Wilhelm erben den Hof. Wilhelm bleibt ledig.
Andreas Hermann Wörner, *18.11.1881 +? heiratet 1920 Luise Karoline Schleh, * ?+26.12.1964 aus Aach. Die Ehe bleibt kinderlos.
Im Grundkataster von 1904 und 1909 steht Hermann Wörner. Das Geschlecht der Wörners endet hier in Obermusbach.
Das Anwesen wird von Heinzelmann gekauft. Heinzelmann verkauft das Haus an die vorletzten Besitzer. Diese lassen das Haus verkommen.
2013 wird es zwangsversteigert, von der Stadt Freudenstadt erworben und abgerissen.
Heute steht an dieser Stelle ein großer landwirtschaftlicher Geräteschuppen.
Die Familiendaten entstammen dem Ortssippenbuch (OSB) Grüntal von Günter Frey und Horst Bruns. Die Angabe OM.. hinter dem Namen entspricht dem OSB-Verzeichnis. Aus der Website www.klosteramt-reichenbach.de von Dr. Juergen Wurster sind die Informationen über die Höfe der Frühgeschichte entnommen. Weitere Daten sind aus dem Landesarchiv Stuttgart H102/63 Bd. 4 + 10 und KLAG1768) Archiv Baiersbronn Amtsgerichtsbuch Reichenbach 1768, KlInv1743-55)Archiv Baiersbronn Reichenbach Inventurenbuch X, KlInvXX-38) KlInvXX-73) Archiv Baiersbronn Reichenbach Inventurenbuch XX, KlKB1721)Archiv Baiersbronn Klosterreichenbach Kaufbriefe 1721-40, KlKb1625)Archiv Baiersbronn Klosterreichenbach Kaufbriefe 1625-1722, InvMu-1785) Archiv Musbach Inventarienbuch 1785-1810).
Aufgeschrieben von Hans Rehberg.
Letzte Änderung am 10.03.21