Hof Nr. 10 Hofer

Geschichte vom Beckenbauer-Hof


Nrt 10 Wiesenbauer
Lehenshof Nr. 10

Das Hof mit der alten Haus-Nr. 10 ist heute nicht mehr bewohnt, aber eins der schönsten Bauernhäuser in Obermusbach. Es dominiert durch seine Lage am Eingang vom alten Ortkern. 

Erster bekannter Besitzer des Hofes ist 
Michel Blöchlin (auch Plöchlin geschrieben), OM22b, er ist im Lagerbuch von 1425 (1599) als Besitzer genannt. Dieses Lagerbuch ist eine Kopie, die Anfang des 17. Jahrhunderts zwischen 1595 und 1604 mit einer Anpassung der Namen der Hofbesitzer erstellt wurde.
Als Nachfolger von Michel Plöchlin wurde hier Jerg Raiblin notiert. Auch finden wir noch einen Bartholomäus Plöchlin, OM22c, vermutlich ein Sohn von Michael Blöchlin, der am 27.4.1624 Ursula Eytell, Hans Häfelins Witwe in Dornstetten heiratet. Blöchlin ist wahrscheinlich eine andere Schreibweise von Plöchlin und Pretzing.
Nicht auszuschließen ist, das Michael als Stiefsohn von Jerg Plöchlin ein Sohn aus einer früheren Ehe der Frau ist und deshalb auch mit dem Namen des dann leiblichen Vaters Pretzing benannt wird.

Als Besitzer bekannt ist
Michael (Pretzing) Plöchlin, OM8d, *vor 1580.
Im Schätzungsregister von 1604 wird geschrieben, dass Michael Plöchlin ein Gut gekauft hat. Laut Vermögensliste von 1607 hat er ein Vermögen von 256 Gulden. 
KlVm1607)   Im Jahr1612 versteuert er ein Vermögen von 750 Gulden. Vermutlich ist es sein Vater Michael Plöchlin, der 1588 in Obermusbach gemustert wird und 1598 Doppelsöldner ist, d.h. er hat eine komplette Ausrüstung, bestehend aus Schutzpanzer, Feuer- und Stichwaffe, ein Zeichen für ein großes Vermögen.
Er ist damit einer der wenigen bekannten Besitzer aus der Zeit vor der Einnahme des Klosters durch die Württemberger.
 Ist es der Vater, der 1600 im Gasthaus des Ortes ermordet wird?
In den Kirchenbüchern findet sich noch ein Jörg Blöchlin, von dem wir nur das Sterbedatum +11.12.1615 kennen.
Michael Plöchlin verstirbt jung, wahrscheinlich vor 1615. Die Witwe Maria heiratet dann Michel Weisser, OM37b, *um1593 einen Sohn vom Nachbarhof Nr.8.
Da die Tochter Maria in den Kirchenbüchern als Maria Plöchlin und auch als Maria Weisser geführt wurde, wissen wir nicht, wessen leibliche Tochter sie war, von Alter auszugehen ist sie die leibliche Tochter von Michael Weisser.

Die Tochter Maria (Pretzing) Plöchlin, OM8d, *12.6.1615 +19.2.1675 ist die Hoferbin.
Sie heiratet am 12.6.1636 in Schopfloch
Jerg Raiblin, Bäcker, OM5ab, *Mitte 1610 in Schopfloch +16.11.1679  (Kirchenbucheintrag: Jerg Raiblin aus Schopfloch heiratet am 12.6.1636 Maria Plöchlin (Weisser)).
Er bringt nichts und sie 194 Gulden in die Ehe ein. Die Eheleute wohnen in Schopfloch, dort werden auch die zwei ersten Kinder geboren.
Um 1644 ziehen sie nach Obermusbach, vermutlich haben ihre Eltern keinen anderen Erben und übergeben den Hof an den Schwiegersohn. Laut Kaufvertrag kauft er den Hof 1645 um 350 Gulden. KlKb1625)
Der Sohn Georg Raiblin wird in noch Schopfloch geboren und erbt nach Umzug der Eltern den Hof in Obermusbach. Die Tochter Maria Raiblin, *21.10.1645 heiratet am *24.10.1665 Jerg Lamparter in Cresbach. und die Schwester Anna Maria Raiblin. *21.1.1651 heiratet in 1. Ehe Hans Heinzelmann und in 2. Ehe Hans Matt in Lombach. Eine weitere Tochter, Agnes, *28.4.1653 heiratet Hans Martin Harr in Freudenstadt. Die anderen Kinder sterben früh oder ledig.
Der Hof hat 1667 eine Feldergröße von 44 Morgen, der Wald ist noch Allgemeineigentum.

Georg Raiblin, OM5ac und 24b, *24.4.1638 in Schopfloch +28.10.1687 in Obermusbach, heiratet 1673 Anna Maria Zinser, *um 1650 +10.1.1690 aus Durrweiler. Sie haben 7 Kinder. Über die Kinder Anna Maria Raiblin, *12.10.1674, Magdalena Raiblin, *5.11.1679, Christianus Raiblin, *20.12.1681 und Anna Barbara Raiblin, *27.12.1686 ist nichts weiter bekannt, außer dass sie 1698 vom Stiefvater Adam Hofer erben. Hans Caspar Raiblin,UM76a, *30.12.1675 in Durrweiler, schreibt sich mit Familienname auch Räublen, heiratet nach Untermusbach und später noch nach Besenfeld.
Anna Maria heiratet in 2.Ehe 1688
Adam Hofer, OM24c, *25.7.1663 auf dem Benzinger Hof +16.3.1729. Sie haben eine Tochter Anna Catharina Hofer, *14.8.1689.
Die Mutter stirbt kurz nach der Geburt der Tochter und Adam Hofer heiratet in 2.Ehe 1690 Maria Jacoba Gaisser, *16.1.1652 +3.4.1732 aus Baiersbronn-Stöcken.
Das Inventar zur Hochzeit ist im Archiv Baiersbronn KLInv-H) hinterlegt. Sie haben 2 gemeinsame Kinder. Adam verkauft laut Kaufbrief vom 25. Mai 1716 KLKB1625-8) seinem Sohn Johannes den Hof, über die Tochter Anna Catharina Hofer, *25.11.1696 ist nichts bekannt. 

Adam Hofer ist ein Enkel von Matthäus Hofer (Hoffer), der 1648 zum evangelischen Glauben wechselt und deshalb seine Heimat Kärnten verlassen musste. Matthäus Hofer war Pflegeverwalter auf Schloss Biberstein in der Herrschaft Himmelberg in Kärnten, er kaufte 1648 das Gut Benzinger Hof und starb 1655. Sein Sohn Andreas, der Vater von unserem Adam Hofer, erbt den Hof.
Nach Andreas Hofer übernimmt 1685 die Tochter Anna Maria mit ihrem Ehemann Jacob Laistler den Benzinger Hof.LKF46)

Johannes Hofer, OM10aa, *15.9.1692 +15.2.1756 heiratet in 1.Ehe 1716 KLInvIV-134) Agatha Schittenhelm, *8.5.1690 +28.11.1724 aus Wittlensweiler. Agatha stirbt nach der Geburt des 6. Kindes. Der älteste Sohn Johann Adam erbt den Hof. Zwei Kinder sterben früh und die Tochter Christine, *23.11.1722 verbrennt am 12.2.1726 im Elternhaus.
Die Tochter Maria Magdalena Hofer, FRU31aa, *1.2.1718 heiratet 1757 Peter Müller in Frutenhof, sie haben keine Kinder. Maria hatte jedoch bereits 1749 ein uneheliches Kind das jedoch nur 5 Wochen alt wird, als Vater gibt sie einen Soldaten aus Heidenheim an. Maria Magdalena heiratet Christian Scherer in Unteriflingen und vermacht den Kindern ihres Bruders Johann Adam einen Teil ihres Vermögens.
Die Tochter Anna Catharina Hofer, *29.08.1719, heiratet 1745 Johann Lämmlin, OM12ba und wandert 1753 nach Amerika aus.
Laut Inventurenurkunde muss er 10 und sie 20 Gulden Scotationsstrafe (Hurerei) an die Vogtei Dornstetten zahlen. KlInv1743-18)
Am 15.9.1725 wird 10 Monate nach dem Tod der Ehefrau als uneheliches Kind Johannes geboren „im Ehebruch erzeugt von Johannes Hofer mit der Ehebrecherin Genophea, eine verruffene Hur“. Über den Verbleib des Kindes ist nichts bekannt.
Johannes heiratet in 2.Ehe 1728 Anna Maria Finkbeiner, *20.5.1680 +28.12.1742 aus Baiersbronn-Schramberg. Die Ehe bleibt kinderlos. 
Johannes Hofer verkauft am 9.3.1722 an Jacob Braun 2 Morgen Acker und Wiese, die Beehwis genannt, für 91 Gulden 30 Kreuzer. KlKB1721)

Johann Adam Hofer, OM9c*29.11.1716 +1.6.1763 heiratet am 21.11.1747 Magdalena Koch, UM28b, *23.4.1726 +20.8.1791 aus Untermusbach.
Laut Inventurenverzeichnis von 1747 besitzt J.A. Hofer gemeinsam mit Peter Braun ein Gewehr mit gezogenen Lauf im Wert von 10 Gulden.KlInv1743-17) Nach den Erbteilungsdokumenten stirbt Johann Adam durch einen Unfall im Wald. Das vererbte Vermögen wird mit 1642 Gulden angesetzt, dass ist sehr hoch und dementsprechend sind für den Hauptfall 31 Gulden zu zahlen.KlInv1762-376) Sie haben 8 Kinder. Zwei Kinder sterben früh. Der Sohn Johann Friedrich erbt den Hof. Die Erstgeborene Justina Hofer, *28.8.1748 heiratet den Taglöhner Friedrich Schwab in Schernbach. Über Maria Catharina Hofer, *3.1.1751 und Christina Hofer, *23.7.1754 ist nichts weiter bekannt, außer dass sie 1753 ihren Teil erben. Die Tochter Maria Magdalena Hofer, *23.7.1754 heiratet einen Frey, OSB Bbr F476, in Baiersbronn und der Sohn Johann Adam Hofer, UM22a, *15.1.1764 heiratet 1790 Catharina Margaretha Koch in Untermusbach und sein Sohn Christian wird später die Ziegelei, Nr. 11 in Obermusbach übernehmen.

Die Witwe Magdalena heiratet in 2.Ehe am 5.6.1764 
Bernhard Frey, OM13c, *19.2.1723 +5.7.1811 aus Röt. Sie haben zwei Töchter., Anna Maria Frey, *29.1.1766 und Rosina, *11.6.1769.
In der Vermögensliste von 1769 ist Bernhard Frey als Hofbesitzer geführt mit einen 10 Personenhaushalt, 1 Haus, 1 Scheuer, 2 Stallungen, 1 Brunnen, 26 Morgen Acker, 31 Morgen Wiesen, 1 1/2 Viertel Garten, 1 Pferd, 11 Horn- und Rindvieh und 1 Schwein. Auch in der Vermögensliste von 1777 wird Bernhard Frey noch als Besitzer geführt mit 26 Morgen Acker, 24 Morgen Wiesen, 1 Viertel 11 Ruth Garten, 5 Morgen Egarden und Viehweiden.
In den Jahren 1785 wird der Hof um den Wald vergrößert, da die Obermusbacher Lehenbauern den größten Teil des Waldes unter sich verteilen. Die Allmendflächen werden 1788, 1812 und 1812 unter den Bauern verteilt. Als letztes verteilen die Lehensbauern um 1853 den reservierten Armenwald unter sich. 

Johann Friedrich Hofer, OM9a, *20.1.1761 +2.12.1845, heiratet am 15.6.1786 Eva Hofer, OM8a, *25.9.1762 +4.8.1822 vom Nachbarhof Nr. 7.
An Vermögen bringen Johann Friedrich 364 Gulden und seine Ehefrau Eva 970 Gulden in die Ehe mit. InvMu-1785)  Laut Realtheilungsurkunde stirbt Johann Friedrich jedoch am 2. 1. 1846. Sie haben 3 Kinder, von denen das letzte Kind früh stirbt. 
Er hat nach eigenen Angaben 4-5000 Gulden unter der Matratze, die beim großen Brand verbrennen. Zum Vergleich, für die abgebrannten Bauernhäuser zahlte die Brandversicherung etwa 1000-1400 Gulden je Haus.
Sohn Johann Adam kauft den Hof 1819 von seinen Eltern. Die Tochter Eva Margaretha, *13.7.1790 heiratet 1804 Jacob Bohnet, OM19e, Sohn von Bernhardt Bohnet Sonnenwirth von Obermusbach und stirbt 1816 nach der Geburt des ersten Kindes. Es ist ihr Johann Adam, der vom Opa Geld erbt und sich als Bierbrauer auf Hof Nr. 8 versucht.

Bekannt ist dann aus dem Protokoll über den großen Brand 1822 als Eigentümer:
Johann Adam Hofer, OM42d, *25.4.1787 +20.8.185824.5.1853 heiratet am 28.10.1819 Christina Kühnle, *30.1.1796 +2.1.1869 aus Spielberg-Egenhausen. Sie haben keine Kinder.
Adam Hofer hat laut Gewerbe-Kataster ab 1821 als Pottaschesieder 42 Kreuzer Steuern zu zahlen. 1841 hat er als Holzhändler 3 Gulden 12 Kreuzer und als Brandweinbrauer 12 Kreuzer Gewerbesteuer zu zahlen. 1853 fallen 42 kr für Pottaschesiederei und 12 Kr Steuer für Brandweinbrennen an.
Die Witwe Christina verkauft am 2.11.1854 den Hof ihrer Nichte aus Egenhausen und ihren Bräutigam aus Reichenbach. Verkauft wird hierbei auch 1/48 Antheil an der Obermusbacher Sägmühle und 1/20 Antheil an der neuen Sägmühle in Reichenbach. Der Verkauf beinhaltet auch die Einrichtung einer Pottaschesiederei und eine Brandweinbrennerei.

Die Geschichte des Hofes endet hier, da die Eigentümerfamilie einer Veröffentlichung ihrer Familiengeschichte nicht zugestimmt hat.

Die Familiendaten entstammen dem Ortssippenbuch (OSB) Grüntal von Günter Frey und Horst Bruns. Aus der Website www.klosteramt-reichenbach.de von Dr. Juergen Wurster sind die Informationen über die Höfe der Frühgeschichte entnommen. LKF46) aus Jahrbuch Landkreis Freudenstadt 1987 Seite 46. Die Angabe OM.. hinter dem Namen entspricht dem OSB-Verzeichnis. Weitere Daten sind aus dem Ortsarchiv Musbach und dem Staatsarchiv Stuttgart Nr. H102/63 Bd. 4 und 10. KLKB1625-8)Archiv Baiersbronn Klosterreichenbach Kaufbriefe 1625, KLInv-H)Archiv Baiersbronn Klosterreichenbach Inventuren Band IV, KLInvIV-134)Archiv Baiersbronn Klosterreichenbach Inventuren Band IV Abschnitt 134, KlInv1743-17)KlInv1743-18)Archiv Baiersbronn Klosterreichenbach Inventuren Band X, KlInv1762-376)Archiv Baiersbronn Klosterreichenbach Inventuren Band XV, KlKB1721)Archiv Baiersbronn Klosterreichenbach Kaufbriefe 1721-40, KlKb1625)Archiv Baiersbronn Klosterreichenbach Kaufbriefe 1625-1722,   KlVm1607)Archiv Baiersbronn Klosterreichenbach Vermögensliste 1607,    InvMu-1785) Archiv Musbach Inventarienbuch 1785-1810.

Aufgeschrieben von Hans Rehberg

Letzte Änderung am 16.03.21