Vogtgericht 1620

Das Vogtgericht von 1620

In diesem Teil wird das Protokoll des Vogtgerichtes vom 26. September 1620 wiedergegeben.
Zeitweise wurde das Ruggericht auch mit Vogtgericht bezeichnet, die Aufgabe hatte sich jedoch nicht geändert. Die Vogt- und Ruggerichte fanden jedes Jahr unter der Leitung des Vogtes vom Klosteramt Reichenbach statt. Alle Bewohner konnten ihre Beschwerden vortragen und durch das Gericht klären lassen.
Diese Protokolle zeigen auch die kleinen Probleme der Obermusbacher und wir wollen sie deshalb Veröffentlichen um unseren Lesern einen Einblick in das Leben auf dem Dorf im 17. Jahrhundert zu geben.
Wichtig für den Heimatforscher sind auch die Namen der Prozessteilnehmer, da für diese Zeit vor und um den 30jährigen Krieg die Kirchenunterlagen nur unvollständig vorhanden sind.
Der Original-Text ist mit Übertragungsfehler behaftet, da die Schrift in Teilen schwer les- und übertragbar ist. Vielfach wird auch wegen der schlechten Lesbarkeit nur der vereinfachte Sinn des Protokolls übertragen. 
Die Textkommentare sind zur Verständlichkeit kursiv geschrieben. Ab hier Originaltext: 

Vogtgericht uff
Dienstag den 26 Septembe Anno 1620. Ist daß Jährlich
Vogtgericht zue Obermuespach
Gehaltten, unnd Nachfolgende
soehes dorbey gehandlet und verabschiedet worden.

Urteil / AnklägerKlage
Schultheiß vide in fra hub Philip GreeHannß Koch und Gorguß Leix Weiber haben Philip Green uff der Brach des graß uber verbot hin weg genommen. 
Wie wol in Vorstord: fol: 89 des Aicheln unnd vildt? opß? klaub allerdings verbottn, in doch weil solles in der refier In dem gantz Waldtgeding gebruchig sein soll dergleich ins gemein zue niessen, Als Und derend des Schwortz Wildtbreht ohne des nit gehait wyrd, Als ist solches Ins dißmein nach der Zeytt gestattet word, unnd solle könfftig bey dem guote ord: gehalt werd.  Dem oberaln des Holtz Apfel schitlen und Klaub ins gemein an Straff 5 Schilling verbottens word, H durch die ord: damit gemacht word des sie ins gemein wie der und gebreuchig abgenommen und wid baurein gleich des Taglohnern aber allweg um ein halbe Theil zue gestolt werd soll, so hab doch die Taglohner sich mit gehorsamen wöld. 
Sol Die Weil er des Schultheiß gebott

Veracht soll er ein Tag und nacht in Thurm biesssen.
Deßgleich oberaln auch ermelten Taglohnern die vom windtfall und wultz von gantzer gemein vern uff zue hauwen verdingt Und versprech word die selbige bey gueter Zeit uff zue hauwen, damit sie vor winter leicht und nachmaln desto finglich gefiert können werd, habe in doch Basti Leix sein Versprech nit gehalt, sonder ander Leit in anderen genachbiert fleesch gehorlzt, und sie zue Schad gebracht. 
Ist Ihme untersagt
Und bey Thurm Straff zue unterlassen meniglich untersagt word.
Item Als er ohne langst Gall Häberlen mit ?gleich Holz geben habe er allso bald feindseelige wort gegen Ihme lautten lassen, und vermeldter werr allein ?meister. 
Vide Infra hub Gall HäberlenItem wölle niemandt des weeg welche?Zieor verbott des allein Endriß Hornberger zue gebrauch macht hatt, s?lassen, welches er doch selbst mit halt?thue. 
ohne mein der Obrigkheit wissen solle niemandt zue Taglohnern oder Inwonern angenomdten werd noch von keinem beherbergt werd bey Straff  so in Landtord: begriffen. Item werd wider mein und d gemeinwissen Taglohner unterschlaitt, welches der gemein zue unntersagen.
Ist zue endt diß genuogsome nach richtung zuefried.Wenn nohtwenndig des ein waldt knecht od Schütz doruff bestelt wurdn, darein wider es gar forlessig zue gang 
Soll 5 Schilling allsbald in Armen Kast erleg. Ist verandwort.Michel Weissers fraue habe Hirtn neuer wester Hundts?gescholt, darob er sich weil er ?man shehr sehr beschwehr. 
Philip Greesoll er die 5 Schilling allso bald bezahlen. Und solches fürter nit mehr thon.Hannß Koch, Gorguß Leixen, Gall Haberlens, Lorentzen Weissers Lorentz Weissers Weiber und Mägdt haben Ihne des graß uff den brächveldern so verbott Abgrast. 
Ist erlegt davon d gemeindt halb zuegestelt word ist allso dem Closter 20 Kr in disem ?tz zue verreichen. 
Ist Ihnen Unntersagt word.Ist die Taglöhner brauch mehr maisterschafft denn die bauwen selbsten. 
Die weil Philip Gree Hannß Brauen auch zugleich gethon, sollen solche uff diß malsoll ied 5 Schilling Straff.
Lorentz Weisser dedit davon dem fleckhen den halben Theil. 
Hannß Braun und Lorentz Weisser verschinen herp kürtzlich mit mist uß fieren seine Velder übel verdreb und die ordenlich Weeg nit gebraucht. 
Soll die weil dergleich Unnter die Ochsen Herd gehörigSolle firter ein solches an Straff in des mals 5 Schilling und bey abtrag Schadens endtlich verbotten sein. Lorentz Weisser lloß sein Vich hin und wide zue Schad und in die Habern lauff. 
Jacob KlaißDer Hab etliche Ubel versorgte Kuch und unsoubere kemmater welchet sie gleichwol zue werd beuohl werr aber von uohz da es Ihnen offendtlich unntersagt wurde. 
Das Wasser werde Ihme der verkhundigng gemeß frielings und Herpstzeiten uff den briel nit verstattet. 
Gall Häberlinmit Uffhauwung der Holtzes gehe es gar ungleich zue. Ist ins gemein bericht word des mann die wultzen alleweg durch die Taglöhner Verdings weiß uffhauwen lasse und nachmaln ied ein gleich Theil zue konden lasse dero weg diese Clag unerheblich darbey es auch könfftig Vergleich solln. 
Item der weeg bey seinem Hauß nauff müße werde Unbefügter weiß gebraucht, so abzuestellen. Solle Allerdings bey der Verkhündigung 
Georg MoradtHannß KlaißBeklagt sich daß Philipp Gree Gall Häberlen ein Dy orgel grueln Aigenthumblich eingereumbt, und die zue fahrt darzue eingedingt, weil er aber auch über seine feld fohren mueß wid deß fleckhens verkindigung bitt er solches abzuestellen. 
Michel Klaiß Soll die Straff von jed Haupt 18 Heller.
Thut in Sa 10 1/2 Schilling bar erlegt werd. erfolgt an 18 Heller ?gebiert dem fleckhen den halb den ander halb Theil namblich 10 1/2 Kr dem Closter.
Ist zahlt 
Michel Weißer sey ihme mit siben Haubt Vich über sein feldt die Jung Heeklen genannt durch die Waidt gefahren, welches in der Verkhündigung Jedem Haubt 
Hannß Kohler sagt nach beed verhör ist erkant des der wueres ist Buob ein tag im norheusch biessen und der Vatter Häberlen 5 Schilling in Armen Kast erleg.  Gall Häberlen habe ihne nach dem er den Jung seim bueb so ihme ein steinen in die Garten standt so wo uff es schlagen wollen ein Hundts dofh gescholt, Und es stehe kheinem biderman zue, gesagt. 

Bey disen Jargericht ist einer gantzen gemeind bey der gewonlich waldtfreuel gerinstlich eingebund word. Des mann zue dieser Zeit uff zwelff bauren ied mehr nit als 24 bumb daruß er allerhandt geschnitnen Zeug seeg oder zue Pfal uffmachen deß gleich mag, järlich und sonst kein Stam weiter seg, Und alle ordenlich mit des fleckhens Zaich ußzaichnen solle.
Deßgleichen solle ein gantze gemeindt järlich auch die Wultzen durch sonder barr Personen uffhauwen lassen und nachmals dieselb Seg obeichtung der Gebur dem rato nach Jedem bauren ein Teil gleich Theil dauen zue thailen lassen, usserhalb diß sonst keiner für sich fuog oder macht haben einige Wultz ungezaichnet oder unner grunt uffzuehauwen bey Straff ieder 3 Gulden.
Endtlich des bauholz belanged soll daß selbig auch keiner fur sich selbst an vergunt und unußgezaichnet bey ermelter Straff von ied son 2 Gulden. Vom Abhauwen, Stümleren ein ieder so daß selbig dardurch anhaltz, die Als dann den bam die baufelligkhaist Vorhin besichtigung Und als dann nach befundener beschaffenhait die Gebur erleg lassen sollen. 

Unnd damit solchem Allem desto Ernstlich Unnd vleißiger Voehgesetzt aller Schaden in Veldt unnd Wäldt verhüetet, Und die Übertretter zue jed Zeith zue gebührend Straff gögen gezogen werden. Alß ist Zue Einem Waldt und Veldtschützen verordnet und in gebühremer Pflicht genommen worden Jacob Weißer der Alt, mit der Instruction, des er uff deß Fleckhens Veldt und Wäldt, trib und trab, wun waildt und wasser sein tägliche vleißige Inspection geltzen, und die Übertretter von wochen zue wochen durch Jacob Klaißens uffzaichnen lassen und solche verzaichnuß allweeges bey den Hof und Vogtgerichten fürweißen solle. Für dieße Seine bemüehung solle ihme auß deß Fleckhens Waldung jährlich ein Baum zue Pfällen, so dann der Vierte Thail von allen Straffen zue gethailt werden.

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Entnommen aus: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, A516L Bü.6.
Aufgeschrieben von Hans Rehberg.

Letzte Änderung am 16.03.21