Der Friedhof in Obermusbach
Im Rezeß-Buch über die Heiligen Rechnungen von 1700 bis 1892 findet sich auf Seite 48 unter dem Abhördatum vom 10. Juni 1796 der Hinweis „Da die Bürgerschaft dahier auf eigene Kosten einen Kirchhof erbauen laßen und .. das bei denen Leichen gefallende Opfer welches vorhier dem heilig. Grüntal zugekommen“.
Da die Rechnungsabhör für die Jahre 1794 bis 1796 stattfand, kann hieraus geschlossen werden, dass der Friedhof im Jahre 1794, wie auf dem Torbogen angegeben, angelegt wurde. Bis zu dieser Zeit standen die bei der Beerdigung gegebenen Opfer der Kirche von Grüntal zu.
Beerdigt wurden die Toten laut Lagerbuch von 1667 jedoch in Dornstetten
Im Lagerbuch von 1667 steht:
Wann aber ein Mensch in gedachten Obermuespach mit Todt abgehet, würdt selbiges in dem Kirchhoff nacher Dornstetten begraben.
Im Lagerbuch von 1667 steht:
Item wann ein Mensch jung oder alt zur Obermuspach stirbt, und selbiges zuer Begräbnus nach Dornstetten getragen würdt, solle der Mösner zur Obermuespach vom Geleüt für sein Bemühung haben ein Laib Brodt.
Die über den Torbogen eingeschlagene Jahreszahl 1794 ist also Fertigstellungsjahr des Obermusbacher Friedhofes. Es ist anzunehmen, das der mächtige Torbogen aus den Mauerresten der 1822 abgebrannten Kapelle entnommen wurde.
Der Totengräber Martin Döttling gibt am 6. April 1875 im Kirchengemeinderatsprotokoll an, dass die Hecken um den Friedhof jetzt groß genug seinen und der Zaun mit den steinernen Säulen entfernt werden kann. Die steinernen Säulen werden an Johannes Schanz für 30 Kreuzer pro Stück verkauft. Bis 1876 hatte Schanz nicht alle Pfosten abgeholt, so dass sie an Fried. Schwemmle und Fried. Hofer verkauft wurden.
Die Friedhofsmauer wurde laut Gemeinderatsprotokoll von 1912-26 erst im Jahre 1913 gebaut, somit wurde wahrscheinlich auch der Torbogen 1913 aufgestellt und die Jahreszahl 1794 zu diesem Zeitpunkt eingeschlagen. Es ist auch möglich das die Jahreszahl im Original von dem Kirchentor stammt, da die Kirche nach den Unterlagen über den Wiederaufbau der Kirche im Jahr 1793/94 erneuert wurde.
In der Verlängerung des Torbogen verläuft eine dicke Steinmauer auf der Berg- und Straßenseite des Friedhofes.
Der kleine Friedhof liegt am Sägmühleweg in südlicher Richtung nicht weit vom alten Obermusbacher Rathaus entfernt.
Schräg gegenüber vom Rathaus stand bis zum großen Brand 1822 die Kapelle von Obermusbach. Diese Kapelle war sehr alt und wurde zwischen 1789 und 1792 neu erbaut.
Laut Rugggerichtsprotokoll vom 4. März 1870 wurde im Sommer 1870 um den Gottesacker ein Zaun gebaut.
Im Protokoll des Rugggerichts vom 8. Sept. 1882 steht, das an drei Ecken noch Bäume zu setzen sind. Es ist davon auszugehen, dass das die heute noch stehenden Lärchen sind.
Die Friedhofsmauer mit Tor wird 1913 vom Gipser Seeger aus Untermusbach aufgesetzt. Mit Kaufvertrag vom 20.10.1898 verkauft Johannes Bohnet an die Gemeinde „zur Vergrößerung des Gottesacker“ ein Grundstück von 4 a 2 qm. Es ist davon auszugehen, dass die Steine der 1867 abgebrochenen Kapellenruine für das Friedhofstor und die Mauer verwendet wurden.
Das Bild des Friedhofes wird geprägt durch mächtige Fichten und Lärchen. An der inneren Friedhofsmauer befindet sich die Gedenktafel für die Gefallenen des ersten Weltkrieges aus Obermusbach.
Christian Finkbeiner, gefallen am 14.2.1915 während der Masurenoffensive in Schnepien / Ostpreußen. Eintrag in der Stammrolle.
Christian Dölker, gestorben am 27.12.1914 im Feldlazarett Bapaume / Frankreich. Verwundet am 26.12.1914 bei La Boiselle unweit Albert durch Kopfschuss. Bekanntmachung in den Kirchennachrichten 1915.
Auf dem Friedhof befindet sich außerdem ein Grab mit vier in den letzten Kriegstagen des zweiten Weltkrieges im Musbacher Wald Abt. Gallushütte gefallene zivile Vaterlandsverteidiger.
Einen Zeitzeugenbericht können sie hier aufrufen
Dieser Grabstein von Emil Hamma stand bis etwa 1985 auf dem Friedhof in Obermusbach. Der Stuttgarter Emil Hamma , ein leidenschaftlicher Jäger, ließ sich in seinem Jagdrevier beerdigen.
Zur Erinnerung an unsere Ahnen sind hier die Grabsteine ab 2009 abfotografiert anzusehen.
Lagerbuchausschnitte entnommen aus: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, H102/63 Bd. 10.
Aufgeschrieben von Hans Rehberg.
Letzte Änderung am 12.01.24